Bei Arbeitsbedingungen zu spät und bei Ausbildung zu knausrig

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Bern,

Für die zweite Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative drängt die Zeit.

Pflegeinitiative
Pflegeinitiative. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

    Während es auf bessere Arbeitsbedingungen warte, laufe das Personal davon, lautete der Grundtenor bei SP und Gewerkschaften. Die Gesundheitsdirektoren bemängelten die im Juli startende Ausbildungsoffensive. Klar ist: Für die zweite Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative drängt die Zeit.

    Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und Gesundheitsdirektoren (GDK) bezeichnete den Bund bei der Ausbildungsförderung für das Pflegepersonal am Mittwoch als zu zurückhaltend.

    Sie kritisierte, dass der Bundesrat die Bundesbeiträge degressiv gestalten und damit schrittweise senken wolle. Abgestufte Bundesbeiträge gegen Ende der Förderperiode seien kontraproduktiv für das angestrebte Ziel, und den Kantonen fehle so die Planungssicherheit.

    Zudem passt der GDK die Befristung auf acht Jahre nicht. Schliesslich halte der neue Verfassungsartikel «ganz klar fest», dass Bund und Kantone für ausreichend Pflegepersonal sorgen müssten.

    Umsetzung der Pflegeinitiative

    Zur zweiten Etappe zur Umsetzung der Pflegeinitiative, dem vom Bundesrat vorgeschlagenen Gesetz für bessere Arbeitsbedingungen beim Pflegepersonal, äussert sich die GDK in der Vernehmlassung. Einige Kantone hätten schon Verbesserungen eingeleitet.

    Der Handlungsbedarf nehme täglich zu, warnte die SP. Das Pflegepersonal brauche rasch bessere Arbeitsbedingungen. Obwohl die Stossrichtung im Bundesgesetz stimme, dürften Pflegefinanzierung und Personalausstattung nicht auf der Strecke bleiben. Dazu seien mehr Mittel nötig.

    Der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) bezeichnete die Vorschläge zur zweiten Etappe als «Placebo». Die Massnahmen seien ungenügend und erfolgten zu spät. Für viele Kantone würden sie sogar einen Rückschritt bedeuten. Ein funktionierendes Gesundheitswesen brauche verbindliche Personalschlüssel und Löhne.

    Der Bundesrat setze die Pflegeinitiative und damit den Volksauftrag mit dem Bundesgesetz über die Arbeitsbedingungen nur teilweise um, schrieb der Berufsverband des Pflegefachpersonals (SBK). Dass die Landesregierung die Pflegefinanzierung und die bedarfsgerechte Personalausstattung nicht sicherstelle, sei inakzeptabel.

    Kommentare

    User #2654 (nicht angemeldet)

    Ja aber wer soll die neuen Spitäler der Schweiz bezahlen? Wir brauchen Platz...

    User #4245 (nicht angemeldet)

    Solange kein Geld für genügend Personal pro Schicht fliesst, wird sich auch mit jeder anderen Massnahme niemand mehr für diesen Beruf interessieren. Der Stress ist unaushaltbar geworden, die Sicherheit für die Patienten höchst bedenklich, die Pflegenden kündigen reihenweise mit gutem Grund. Ich war selber 20J. in der Pflege. Zudem ist der Beruf durch die massive Überbürokratisierung total unattraktiv geworden. Wir wollen nicht hauptsächlich mit Computern und Formularen zu tun haben, sondern mit Menschen! Der Beruf verkümmert und wegen der ständigen Zeitnot, man rennt von einem zum nächsten, was der Mitmenschlichkeit und dem genauen Beobachten und der Sorgfalt massiv Abbruch tut. Alle werden es spüren, wenn die Pflege nicht mehr menschlich, nicht mehr sicher, nicht mehr gesund sein kann. Ihr werdet alle mal alt oder krank, auch ihr Politiker. Das wird dann Karma für euch sein, wenn ihr z.B. einnässt und nicht mehr versorgt werden könnt. Das ist menschlich unter allem und total entwürdigend und leider heute schon ein grosses Problem. Ihr Politiker werdet ernten, was ihr gesäht habt.

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