Braucht es Social-Media-Verbote für Jugendliche?
Braucht es Social-Media-Verbote für Jugendliche? Katja Christ hat aus grünliberaler Sicht, aber auch als Mutter Zweifel, ob das der richtige Weg sei.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Bevölkerung befürwortet mehrheitlich Einschränkungen bei Social Media für Jugendliche.
- Nationalrätin Katja Christ (GLP/BS) zweifelt am Nutzen.
- Als Mutter sei sie diesbezüglich kompetent – aber wie steht's mit dem Rest des Parlaments?
Im Röschtigrabe-Talk vom 3. Dezember im Berner Restaurant Röschtigrabe wurde zunächst viel über die Beeinflussbarkeit durch Werbung debattiert.
GLP-Nationalrätin Katja Christ sprach sich gegen Werbeverbote aus, wie sie zum Beispiel für stark zucker- oder fetthaltige Lebensmittel diskutiert werden.
Einerseits aus grundsätzlichen, liberalen Überlegungen. Andererseits aber auch, weil eine Abgrenzung schwierig wäre: Sollte man dann auch H&M-Werbung verbieten, weil diese falsche Schönheitsideale vermitteln könnte?
Die gleiche Problematik trifft auch auf Social Media zu. Hier werden nicht nur übersteigerte Ideale vermittelt, sondern auch gefährliche Trends gesetzt. Zudem haben Tiktok und Co. ein beachtliches Suchtpotenzial.
Beeinflussung von allen Seiten
Wie sieht es denn diesbezüglich mit einem Verbot oder Einschränkungen für Jugendliche aus? Und sind Politikerinnen und Politiker bei diesem Thema überhaupt gut informiert?
«Wir müssen uns bewusst sein: Alles im Leben beeinflusst uns», sagt Christ im Nau.ch-Interview.
«Es lauern überall viele Süchte oder mögliches Suchtverhalten. Die Frage ist einfach, wie wir dem begegnen wollen.»
Wichtig sei für sie, dass allfällige Massnahmen auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt werden.
«Also, dass wir beispielsweise mit einem Tiktok-Verbot das erreichen, was wir erreichen wollen.» Beispiele aus anderen Ländern lassen sie diesbezüglich zweifeln.
Wer im Parlament ist Tiktok-kompetent?
Früher oder später müsste dann aber wohl das Parlament entscheiden, ob es gesetzliche Regelungen für Social Media braucht.
Sind die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in solchen Fragen überhaupt kompetent? Denn nicht alle geniessen Anschauungsunterricht durch eigene Kinder im Teenager-Alter.
So gesehen sei sie wohl sehr kompetent bezeichnen, verrät die GLP-Nationalrätin. «Aber überraschenderweise würde ich jetzt eher vorsichtig sein mit Verboten in diesem Bereich.» Und zwar gerade eben, weil sie zu Hause Kinder und Jugendliche habe.
Gegen Entscheide aus einem Bauchgefühl heraus
Aber ganz grundsätzlich sei man ja ein Miliz-Parlament: «Wir kommen alle aus ganz verschiedenen Fachgebieten. Und wir stimmen täglich über Dinge ab, wo wir persönlich nicht daheim sind.»
Das mache aber den Faktor Miliz aus: dass man dann einander zuhöre, denjenigen Personen, die aus ihren Gebieten erzählen und einen vertieften Zugang haben.
Aber auch: «Dass man sich dann durchaus selbst eine Meinung bilden kann. Auch wenn man nicht gerade eine spezifische Ausbildung oder, wie in diesem Beispiel, selbst Kinder hat.»
Ganz grundsätzlich findet es Katja Christ immer gut, wenn nicht einfach aus einem Bauchgefühl heraus entschieden wird.
«Weil man einfach findet: ‹Jetzt muss ein Zeichen gesetzt werden.›» Darum habe sie, wie eingangs erwähnt, immer gerne zuerst eine wissenschaftliche Basis, bevor sie etwas am ganzen System ändere.