Beratungs-Chat: Alain Berset startet grosse Impfoffensive
Der Bundesrat hat heute seine Impfoffensive verabschiedet. Nicht Teil davon sind die Impfprämien, dafür aber die Impfwoche, Impfbusse und Beratungsgespräche.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor zwei Wochen hat der Bundesrat eine Impfoffensive vorgeschlagen.
- Bis auf die Impfgutscheine behält die Exekutive die Massnahmen mehr oder weniger bei.
- Das Budget für die Offensive beläuft sich auf höchstens 96,2 Millionen Franken.
Die Impfoffensive steht – wenn auch ohne Impfgutscheine für Impf-Überzeuger. Diese Massnahme muss der Bundesrat aufgrund fehlender Unterstützung der Kantone weglassen. Was aber jetzt das Impftempo erhöhen soll, sind eine Impfwoche, mobile Impf- und Beratungsstellen, sowie «individuelle Information». Insgesamt soll die Offensive maximal 96,2 Millionen Franken kosten.
Die Impfwoche soll am 8. November losgehen. Das Budget liegt bei 15,2 Millionen Franken, vorgesehen ist viel Werbung, aber auch Veranstaltungen. Das Ziel der Woche ist es, über Nebenwirkungen, Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung zu informieren.
Alain Berset will auch auf Social Media von Impfung überzeugen
Die Anzahl mobiler Impfbusse will der Bund «deutlich erhöhen», derzeit gibt es etwa 50 Stück. Pro Impfbus will der Bundesrat bis zu 220'000 Franken investieren, insgesamt jedoch höchstens 38 Millionen.
Die «individuelle Information» beschreibt die Exekutive eher vage. Impfzögerer sollen mittels «Gruppengesprächen, persönlichen oder telefonischen Kontakt» beraten werden. Aber nicht nur: Auch in den sozialen Medien sollen Beratungspersonen über die Chat-Funktion Nutzerinnen und Nutzer ansprechen können.
Wie aber der Bund unterstreicht, wissen die Beratungspersonen nicht, wer schon geimpft ist und wer nicht. «Weder Bund noch Kantone sind in Besitz solcher Daten. Die Beratungspersonen gehen auf die Informationsbedürfnisse der Bevölkerung ein.» Die Rekrutierung jener Personen wird den Kantonen überlassen, diese könnten aber auch die Spitex oder andere Organisationen beauftragen.
Bund nennt Impfziel für Lockerungen
Mit Verweis auf andere europäische Länder will der Bund für das Ende der Massnahmen motivieren. Eine höhere Impfquote könne zu Lockerungen führen: In der Schweiz bräuchte es noch eine Million Menschen, die sich impfen lassen.
Anders ausgedrückt wären das 93 Prozent der über 65-Jährigen und 80 Prozent der 18 bis 65-Jährigen. Zurzeit sind 71,2 Prozent aller über 18-Jähriger vollständig geimpft. Wer die Impfzögerer sind, wissen weder Bund noch Kantone, so der Bundesrat.
Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen
16:22 Die Covid-Zertifikatspflicht werde im Bundesrat nochmals diskutiert, sagt Alain Berset. Weil die Zahlen zurzeit so gut seien.
16:19 Der Bund und das BAG wisse nicht, bei welchem Kilometer im Pandemie-Marathon sich die Schweiz befinde. Der letzte Effort seien nun die letzten impfbaren Personen.
16:15 Wie wird die Impfquote zukünftig berechnet? Das BAG passe derzeit das Dashboard an, mit unterschiedlichen Alterskategorien. Damit soll die Vergleichbarkeit mit anderen Ländern gegeben werden.
16:12 «Ich würde wirklich keine Verbindung machen zwischen den Massnahmen – beispielsweise die Zertifikatspflicht – und der Durchimpfungsrate», unterstreicht Alain Berset nochmals.
16:07 Berset sei «vielleicht ein wenig» überrascht gewesen, dass die Impfprämie gescheitert ist. Aber er habe gewusst, dass es ein unkonventioneller Vorschlag sei.
