Bundesrats-Kandidaten fallen bei Fremdsprachen durch

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Muss ein Bundesrat eine zweite (dritte?) Landessprache und Englisch können? Vor allem männliche Anwärter scheitern schon an den einfachsten Sätzen spektakulär.

CVP-Bundesratsanwärter Heidi Z'graggen, Peter Hegglin, Elisabeth Schneider-Schneiter und Viola Amherd beim Smalltalk vor der ersten Bundesratskandidaten-Debatte.
CVP-Bundesratsanwärter Heidi Z'graggen, Peter Hegglin, Elisabeth Schneider-Schneiter und Viola Amherd beim Smalltalk vor der ersten Bundesratskandidaten-Debatte. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Insbesondere die männlichen Bundesrats-Anwärter tun sich schwer mit Fremdsprachen.
  • Frauen reden dagegen munter drauflos, wenn auch nicht immer perfekt.
  • Parlamentarier fordern: Mindestens Deutsch und Französisch sollte ein Bundesrat können.

Wenn Bundesräte ausnahmsweise mal Englisch sprechen, kann das schon mal akutes Fremdschämen auslösen. Aber immerhin sprechen sie Englisch: Am WEF, bei der UNO oder auch mal bei CNN. Im Gegenteil zum CVP-Bundesratskandidaten Peter Hegglin, der beim CVP-Podium im Berner Bellevue von Konkurrentin Elisabeth Schneider-Schneiter gerettet werden musste, als er bei "invest… investition.

It's failing men, les femmes savantes

Auch Französisch gelingt Hegglin kein ganzer Satz. Hier sitzt er in einem Boot mit FDP-Kandidat Hans Wicki. Ein Zuger und ein Nidwaldner halt, möchte man einwenden. Dass es aber auch anders geht, zeigt die Urner Regierungsrätin Heidi Z’Graggen: Sie parliert munter drauflos, wenn auch mit einem schampar schönen Akzent.

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Von «ich beginne mal auf Deutsch» bis «italiano, mi piace»: Die Sprachkompetenzen sind bei den CVP-Bundesratskandidaten unterschiedlich verteilt. - Nau / Facebook / @CVP.PDC.PPD.PCD

Überhaupt, die Frauen: Die Bundesratskandidatinnen brillieren sprachlich. Schneider-Schneiter lobt und preist das Italienische – auf Italienisch. Viola Amherd muss ihr Touristen-Italiano etwas zusammenkratzen, spricht dafür aber fliessend Französisch. Der FDP-Kronfavoritin Karin Keller-Sutter attestieren Romands gar, «quasi akzentfrei» französisch zu sprechen, Italienisch kann die gelernte Dolmetscherin ebenfalls.

Ohne Französisch und Englisch ist ein No-go 

Ein jeder hat seine Talente – doch im Anforderungsprofil der FDP steht explizit: «Muss […] einen souveränen Umgang mit den Medien in mehreren Landessprachen pflegen.» Auf Nachfrage relativiert Partei-Präsidentin Petra Gössi: Das sei zwar wichtig, aber «einer von mehreren Faktoren», die dann das Parlament zu gewichten habe.

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FDP-Ständerat Hans Wicki kann eine Journalisten-Frage nur teilweise auf Französisch beantworten. - Nau

Dem widerspricht SP-Nationalrätin Silva Semadeni. Die Puschlaverin ist zwar Präsidentin der Parlamentarischen Gruppe Italianità, gesteht den Bundesräten aber zu, dass Italienisch lediglich verstanden werden müsse. Deutsch, Französisch und auch Englisch müsse man aber «verstehen und verständlich sprechen».

Sind wir zu streng? Certamente no.

Die Forderung ist nichts mehr als berechtigt. Nicht nur, aber auch die Innerschweizer werben ja für ihre Kandidatur mit dem Argument, ihre Region müsse von der restlichen Schweiz wieder einmal wahrgenommen werden. Wie soll man sie denn jenseits des Röstigrabens wahrnehmen, wenn man sie nicht versteht?

Und als Bundesräte müssten sie ja auch Gegenrecht gelten lassen: Sie müssen alle Landesteile in ihre Überlegungen einbeziehen. Ein rudimentäres Sprach-Verständnis darf also erwartet werden. Rätseln darf man, wie man als Ständerat darum herumkommt, etwas mehr als Primarschul-Französisch aufzuschnappen. Oder warum ein Finanzpolitiker das Wort «investment» verzweifelt suchen muss. Da hilft wohl nur ein Anglizismus: Learning by doing.

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