Affenpocken: Bundesrat kauft wohl 40'000 Impfdosen
Aktuell ist in der Schweiz kein Affenpocken-Impfstoff zugelassen. Das soll sich jetzt schnell ändern: Am Mittwoch berät der Bundesrat über das Geschäft.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz sind schon mehr als 400 Fälle des Affenpocken-Virus laborbestätigt.
- Die Zulassung für einen Impfstoff gegen die Infektion fehlt allerdings bis heute.
- Die Landesregierung plant nun offenbar aber den Kauf von rund 40'000 Impfdosen.
Am 19. Mai wurde in der Schweiz der erste Fall von Affenpocken registriert, vier Tage später vermeldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG): Man überprüfe die Beschaffung von Impfstoffen. Inzwischen sind in der Schweiz 416 Fälle der Krankheit laborbestätigt.
In den Vereinigten Staaten, in Kanada und in der Europäischen Union ist der Impfstoff bereits zugelassen und für Risikopatienten verfügbar. In der Schweiz ist dies bis dato nicht der Fall.
Wie die CH Media-Zeitungen berichten, soll sich das ändern: Am Mittwoch wird der Bundesrat über einen Kredit zur Beschaffung des Impfstoffes beraten. Obwohl der Liefervertrag noch nicht ausgehandelt sei, soll es sich um eine Bestellung von 40'000 Dosen handeln.
Affenpocken: Schweiz als Drittstaat im Nachteil
Bereits am Samstag hatte Alain Berset das Geschäft in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen angedeutet: Man habe sehr früh versucht, die Impfung zu beschaffen.
«Aber über die EU war das nicht möglich, weil wir ein Drittstaat sind. Und die Herstellerfirma hat in der Schweiz bisher kein Zulassungsgesuch gestellt.» Aus diesen Gründen wolle der Gesundheitsminister den Impfstoff jetzt auch ohne ein solches Gesuch so rasch als möglich beschaffen.
Männer, die sexuelle Kontakte zu anderen Männern unterhalten, sind die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe. Deshalb ist die Aids-Hilfe Schweiz aktuell im Auftrag des BAG im Einsatz, um diese Risikogruppe zu sensibilisieren und zu informieren.
Schwulen-Organisationen machen Druck auf Bundesrat
Überdies geriet auch das BAG zunehmend unter Druck: Mehrere LGBTQI-Organisationen und Fachpersonen forderten, dass der Bund bei der Beschaffung «einen Gang höher schalte».
Die Einflussnahme scheint die erhoffte Wirkung erzielt zu haben. Der Bund hat jüngst seine Impfstrategie angepasst. Das Ziel sei es, die Risikogruppe möglichst umfassend zu impfen: Das BAG geht davon aus, dass insgesamt mit einem Bedarf von zweimal 20'000 Dosen gerechnet werden müsste.
Dabei handelt sich es augenscheinlich um eine Bestellmenge, die gross genug ist, um mit der Herstellerfirma in Verhandlungen zu treten.