Adrian Amstutz tritt ab und wünscht sich gelassene Nachfolger

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Nach 16 Jahren ist Schluss: SVP-Haudegen Adrian Amstutz tritt nicht zur Wiederwahl an. Im Rückblick-Interview zeigt er sich aber nach wie vor als Wahlkämpfer.

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Adrian Amstutz über seinen Rücktritt, Highlights und Tipps für seine Nachfolger. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Nationalrat tritt nach 16 Jahren Amtszeit bei den Wahlen 2019 nicht mehr an.
  • Im Rückblick erzählt er von Höhen und Tiefen im Parlament.
  • Die anderen Parteien seien alle gleich – eine SVP-Mehrheit wäre aber trotzdem falsch.

Abwiegeln, das gibt es bei Adrian Amstutz nicht. Meinungen, Niederlagen, Ratschläge und jetzt eben auch der Rücktritt sind für ihn immer eine klare Sache. «Ich habe gerne Politik gemacht, aber irgendwann ist genug – ich werde 66 dieses Jahr, also kommt etwas Neues.» Jetzt wird gewandert, gebikt und Ski gefahren: «Meine Frau und ich haben gottseidank ähnliche Interessen.»

Erfolg mit Gotthard, Hadern mit der MEI-Umsetzung

Als Highlights und Enttäuschungen seiner Amtszeit nennt Adrian Amstutz nicht etwa Persönliches oder die Abwahl von SVP-Bundesrat Christoph Blocher. Sondern Sachgeschäfte: Die zweite Röhre am Gotthard zum Beispiel. «Da habe ich mitinitiieren und mitprägen dürfen, schon in der Kommission.»

Verfassungsbruch Adrian Amstutz
Nationalräte der SVP halten Plakate mit der Aufschrift «Verfassungsbruch» und «Massenzuwanderung geht weiter» hoch, bei der Schlussabstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative im Nationalrat, am 16. Dezember 2016. In der hintersten Reihe sitzen Albert Rösti, Toni Brunner und Adrian Amstutz. - Keystone

Nicht verwunden hat der oft als Haudegen bezeichnete ehemalige Fallschirmspringer-Grenadier auch die «light» Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. «Der Verfassungsbruch des Parlaments ist ein Paradebeispiel. Es ist wohl einmalig in unserer Demokratie, dass sich das Parlament erfrecht, derart gegen das Volk zu arbeiten.»

Adrian Amstutz will keine SVP-Mehrheit

Mal über Mal beklagt Adrian Amstutz, dass die SVP mit ihren Anliegen und ihren gewonnenen Volksinitiativen im Parlament nicht durchdringt. Alle gegen die SVP, was Adrian Amstutz nicht weiter verwundert: «Alle andern sind ja gleich – es gibt die SVP, und es gibt alle andern.»

Adrian Amstutz Doris Leuthard
Bundesrätin Doris Leuthard und SVP-Nationalrat Adrian Amstutz unterhalten sich über den Bau und die Finanzierung eines 4-Meter-Korridors auf den Zulaufstrecken zur NEAT am Gotthard während der Wintersession 2013. - Keystone

Die Mehrheitsverhältnisse zu ändern, liegt Adrian Amstutz aber fern. Es sei gut, wie es ist: «Wir sind die stärkste Partei, und die braucht es auch.» Den Wähleranteil bei den nationalen Wahlen 2019 zu halten sei schon als Erfolg zu verbuchen.

Mit einer SVP-Mehrheit das Land zu prägen, wäre dagegen keine gute Idee: «Nein, überhaupt nicht. Die direkte Demokratie erträgt keine Mehrheitspartei, das wäre völlig falsch.»

Adrian Amstutz Richard Gere
Der frischgebackene Nationalrat Adrian Amstutz anno 2003. Weil manch einer eine optische Ähnlichkeit mit einem gewissen Schauspieler ausmachte, hatte der Sigriswiler den Übernamen «Richard Gere des Oberlands». - Keystone

«Gelassenheit ist angezeigt»

Allen Parlaments-Neulingen gibt Adrian Amstutz den Rat, sich nicht von Mail-Flut und News-Hypes jagen zu lassen. «Sonst wird man zu deren Sklave.» Eine gewisse Gelassenheit sei angezeigt und, ganz wichtig: «Sich selber nicht ernst nehmen.»

So wichtig sei man als einzelner Parlamentarier denn nun auch wieder nicht. «Alleine kann man ja auch nichts erreichen. Sie brauchen ein Team, eine Fraktion, da habe ich gottseidank eine starke gehabt. Aber wer meint, er habe persönlichen Erfolg in diesem Haus, überschätzt sich völlig.»

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