16:04 Die Kantone würden nicht wirklich versuchen, junge Personen auf den sozialen Medien zu erreichen. «Es ist sehr oft umgekehrt, dass zuerst die Fragen kommen von den jüngeren Leuten. Und dann die Kantone die Chance haben, via soziale Medien zu beraten», sagt Michael Beer, Leiter der Impfoffensive.
16:01 Ein typisches Profil von Impfzögerern gebe es nicht, so Berset. Es existierten zwar Hypothesen, aber wissenschaftlich gesehen hätten nicht alle Zögerer die gleichen Merkmale.
15:59 Der Bund versuche nach wie vor, alle Impfwilligen zu überzeugen, sagt Berset. Die Situation habe sich aber aufgrund der Delta-Variante verändert.
Die Zahlen für die Anzahl nötigen Impfungen habe «einen Konsens in der Wissenschaft» geliefert, sagt Patrick Mathys vom BAG.
Kantone sollen mehr Personal rekrutieren – «nicht einfach»
15:57 Dem Bundesrat sei klar, dass es den Kantonen an Personal fehle, um die mobilen Equipen bereitstellen zu können. Trotzdem sollte es möglich sein, so Berset. «Nicht einfach, aber möglich. Wenn nicht jetzt, wann dann?»
15:54 Wieso hat die Schweiz so viele Impfskeptiker und Impfskeptikerinnen? Alain Berset habe das Referendum des Epidemiengesetzes miterlebt. «Damals hat man auch gemerkt, es wird immer andere Meinungen geben», sagt er. Aber die Impfskepsis scheine eine Verbindung mit den wahrgenommenen Schwierigkeiten des Gesundheitssystems zu haben.
15:53 Der Bundesrat habe keinen Wert festgelegt, mit welchem alle Massnahmen aufgehoben würden, sagt Berset. Mit der angestrebten Impfquote würde die Situation nur beruhigt. Ein Risiko würde es immer geben.
15:50 Die Fragerunde ist eröffnet. Ist diese Offensive die letzte Chance? «Wir werden irgendwann alle mit dem Virus in Kontakt kommen», antwortet Berset. Im Moment werde alles noch kontrolliert, mit einer Impfung seien die Folgen einer Infektion «unglaublich» weniger schlimm.
«Es ist ein wichtiger Moment», sagt er. «Aber ich würde nicht von einer letzten Chance reden.»
Portugal als Beispiel
15:47 Der SP-Bundesrat ist sichtlich frustriert von der Situation: «Wir sind so nahe dran, die ganze Sache zu beenden.» Es fehlten der Schweiz nur 10 bis 20 Prozentpunkte bei der Impfquote. «Schauen Sie nach Portugal! Dort wurde alles aufgehoben.»
15:43 Zum vorgesehenen Budget sagt der Gesundheitsminister folgendes: «Es ist viel und wenig zugleich.» Zwei Wochen Gratis-Tests für alle seien etwa gleich teuer.
15:40 Berset beschreibt zudem die Impfquoten, die in zwei Altersgruppen nötig wären: Bei den über 65-Jährigen müssten etwa 93 Prozent geimpft sein. Bei den 18- bis 65-Jährigen streben die Behörden eine Quote von 80 Prozent an. Insgesamt seien es rund eine Million Personen.
15:37 «Wir wissen, dass die Impfung unsere Exit-Türe ist», so Alain Berset. Deswegen wolle der Bund die Kantone in der Durchimpfung stärker unterstützen. Die Schweiz stehe im Vergleich mit den umliegenden Länder in Sachen Impfquote schlechter da. «Es ist aber kein Wettbewerb der Staaten», präzisiert der Innenminister.
15:35 Danach stellt Alain Berset die epidemiologische Lage vor. Sie sei ermunternd, trotzdem wolle der Bund vorsichtig bleiben. Denn die Herbstferien hätten begonnen, und die Temperaturen seien tiefer.
15:32 Die Medienkonferenz beginnt mit einer Frage zum Event von heute Mittag in Luzern. Wie war es für Alain Berset? «Es war sehr schön. Sehr schön und sehr gut», antwortet Berset.
«Es tut gut», fügt er hinzu, «dass solche Momente wieder möglich sind.» Die Leute hätten sich bedankt, aber auch kritische Fragen gestellt. Die Austausche seien «sehr offen» gewesen.