Blinde wehren sich gegen Velo-Kinder auf dem Trottoir

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Bern,

Blinde haben gar kein Verständnis für die Idee des Bundes, Kindern das Velofahren auf Trottoirs zu erlauben. Die Massnahme erreiche das Gegenteil ihres Ziels.

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Orientierungshilfen am Boden für Blinde. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bundesamt für Strassen schlägt vor, Kindern das Velofahren auf Trottoirs zu erlauben.
  • Blinde stellen sich dezidiert gegen den Vorschlag – sie gefährde die Fussgängersicherheit.

Gemischte Velo- und Fusswege. Seit dem deutlichen Ja zum Gegenentwurf zur Volksinitiative «Velo-Initiative» im September 2018 werden die Radwege verstärkt gefördert.

Das Bundesamt für Strassen (Astra) will Kindern bis 12 Jahren nun das Velofahren auf Trottoirs erlauben. Der Bundesrat soll die entsprechende Erlaubnis noch dieses Jahr erteilen.

Doch jetzt laufen Blinde Sturm. Martin Abele, Bereichsleiter Interessenvertretung beim Blinden- und Sehbehindertenverband SBV, stellt klar: «Es darf nicht sein, dass die Sicherheit von sehbehinderten Menschen gefährdet wird, um Probleme auf den Strassen zu lösen.»

Kollisionen mit Blinden wären vorprogrammiert

Der SBV erklärt: «Für blinde und sehbehinderte Menschen ist die Fortbewegung im öffentlichen Raum stark erschwert. Schon heute gleicht ihr Weg häufig einem Spiessroutenlauf, stellen doch unachtsame Passanten, verstellte Leitlinien und unerwartete Hindernisse Gefahrenquellen dar.»

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In der Schweiz leben über 320'000 Personen mit einer Sehbehinderung, Tendenz steigend. - Keystone

Von der Idee des Astra hält der SBV gar nichts und warnt: Velos auf Trottoirs stellen eine grosse Gefahr für Blinde und Sehbehinderte dar. «Velos fahren lautlos, sind aber in der Regel schneller unterwegs als zu Fuss Gehende. Kollisionen und Unfälle sind praktisch vorprogrammiert», schreibt der SBV in einer Mitteilung.

Bei Kindern sei das Problem besonders gross, da sie oft nicht adäquat auf Bewegungen anderer Personen auf dem Trottoir reagieren könnten. Besonders ältere Kinder würden bereits schnell fahren, was neben Blinden auch Senioren gefährden könne.

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Der SBV vertritt die Interessen der als nationale Selbsthilfeorganisation die Interessen der blinden und sehbehinderten Menschen in der Schweiz. - Keystone

Sicherheit wird nicht erhöht – im Gegenteil

«Bemerkenswert ist, dass es das explizite Ziel des Bundesrats war, mit den vorgeschlagenen Massnahmen die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den Verkehrsfluss zu verbessern», so der SBV weiter. Doch mit der vorgeschlagenen Änderung würde genau das Gegenteil erreicht. Die Sicherheit der zu Fuss Gehenden werde abgebaut und der Verkehrsfluss im Fussgängerbereich verschlechtert.

Der SBV hat deshalb bereits in der Vernehmlassung vorgeschlagen, Kindern nur bis zum 8. Lebensjahr das Velofahren auf Trottoirs zu erlauben.

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