Bundespräsidentin Sommaruga widerspricht Grünen bei Klima-Strategie
Bundesrätin Simonetta Sommaruga will in ihrem Präsidialjahr den Fokus auf die Energiewende legen. Diesbezüglich widerspricht sie den Grünen klar.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrätin und UVEK-Chefin Simonetta Sommaruga ist 2020 Bundespräsidentin.
- Sie will den Schwerpunkt dabei auf die Energiewende legen.
- Das Potenzial bei Solar- und Wasserenergie müsse ausgeschöpft werden, sagt sie.
Die Grünen hätten mit Simonetta Sommaruga ja bereits eine Vertretung im Bundesrat, hiess es gelegentlich in der Diskussion um einen grünen Bundesratssitz. Die UVEK-Chefin politisiere doch grün, so die Argumentation. Doch jetzt zeigt sich: In der Klima-Politik hat Sommaruga eine andere Ansicht als die Grünen.
Die neu gewählte Bundespräsidentin will in ihrem Präsidialjahr den Fokus nämlich auf die Energiewende legen. Die Schweiz müsse mehr einheimischen Strom erzeugen, anstatt jährlich Milliarden von Franken für «teures Öl und Gas» aus dem Ausland auszugeben.
«Angesichts der weltweiten Klimasituation und mit Blick auf die letzten Wahlen ist klar: Die Energie- und Klimapolitik hat Priorität. Wir brauchen mehr sauberen Strom aus der Schweiz«, sagte die SP-Bundesrätin im Interview mit dem «Sonntagsblick».
Simonetta Sommaruga: Wirtschaft würde profitieren
«Wir geben jedes Jahr Milliarden von Franken aus, um im Ausland teures Öl und Gas einzukaufen. Wenn wir stattdessen einheimischen sauberen Strom produzieren, hat das gleich zwei Vorteile», erläuterte Sommaruga.
Zum einen würde die Schweizer Wirtschaft profitieren – insbesondere jene kleinen und mittleren Unternehmen, welche Solarpanels montieren und entwickeln oder neue Heizungssystem installieren.
Dadurch würden Aufträge und Arbeitsplätze geschaffen. «Zudem senken wir so unsere Abhängigkeit vom Ausland. Wenn wir in diesen Technologien gut sind, können wir sie auch noch exportieren», erläuterte Sommaruga.
Solarenergie kann mehr Strom als vier AKW produzieren
Mit Solarenergie könne die Schweiz mehr als doppelt so viel Energie produzieren wie die vier Atomkraftwerke zusammen, sagte Sommaruga. In der Landwirtschaft sieht sie besonderes Potential.
«Die Bauern werden immer häufiger zu Stromproduzenten», sagte sie. Mit ihren Scheunendächern hätten sie die Flächen, um grosse Mengen Strom zu produzieren. Sonnenenergie sei eben auch ein Naturprodukt.
Die beschlossene Energiestrategie brauche jetzt nochmals Schub. Der Bundesrat wolle daher die Wasserkraft und Solarenergie stärken. Das Potential sei da: Die Sonneneinstrahlung in der Schweiz sei 200 Mal höher als der Energieverbrauch.
Zudem gebe es genügend Flächen für Sonnenkollektoren, mit welchen doppelt so viel Strom produziert werden könne wie heute mit Atomkraftwerken.
Mehr Unterstützung für Wasserkraft
Mit dem neuen Energie-Paket wolle der Bundesrat den Unternehmen, die derzeit zu wenig Planungssicherheit hätten, zeigen, dass er die Rahmenbedingungen für Investitionen in der Schweiz verbessern wolle. So würden etwa die Investitionsbeiträge für die Wasserkraft verdoppelt.
Im Alltag werde die Energiewende aber kaum zu gravierenden Änderungen führen, sagte die Politikerin. «Wenn wir weniger Energie verschwenden, ändert sich unser Alltag kaum.» Bei E-Autos sieht Sommaruga ebenfalls gute Entwicklungen und meint, dass die Autohersteller bei der Elektromobilität aufholten.