Asylgesuche aus Russland nehmen zu
Der Blick in die neusten Zahlen des Staatssekretariats für Migration zeigt: Die Zahl der Asylgesuche aus Russland nimmt zu. Dennoch gibt das SEM Entwarnung.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Kriegsbeginn hat sich die Zahl von Asylgesuchen aus Russland mehr als verdoppelt.
- Jedoch verharrt die Zahl nach wie vor auf tiefem Niveau, wie das SEM auf Anfrage mitteilt.
- In Anbetracht statistischer Schwankungen und des Krieges sei die Zahl demnach sehr stabil.
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine machen sich unzählige Schutzsuchende auf den Weg nach Westeuropa. Auch deshalb hat sich die Lage im Asylwesen in der Schweiz arg zugespitzt: Mehr als 80'000 Geflüchtete aus der Ukraine wurden hierzulande seit Kriegsbeginn registriert: Dabei handelt es sich traditionell primär um Frauen und Kinder aus dem kriegsversehrten Land.
Doch: Gemäss den neusten Zahlen des Staatssekretariats für Migration (SEM) beantragen in der Eidgenossenschaft auch immer mehr Menschen aus Russland Asyl. Die Zahl der Asylgesuche von russischen Staatsangehörigen hat sich nach Kriegsbeginn mehr als verdoppelt.
Von 77 Gesuchen auf 265 in einem Jahr
Wie das SEM auf Anfrage von Nau.ch bestätigt, verharren die Zahlen jedoch nach wie vor auf tiefem Niveau: Demnach haben im vergangenen Jahr insgesamt 265 russische Staatsangehörige ein Asylgesuch eingereicht, was 1,08 Prozent aller Gesuche entspricht. Zum Vergleich: 2021 machten die 77 registrierten Asylgesuche von russischen Staatsangehörigen lediglich 0,51 Prozent aller Gesuche aus.
Seit Jahresbeginn ist erneut ein signifikanter Anstieg zu vermelden. Per Ende März registrierte das SEM bereits 109 Asylgesuche von russischen Staatsangehörigen. Diese Zahl wurde 2022 erst später erreicht.
Dieses Jahr machten russische Staatsangehörige bisher 1,79 Prozent aller Asylgesuche aus: Dies entspricht einem erneuten Zuwachs von mehr als 50 Prozent.
SEM spricht von «sehr stabilen Zahlen»
Dennoch betont ein SEM-Mediensprecher gegenüber Nau.ch, dass sich die Gesamtzahl in absoluten Zahlen innerhalb des Bereiches von einem einzigen Prozentpunkt bewegt. «Die Zahlen scheinen mir bemerkenswert stabil, gerade angesichts des Krieges und der üblichen statistischen Fluktuation.»
Überdies scheint die allfällige Zunahme nicht auf einen Strom russischer Kriegsdienstverweigerer zurückzuführen zu sein, wie die Geschlechteraufteilung zeigt: Mit knapp 70 Prozent der Gesuche machten Männer keinen grösseren Anteil aus als vor Kriegsbeginn. Die genauen Asylgründe werden statistisch nicht erfasst.