20 Aufrufe: Bund gibt viel Geld für Podcasts aus – niemand hört sie
Auch der Bund will auf dem Podcast-Markt mitspielen. Allerdings zeigt sich: Die Angebote kosten oft viel – und ihr Erfolg ist überschaubar.
Das Wichtigste in Kürze
- Verschiedene Einheiten der Verwaltung wollen im Podcast-Geschäft Fuss fassen.
- Doch die teuren Produktionen erreichen oftmals kaum Hörer.
- Zudem gibt es Kritik am Inhalt, der eher PR als Information sei.
Podcasts sind inzwischen auch auf politischer Ebene ein wichtiges Mittel, um Informationen oder Argumente zu verbreiten. So haben beispielsweise das SP-Co-Präsidium Mattea Meyer und Cédric Wermuth oder der SVP-Präsident Marcel Dettling ein eigenes Audio-Produkt.
Doch nicht nur Parteien und deren Aushängeschilder sind in diesem Bereich aktiv. Auch der Bund selbst bietet etwas für die Ohren an.
Kultur-Podcast erzielt nur 20 Aufrufe
Und das lässt sich die Verwaltung in Bern einiges kosten. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, haben Bundesstellen in den letzten Jahren rund eine Million Franken in Podcasts investiert. Die Kosten seien hoch, weil oftmals externe Büros die Episoden produzieren.
Mit den Kosten kann das Interesse jedoch nicht mithalten, schreibt die Zeitung weiter. Oft haben die Podcasts kaum Hörer.
Besonders düster sieht es beim Podcast des Bundesamts für Kultur aus. Eine Folge über die Schweizer Literaturpreise erzielte von Mai bis Dezember 2024 zwanzig Aufrufe. Dies, obwohl die zehn Folgen der Serie 53'000 Franken kosteten.
Das Bundesamt für Gesundheit kreierte einen Podcast namens «Spectra». Dieser kostete 210'000 Franken – und wurde inzwischen wieder eingestellt.
Armee als positive Ausnahme
Dazu kommt, dass der Inhalt oft fragwürdig sei. Oftmals handle es sich um eine Selbstbeweihräucherung der Verwaltung. Kritik gebe es kaum, der Informationswert sei kaum vorhanden.
Als Beispiel nennt die «NZZ» den Podcast «Ein Plus für die Menschlichkeit», der heute «Why care?» heisst. Dort werde vor allem die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) gelobt.
Der Podcast stammt aus dem Aussendepartement und kostete rund 300'000 Franken. Das EDA räumt gegenüber der Zeitung ein, dass die Folgen im Schnitt nur 300 Hörer erzielen.
Die Liste liesse sich noch lange fortsetzen. Auch die Eidgenössische Migrationskommission investierte zum Beispiel 73'000 Franken in einen Podcast. Sie gibt in einer internen Evaluation aber selbst zu, die Nutzung sei «eher unterdurchschnittlich».
Ein positives Beispiel gibt es immerhin: Der «Schweizer Armee Podcast» erreicht pro Folge im Schnitt 5400 Hörer und kann mittlerweile als etabliertes Produkt betrachtet werden.