Hat Bundespräsident Berset eine Anti-Trump-Rede gehalten?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Prättigau,

Wie üblich fällt am WEF dem Bundespräsidenten die Ehre zu, die Eröffnungsrede zu halten. Alain Berset hat das eloquent getan. Die Punkte, die er herausstrich, klangen wie eine auf US-Präsident Donald Trump gemünzte Kritik.

Alain berset
Alain Berset am Word Economic Forum in Davos. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Alain Berset hat als Bundespräsident die Ehre, das WEF eröffnen zu dürfen.
  • Er rief zu mehr internationaler Zusammenarbeit und Klimaschutz auf.
  • Berset betonte vor allem Punkte, die der Politik von US-Präsident Donald Trump genau entgegengesetzt sind.

Nach einführenden Worten von WEF-Gründer Klaus Schwab ist am Dienstag Bundespräsident Alain Berset ans Rednerpult geschritten und hat die offizielle Eröffnungsrede gehalten. Er redete den anwesenden politischen und wirtschaftlichen Führern ins Gewissen – oder hat er nur zu einer einzigen, ganz bestimmten Person geredet?

Donald Trump wird das nicht gefallen

Erste Kernaussage Bersets: 2018 muss das Jahr von internationaler Zusammenarbeit und Multilateralismus werden. Also Abkommen mit mehreren Staaten zusammen, Freihandel, Konfliktbewältigung. Berset warnt vor Nationalismus und Protektionismus – diese Strömungen würden nicht so schnell wieder verschwinden.

Was macht Donald Trump? Er kündigt das transpazifische Freihandelsabkommen. Er erhebt Schutzzölle, ein Paradebeispiel für Protektionismus. Und er fördert Nationalismus, nicht nur mit «America first», sondern auch eindeutigen Avancen gegenüber nationalistischen Politikern.

Klimawandel als Thema am WEF

Der Klimawandel ist nicht nur im WEF-Programm ein wichtiger Pfeiler, er ist auch ein grosser «Grund zur Sorge» für die Gesellschaft, betonte Berset in seiner Rede. Donald Trump hält den Klimawandel für eine von China erfundene Lüge und hat das Pariser Klimaschutz-Abkommen gekündigt.

Die Lektion der letzten zwei Jahre sei: «Die breite Mitte der Gesellschaft muss die Gesellschaft als fair empfinden - sonst legt sie ihr Veto ein». Die Ursachen der Wut müsse man beseitigen, sagte Alain Berset. Weil sonst Populisten wie Donald Trump von dieser Wut profitieren und gewählt werden?

Lob vom WEF-Chef

Hat sich unser Bundespräsident mit dieser Rede etwas gar undiplomatisch verhalten? Immerhin forderte er auch mehr Sozialstaat, mehr Gerechtigkeit, mehr Verantwortung in Wirtschaft und Politik. Alles entlang dem Parteiprogramm seiner SP.

Offenbar hat Berset den Ton aber genau getroffen. WEF-Gründer Klaus Schwab verdankte die Rede mit den Worten: «Vielen Dank, dass sie unsere Aufgabe beim WEF in Davos so präzise beschrieben haben.» Am Donnerstag wird Berset Trump persönlich treffen.

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