Amherd-Nachfolge: Wer noch im Rennen ist und wer nicht
Nach der Rücktrittsankündigung von Mitte-Bundesrätin Viola Amherd erwartet die Mitte-Partei bis 3. Februar die Nominationsvorschläge ihrer Kantonalparteien.
Etliche Personen sind inzwischen vom Kandidierendenkarussell abgesprungen. Ein Überblick über Namen und Positionen in alphabetischer Reihenfolge:
MARKUS RITTER: Der St. Galler Mitte-Nationalrat und Bauernpräsident Markus Ritter hat sein Interesse für die Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd bei der Kantonalpartei angemeldet. Er wolle Verantwortung übernehmen und mit seiner Kandidatur dazu beitragen, dass die Mitte-Fraktion und danach die Bundesversammlung eine gute Auswahl hätten, sagte Ritter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die Kantonalpartei gibt am Dienstag bekannt, ob sie Ritter als Bundesratskandidaten nominiert. Der 57-jährige Bio-Bauer gilt als einflussreicher Parlamentarier, stammt allerdings aus demselben Kanton wie Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter. Er gehört seit 2011 dem Nationalrat an und ist seit 2012 Bauernpräsident. Im Nationalrat politisiert er in der Kommission für Wirtschaft und Abgaben. Exekutiverfahrung hat Ritter aus seiner Zeit als Mitglied der Stadtregierung von Altstätten SG.
MARCUS CADUFF: Der Bündner Mitte-Regierungspräsident Marcus Caduff erwägt eine Kandidatur für die Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd, wie er gegenüber Keystone-SDA bestätigte. Er wolle nun verschiedene Gespräche führen und dann bald entscheiden, ob er sich offiziell bewirbt oder nicht, sagte der 51-jährige Chef des Bündner Departements für Volkswirtschaft und Soziales der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Er bestätigte damit Berichte von «Sonntagsblick» und Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR). Caduff stammt aus Lumnezia GR und ist seit 2019 Regierungsrat in Graubünden. Dieses Jahr präsidiert er das Gremium. Seit 2004 ist er politisch aktiv – zunächst als Präsident der CVP Lumnezia, später als Grossrat und schliesslich als Fraktionspräsident.
CHRISTOPHE DARBELLAY: Der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay denkt über eine Kandidatur nach, wie er kürzlich in einem Interview mit der Zeitung «Le Nouvelliste» sagte. Er wolle mit seinen Angehörigen und mit der Partei Gespräche führen. Der 53-Jährige war von 2003 bis 2015 Mitglied des Nationalrates; heute ist er Mitglied der Walliser Kantonsregierung, des Staatsrats.
Anfang März stellt er sich im Wallis der Wiederwahl für eine dritte Amtszeit. Ein zweiter Wahlgang würde am 23. März stattfinden, also nach der Bundesratswahl. «Das ist das schlechteste aller Timings», sagte er der Zeitung. Vor dem nun ebenfalls zurücktretenden Gerhard Pfister war der Agraringenieur Darbellay zehn Jahre lang Präsident der damaligen CVP Schweiz.
ANDREA GMÜR-SCHÖNENBERGER: Die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger präsidiert die Sicherheitspolitische Kommission der kleinen Kammer. «Ich mache mir Gedanken», teilte sie Keystone-SDA mit. Ihr seien die Dossiers der abtretenden Verteidigungsministerin ebenso bekannt wie die Menschen im Verteidigungsdepartement, hatte sie sich zuvor von der «Schweiz am Wochenende» zitieren lassen.
Neben der Sicherheitspolitischen Kommission arbeitet sie auch in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie in der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen mit. Gmür-Schönenberger ist 60 Jahre alt und ausgebildete Gymnasiallehrerin. Sie will gemäss ihren Aussagen gegenüber CH Media ihren Entscheid über eine Kandidatur spätestens am Morgen des 3. Februar mitteilen.
MARTIN PFISTER: Der Zuger Regierungsrat prüft eine Kandidatur und will bis Ende Januar über seinen Entscheid informieren, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Pfister ist 61 Jahre alt und seit 2016 Mitglied der Zuger Kantonsregierung, in der er die Gesundheitsdirektion leitet. Er ist Lehrer, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete für Verbände.
MARIE-FRANCE ROTH PASQUIER: Die Freiburger Nationalrätin will sich erst Anfang Februar zu einer möglichen Kandidatur äussern, wie sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Den «Freiburger Nachrichten» hatte die 56-Jährige zuvor gesagt, der Bundesrat sei stark polarisiert, mit einem rechten Viererblock, der die Entscheidungen treffe. Für die Mitte werde es da schwierig, Politik zu machen. Das frei gewordene Verteidigungsdepartement sei zudem nicht das begehrteste.
ELISABETH SCHNEIDER-SCHNEITER: Die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneider will noch abwarten mit einem Entscheid, wie sie der «Schweiz am Wochenende» sagte. Sie wolle wissen, wer ins Rennen steige. Spitzenjobs in der Mitte-Partei dürften indes nicht nur von Männern besetzt werden.
Die 60-jährige Juristin ist seit 2010 Nationalrätin und ist Mitglied der Aussenpolitischen Kommission. Sie ist Präsidentin der Handelskammer beider Basel und hat mehrere Wirtschaftsmandate; unter anderem ist sie Vorstandsmitglied von Economiesuisse.
MICHAELA TSCHUOR: Die Luzerner Regierungsrätin Michaela Tschuor kann die Frage nach einer Bundesratskandidatur noch nicht abschliessend beantworten. Sie nehme sich die Zeit, darüber nachzudenken, schrieb sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch stehe sie diesbezüglich mit der Parteileitung im Austausch. Tschuor gab weiter an, noch nicht lange Regierungsrätin zu sein und eine grosse Agenda zu haben, die sie gerne noch umsetzen wolle. Die 47-jährige Tschuor ist Juristin und seit 2023 Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartementes des Kantons Luzern.
Aus dem Rennen genommen haben sich mittlerweile etliche Politiker und Politikerinnen: Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (VS), Nationalrätin Yvonne Bürgin (ZH), Nationalrat Martin Candinas (GR), Regierungsrat Markus Dieth (AG), Regierungsrat Lukas Engelberger (BS), Ständerat Stefan Engler (GR), Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi (NW), Nationalrat Philipp Kutter (ZH), Nationalrat Reto Nause (BE), Mitte-Parteipräsident und Nationalrat Gerhard Pfister (ZG), Nationalrat Thomas Rechsteiner (AI), Gewerbeverbandspräsident und Ständerat Fabio Regazzi (TI), Ständerat Benedikt Würth (SG) und Ständerätin Heidi Z'graggen (UR).
Ebenfalls nicht kandidieren werden die Mitglieder der von Pfister und Bregy präsidierten Findungskommission der Mitte-Partei. Es sind die Ständeräte Charles Juillard (JU) und Pirmin Bischof (SO) sowie die Ständerätinnen Marianne Binder-Keller (AG) und Isabelle Chassot (FR). Aus dem Nationalrat sind Nicolò Paganini (SG) und Regina Durrer-Knobel (NW) dabei.