Bauernverband: Zoff um Kosten für Image-Kampagne
Neu müssen auch Nichtmitglieder vom Bauernverband Marketing-Massnahmen mitzahlen. Das kommt nicht überall gut an.
Das Wichtigste in Kürze
- Nichtmitglieder von zwei Bauern-Verbänden müssen Marketingkosten mittragen.
- Die Verbände argumentieren, dass alle Bauern von den Massnahmen profitieren würden.
Ohne Werbung funktioniert heute keine Branche mehr. Auch die Landwirtschaft ist hier nicht ausgeschlossen. Die Frage ist allerdings: Wer bezahlt?
Der Schweizer Bauernverband (SBV) und der Branchenverband Schweizer Reben und Weine (BSRW) haben sich deswegen an den SVP-Bundesrat Guy Parmelin gewandt. Die Verbände wollten, dass auch Bauern Image-Kampagnen mitfinanzieren, die nicht Verbandsmitglieder sind.
Eine Minderheit betroffen
Viele sind es nicht: 5 bis 10 Prozent der Tierhalter sind nicht Mitglied beim Bauernverband. Und rund 4 Prozent der Rebenflächen werden von Landwirten bewirtschaftet, die nicht dem BSRW angehören.
Der Bundesrat hat das Geschäft von Ex-Winzer Parmelin durchgewunken. Nichtmitglieder des Bauernverbands zahlen jetzt zwei Jahre lang in den Werbe-Topf ein. Winzer, die nicht Mitglied von Schweizer Reben und Weine sind, sogar drei Jahre lang.
Warum? Die Landesregierung schreibt in einer Mitteilung, dass die Schweizer Landwirtschaft noch immer von den Auswirkungen der tiefen Preise für Milchprodukte in der EU sowie der Aufwertung des Schweizer Frankens in den vergangenen Jahren betroffen sei.
Um viel Geld geht es nicht: Der Bauernverband spricht von einem Mehrertrag zwischen 5000 und 13'000 Franken. Für die Werbekampagne haben Mitglieder insgesamt 2,2 Millionen Franken eingeschossen.
Damit werde etwa die Webseite Landwirtschaft.ch oder die Direktvermarktungsplattform Vomhof.ch finanziert. Dazu kommen Hofprojekte, etwa der 1. Augustbrunch.
Gegen Trittbrettfahrer
Dem Verband geht es ums Prinzip. Denn: «Wir haben diese Ausdehnung beantragt, weil alle von den damit finanzierten Marketingmassnahmen profitieren», sagt Sandra Helfenstein, Sprecherin des Bauernverbands.
Gäbe es Trittbrettfahrer, sei niemand motiviert, seinen Beitrag zu zahlen. Und sie hält fest: «Der Beitrag fliesst nicht an den Bauernverband und ist somit auch unabhängig von unserer Arbeit und Finanzierung.»
Anders sieht den Bundesrats-Entschluss Kilian Baumann, Biobauer und Grüner Nationalrat in spe. «Ich stehe dieser Praxis kritisch gegenüber», sagt er.
Innovative Bauern übergangen
Nicht nur, weil Nichtmitglieder gezwungen werden, die Werbekampagne mitzufinanzieren. Als Klimaschützer sieht er die Absatzförderung von Fleisch kritisch. «Den Fleischkonsum noch mit Werbung anzuheizen, ist klimapolitisch äusserst fragwürdig.»
Mit dem Entscheid würden nicht nur unabhängige Landwirte übergangen, sagt Baumann. «Sondern alle Bauern und Winzer, die nach neuen, innovativen Vermarktungsmöglichkeiten suchen.»
Er vermutet, dass Direktvermarkter gar nicht gezwungen werden dürfen, die Marketing-Kampagnen mitzufinanzieren. Und tatsächlich. Auf Anfrage von Nau präzisiert das Bundesamt für Landwirtschaft: «Direktverkäufe von Nichtmitgliedern sind der Selbsthilfemassnahme nicht unterworfen.»