Baume-Schneider ärgert sich über Gewerkschaftsboss
Oft seien es Männer, die zu wissen meinen, was Frauen denken, erklärt Bundesrätin Baume-Schneider. Pierre-Yves Maillard weist den Paternalismus-Vorwurf zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Januar schoss Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard gegen Elisabeth Baume-Schneider.
- «Ich war nicht so glücklich, als ich das las», erklärte die SP-Bundesrätin am Wochenende.
- Baume-Schneider ist sicher: Oft seien es Männer, die zu wissen meinen, was Frauen denken.
Eigentlich sind Elisabeth Baume-Schneider und Pierre-Yves Maillard zwei vom gleichen Schlag: Sie sind Sozialdemokraten aus der Romandie und sassen gleichzeitig in den Exekutiven ihrer Kantone. 2019 zogen sie zeitgleich ins nationale Parlament ein.
Wie «CH Media» berichtet, geht die Verbindung von «EBS» und «PYM» gar über das Politische hinaus: Die Katze der SP-Magistratin stammt aus einem Wurf der Hauskatze der Familie Maillard.
Auch politisch schien es lange Zeit so, als würden die beiden Schulter an Schulter stehen: Im Dezember 2022 hatte der Gewerkschafts-Chef gar für die Wahl der Jurassierin in den Bundesrat geweibelt – mit Erfolg. Seitdem galt Baume-Schneider als Maillards enge Verbündete im Bundesrat.
13. AHV-Rente führt zu Rissen in Beziehung
Doch im Vorfeld der Abstimmung über die 13. AHV-Rente bildeten sich erste Risse im Verhältnis zwischen den beiden Sozialdemokraten: Als Sozialministerin musste Baume-Schneider gegen die Gewerkschaften die ablehnende Haltung des Bundesrates vertreten.
Vor diesem Hintergrund hatte Maillard in einem Interview mit der «NZZ» gegen «seine» Bundesrätin geschossen: Er erwarte «gewisse Zurückhaltung» vonseiten der Jurassierin – obwohl sie als Mitglied der Kollegialbehörde die Haltung des Gesamtbundesrats vertreten müsse.
Maillard war überzeugt, dass Baume-Schneider «einen Traumjob» haben werde, falls die 13. AHV-Rente und die Prämienentlastungsinitiative an der Urne angenommen würden: «Elisabeth hat die Chance, in die Geschichte einzugehen.»
Überdies zeigte sich der Waadtländer zuversichtlich, dass Baume-Schneider die Position des Bundesrats entgegen ihrer eigenen Überzeugungen vertreten müsse: «Ich habe keinen Zweifel, wie Frau Baume-Schneider abstimmen wird», betonte Maillard im Januar.
«Männer, die zu wissen meinen, was eine Frau denkt»
Jetzt hängt wegen dieser Aussage bei EBS und PYM der Haussegen schief: «Ich war nicht so glücklich, als ich das las», erklärte die Baume-Schneider am Wochenende in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».
Die Sozialdemokratin wolle über die Aussagen Maillards nicht urteilen – auch weil sie in schätze. Doch der «Paternalismus» des Waadtländers stiess bei der Bundesrätin auf wenig Gegenliebe, wie sie zugibt: «Ich mag solche Aussagen allgemein nicht – auffällig oft sind es Männer, die zu wissen meinen, was eine Frau denkt.»
In Wahrheit sei sie nämlich 60 Jahre alt und fälle eigenständige politische Entscheidungen: «Meine politische Arbeit ist Ausdruck davon» – auch die Fasson, wie sie die Haltung des Gesamtbundesrats im Abstimmungskampf vertrete.
Auf Anfrage von «CH Media» weist Pierre-Yves Maillard den Vorwurf des Paternalismus entschieden von sich: Tatsächlich seien seine Äusserungen Ausdruck des Vertrauens, dass die Wahl in den Bundesrat «die grundsätzlichen Überzeugungen einer Person» nicht verändere.