Der Bund möchte das Bundesasylzentrum in Rehetobel AR noch länger betreiben. Die Bevölkerung hat keine Einwände – im Gegenteil.
Gemeindeübersicht Rehetobel (AR).
Gemeindeübersicht Rehetobel (AR). - Nau.ch / Simone Imhof

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Betrieb des Bundesasylzentrums in Rehetobel AR soll um ein Jahr verlängert werden.
  • Das SEM organisierte eine Infoveranstaltung in der Gemeinde.
  • Nach anfänglichem Unmut in der Bevölkerung scheint die Stimmung nun gekippt zu sein.
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Es war einer dieser Pflichttermine, die die Bundesverwaltung wahrnehmen muss. Am Dienstagabend fand die Informationsveranstaltung für die Bevölkerung von Rehetobel AR statt. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) schlug vor, das dortige Bundesasylzentrum doch noch länger im «Haus ob dem Holz» zu betreiben. Und die Bevölkerung war sich einig, wie die «Appenzeller Zeitung» berichtet.

Bundesasylzentrum soll doppelt so lange betrieben werden

Vor einem halben Jahr war der Unmut gross, Unterschriften für eine Petition wurden gesammelt. Das SEM wollte die Unterkunft bis Ende 2024 betreiben – jetzt würde man gerne bis Ende 2025 verlängern. Und dann vielleicht noch ein weiteres Jahr, ausser die Gemeinde ist dagegen.

Rehetobel "Ob dem Holz"
Die Liegenschaft «Ob dem Holz». - Rehetobel AR

Doch die Anwesenden sprachen Klartext: Es sei «nicht nachvollziehbar, wie man so etwas infrage stellen kann», «wunderbar» und «grossartig» wurde gelobt. Kritische Bemerkungen gab es auch, aber nicht gegenüber dem SEM, sondern dem Kanton: Warum von diesem keine Delegation gekommen sei, «als Zeichen der Wertschätzung».

Oder es wurde bedauert, dass die im Asylzentrum untergebrachten Kinder so selten draussen spielten. Infrage gestellt wurden die Sicherheitsmitarbeitenden, die in der Gemeinde patrouillieren: Die hätten ja eigentlich nichts zu tun.

Gemeinde trägt keine Kosten

90 Betten stehen im ehemaligen Altersheim «Ob dem Holz» zur Verfügung, aktuell sind rund 50 Asylsuchende untergebracht. Diese werden dem Kanton angerechnet beim Verteilschlüssel: 19 Personen weniger pro Jahr werden Appenzell Ausserrhoden zugewiesen. Das SEM wäre froh um diesen Standort, rechnet man doch mit weiteren Zehntausenden von Asylgesuchen und Ukraine-Flüchtlingen bis Ende Jahr.

Weil die temporäre Anlage als einzige in der Ostschweiz oberirdisch liegt, sei sie ideal für Familien. Der Betrieb sei ruhig verlaufen: Während andernorts Kriminalität und Belästigungen beklagt werden, gab es in Rehetobel eine Beschwerde wegen Littering. Und einen Steinwurf – dieser wurde aber als «Bubenstreich» eingestuft.

Ortseinfahrt Rehetobel.
Ortseinfahrt Rehetobel. - Nau.ch / Simone Imhof

Im Gegenteil, die Gemeinde profitiert eigentlich nur vom Bundesasylzentrum. Es werde lokal eingekauft und die Handwerksbetriebe unterstützt; Asylsuchende reinigten das Freibad und sanierten einen Wanderweg. Durch den Betrieb des Bundesasylzentrums wurden 40 Arbeitsplätze geschaffen. Sogar die Kosten für die Abstimmung über den Weiterbetrieb übernimmt das SEM.

Apropos Kosten: Lieber nicht darüber reden

Die 28 Kinder des Bundesasylzentrums gehen in Heiden in zwei Klassen zur Schule. Für Schulleiter Hanspeter Hotz eine wahre Freude: Die Kinder seien anständig und motiviert im Unterricht. Über Geld mag er nicht reden: «Ich habe Mühe, finanzielle Auswirkungen zu diskutieren, wenn es hier um das Wohl von Kindern geht.»

Würdest du dich gegen ein Asylzentrum in deiner Nähe wehren?

Diskutieren wird man wohl aber den Weiterbetrieb der 24-Stunden-Hotline, der auch nicht gratis sein dürfte. Diese wurde in den letzten sechs Monaten ein einziges Mal genutzt.

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