Michael Lauber

Amtsenthebungverfahren gegen Bundesanwalt Michael Lauber kommt

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Bundesanwalt Michael Lauber konnte die Parlamentarier bei der Anhörung in der Gerichtskommission nicht umstimmen. Die Amtsenthebung wird eingeleitet.

Michael Lauber Bundesanwalt Gerichtskommission
Bundesanwalt Michael Lauber trifft zur Anhörung bei der Gerichtskommission ein, am Mittwoch, 20. Mai 2020 im Bundeshaus in Bern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gerichtskommission hat Bundesanwalt Michael Lauber heute angehört.
  • Danach hat sie entschieden, ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn einzuleiten.
  • Ausschlaggebend ist sein Verhalten rund um den Fifa-Prozess.

Letzten Herbst waren wir schon einmal so weit: Die Gerichtskommission des Parlaments empfahl Bundesanwalt Michael Lauber nicht zur Wiederwahl. Zu sehr war das Vertrauen durch sein Handling des Fifa-Falls erschüttert. Das Parlament wählte ihn dann – knapp, aber immerhin – trotzdem für weitere vier Jahre, Lauber sah sich gestärkt. Jetzt droht ihm allerdings die Amtsenthebung.

Amtsenthebungsverfahren beantragt

Die Gerichtskommission hat heute Lauber vorgeladen und angehört. Das musste sie tun, wenn sie ein Amtsenthebungsverfahren einleiten wollte, und ein solches hatte Kommissionsmitglied und BDP-Nationalrat Lorenz Hess beantragt. Doch der gewiefte Kommunikator konnte zu wenig überzeugen – oder hatte bereits zu viel Goodwill verspielt.

Mit 13 zu 4 Stimmen hat die Gerichtskommission beschlossen, das Amtsenthebungsverfahren einzuleiten. Die Minderheit war der Ansicht, dass vor dem Entscheid über die Verfahrenseröffnung das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts abgewartet werden sollte.

Gerichtskommission Amtenthebungsverfahren
FDP-Ständerat Andrea Caroni, Präsident der Gerichtskommission des Stände-und Nationalrats, spricht an einem Point de Presse über eine allfällige Einleitung eines Amtsenthebungsverfahren gegen Bundesanwalt Michael Lauber, am Mittwoch, 13. Mai 2020, in Bern. - Keystone

Zum Verhängnis wird Lauber nicht die Kritik vom letzten Jahr, sondern neue Vorwürfe von diesem Frühling. Die nicht-protokollierten Treffen mit Fifa-Chef Gianni Infantino seien ausführlicher gewesen als bisher bekannt. Auch sollen weitere Staatsanwälte der Bundesanwaltschaft ihre regelmässigen Telefongespräche mit den Fifa-Anwälten nicht ordentlich protokolliert haben.

caroni lauber
Ständerat Andrea Caroni, FDP-AR, Präsident der Gerichtskommission, spricht waehrend einer Medienkonferenz über den Beschluss der Kommission, ein Amtenthebungsverfahren gegen Bundesanwalt Michael Lauber einzuleiten, am Mittwoch, 20. Mai 2020 in Bern. - keystone

Laut Kommissionspräsident, FDP-Ständerat Andrea Caroni, sehe der Fahrplan nun so aus, dass man verpflichtet sei, das Ganze so schnell wie möglich voranzutreiben. Der Ball liege nun beim Bundesverwaltungsgericht. «Die Gerichtskommission wird das Verfahren aber nach allen rechtstaatlichen Grundsätzen durchführen.»

Eine Rücktrittsforderung an die Adresse Laubers sei aber kein Thema gewesen an der Sitzung. Die Gerichtskommission habe nicht die Aufgabe, jemanden zum Rücktritt zu bewegen.

Kann sich Michael Lauber noch einmal retten?

Der Antrag auf Amtsenthebung des Bundesanwalts ist ein Tiefschlag für Michael Lauber. Er ist aber auch eine Peinlichkeit für die Schweizer Justiz. Die Gerichtskommission wird wohl dem Ende mit Schrecken den Vorzug vor dem Schrecken ohne Ende gegeben haben. Entschieden ist damit aber noch nichts.

Bundesanwalt Michael Lauber Amtsenthebung
Bundesanwalt Michael Lauber, Mitte, spricht neben Andre Marty, Kommunikation Bundesanwaltschaft, an einem Point de Presse nach seiner Wiederwahl durch die Bundesversammlung, am Mittwoch, 25. September 2019, in Bern. - Keystone

Abschliessend entscheiden wird das Parlament. Auch dieses wird sich überlegen müssen, was nach aussen für ein Eindruck entsteht, wenn der oberste Strafverfolger abgesetzt wird. Und es wird Lobbying für und gegen Michael Lauber geben. Vergangenes Jahr hat sich der Bundesanwalt dafür extra die Dienste einer renommierten PR-Agentur gesichert.

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