Alain Berset: «Sorglosigkeit könnte sich rächen»
Das Wichtigste in Kürze
- Gesundheitsminister Alain Berset warnt vor «Sorglosigkeit» während der Corona-Krise.
- In einem Gastbeitrag einer CH-Zeitung schreibt Berset, dass eine Rückfallgefahr bestehe.
«Das Virus ist noch da, und die Abstands- und Hygieneregeln sind noch immer unverzichtbar». Das schrieb Alain Berset in einem Gastbeitrag zur Corona-Bewältigung in den Tamedia-Zeitungen (Samstagausgabe).
Das sei ein täglicher Balanceakt zwischen Lebensfreude und Lebensdisziplin, zwischen Aufatmen und Sorge. Wer sich vorsichtig verhalte, schütze die anderen. Und in dem die anderen sich vorsichtig verhielten, schützten sie uns.
Eigenverantwortung führe so zu solidarischem Handeln und fördere den Gemeinsinn. «Wir haben gezeigt, dass wir für einander da sind, wenn es darauf ankommt. Allen - fast allen - war und ist bewusst, dass Nachlässigkeit oder gar Rücksichtslosigkeit all das gefährdet, was wir in den letzten Monaten zusammen erreicht haben», sagte Alain Berset.
Die Schweiz verdanke ihre Stabilität der ständigen Suche nach einem für alle akzeptablen Weg. Dieses Vorgehen habe sich in der Krise bewährt. Der Bundesrat habe stark auf Eigenverantwortung und Einsicht gesetzt; auf Argumente und nicht auf Verbote und Kontrollen.
Lange Zeit sei unser Alltag kaum wiederzuerkennen gewesen. Und in genau dieser Zeit sei am deutlichsten zutage getreten, was die Schweiz ausmache: Pragmatismus, Gemeinsinn, Flexibilität und Bescheidenheit. Die Schweiz sei damit für künftige Krisen gerüstet.
Auch künftig sei Solidarität gefragt. Systemrelevante Arbeitskräfte, mehrheitlich Frauen, müssten finanziell besser gestellt werden. Wer es mit der Wertschätzung der lebenswichtigen Berufe ernst meine, drücke diesen Wert auch in Franken aus, sagte der Innenminister.
Die Ausrufung der ausserordentlichen Lage habe die Demokratie nicht geschwächt. Sie bleibe eine kurze Episode und werde in den nächsten Tagen wieder aufgehoben. Damit bekräftigte Alain Berset frühere Aussagen des Bundesrates. Das Parlament sei wieder an der Arbeit.
Die Parteipräsidenten von FDP, SVP, CVP sowie die Kantone pochen laut Tamedia-Zeitungen darauf, dass der Bundesrat direkt zur normalen Lage zurückkehrt und nicht bei der zweithöchsten Stufe, der besonderen Lage, verharrt. Bei der besonderen Lage behält die Regierung weitreichende Sondervollmachten.