Schweizer wollen Social-Media-Verbot für Kids – Kritik

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Fast 80 Prozent der Schweizer wollen nicht, dass sich Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre auf Tiktok und Insta rumtreiben. Experten sind skeptisch.

Kinder Selfie
Ein Selfie machen und dann auf Social Media posten – das will die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer Unter-16-Jährigen verbieten. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer unterstützen ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige.
  • Experten kritisieren das Verbot und betonen die positiven Aspekte von Social Media.
  • Australien führte ein entsprechendes Verbot ein.

Australien hat als erstes Land weltweit ein Gesetz verabschiedet, das Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu Social Media verwehrt. Bei Nichtbeachtung der Altersbeschränkungen drohen den Plattformbetreibern Geldstrafen von bis zu 28 Millionen Franken.

Jetzt ist die Diskussion auch hierzulande lanciert: Fast 80 Prozent der stimmberechtigten Schweizerinnen und Schweizer unterstützen ein Verbot von Social-Media-Plattformen für unter 16-Jährige. Das zeigt eine neue repräsentative Umfrage des Instituts Leewas im Auftrag von «20 Minuten» und Tamedia.

Doch: Experten halten nicht viel davon.

Experten sehen positive Aspekte bei Social Media

Medienwissenschaftlerin Dominique Wirz kritisiert gegenüber Tamedia, dass die Nutzung von Social Media oft pauschal als schädlich dargestellt wird.

Sie erklärt, dass gut durchgeführte Studien zeigen, dass Social Media kaum oder nur sehr geringe Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben.

Ein Verbot würde zwar Kinder vor spezifischen Gefahren schützen, aber es würde auch ein neues Problem schaffen: «Jugendliche erhalten so erst spät die Möglichkeit, Medienkompetenz zu entwickeln. Die für den Umgang mit diesen Mechanismen notwendig ist», sagt sie.

«Kinder müssen lernen, mit digitalen Medien umzugehen»

Pro Juventute bläst ins gleiche Horn. Die Organisation weist darauf hin, dass der Alltag von Kindern und Jugendlichen heute zu einem grossen Teil digital stattfindet. Und es gebe auch positive Aspekte. «Kinder müssen genauso wie Lesen und Schreiben lernen, mit digitalen Medien umzugehen», so der Standpunkt.

Findest du Social Media genauso wichtig wie Lesen und Schreiben?

Und auch der Rechtsanwalt Martin Steiger lehnt ein Social-Media-Verbot entschieden ab. Er sieht in der Diskussion über ein Verbot vor allem eine «moralische Panik».

Er kritisiert im Bericht: «Kinder und Jugendliche haben das Recht, sich über Social-Media-Plattformen auszutauschen. Mit einem Verbot würden sie von einem wesentlichen Teil der heutigen Welt abgeschnitten.»

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Kommentare

User #1116 (nicht angemeldet)

Der Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt sollte verstärkt werden. Und die Eltern sind auch gefordert, sich damit auseinanderzusetzen - zusammen mit den Jugendlichen.

User #5706 (nicht verifiziert)

In der Vergangenheit hat sich mehrfach gezeigt, dass Verbote und Menschen nicht wirklich kompatibel sind.

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