Coronavirus: Alain Berset nennt Kriterien für Impfung bis Juni
Bis Ende Juni sollen alle willigen Personen in der Schweiz gegen das Coronavirus geimpft sein, so das BAG. Bundesrat Alain Berset nennt nun Kriterien dafür.
Das Wichtigste in Kürze
- Bis Ende Juni sollen alle impfwilligen Personen die Spritze erhalten, so das Ziel des BAG.
- Gesundheitsminister Berset nennt nun erstmals Kriterien, wie das geschafft werden könnte.
- Die Hürden sind enorm hoch, Politiker sprechen schon von «Ausreden auf Vorrat».
Auch ein Jahr nach Ausrufung des ersten Lockdowns ist das öffentliche Leben in der Schweiz weitgehend lahmgelegt. Das Treffen von anderen Familien ist verboten, die gesamte Gastronomie geschlossen.
Den Lichtblick am Horizont stellen die Impfungen dar. Noch laufen diese schleppend, doch bis Ende Juni sollen alle Schweizer geimpft sein, die das wollen. Dies ist das offizielle Ziel des BAG, welches Vizedirektorin Nora Kronig kürzlich wiederholte.
Nur: Viele glauben angesichts der stockend verlaufenden Impfkampagne nicht mehr daran. Sowohl FDP-Nationalrätin Daniela Schneeberger und Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy wollten deshalb endlich Klartext von Alain Berset.
Erstmals nennt der Gesundheitsminister in den entsprechenden Antworten, die Nau.ch vorliegen, nun konkrete Kriterien. Aktuell gehe das BAG davon aus, dass Anfang Juni die impfwilligen Personen der Risikogruppen eine Injektion erhalten haben. Bereits vorher – «aber schwergewichtig im Juni» – soll der Rest der Bevölkerung geimpft werden.
Es könnte schnell zu Verzögerungen kommen
Doch so richtig sicher scheint sich Berset auch nicht mehr zu sein. Das hochgesteckte Ziel könne nämlich nur unter gewissen Voraussetzungen erreicht werden – und diese sind zahlreich. Geht auch nur bei einem Punkt etwas schief, könne es zu Verzögerungen kommen. Dabei geht es um folgende fünf Annahmen.
- Die Impfstoffe von CureVac und Novavax werden bald zugelassen. Von den beiden Vakzinen haben die Schweizer Behörden kürzlich Millionen von Dosen bestellt. Entscheiden darüber wird Swissmedic. Und: Die Arzneimittelbehörde zeigt sich geduldig, wie etwa die Nicht-Zulassung von AstraZeneca zeigt.
- Alle bestellten Impfdosen – egal von welchem Hersteller – müssen «wie angekündigt» geliefert werden, so Berset. Bis anhin kam es aus unterschiedlichen Gründen aber immer wieder zu Verzögerungen.
- Wenn die Dosen pünktlich und in der richtigen Menge ankommen, müssen die Kantone diese «umgehend» verimpfen. Und entsprechend hohe Impfkapazitäten bereitstellen.
- Viertens: Die Impfbereitschaft darf nicht wesentlich höher liegen als erwartet. Denn sollten sich mehr Menschen piksen lassen, als aktuell angenommen, würde dies «die Durchimpfung verlangsamen», so Berset. Fakt ist: Die Bereitschaft ist in den letzten Wochen stetig gestiegen.
- Zu guter Letzt brauche es für die Zielerreichung auch eine «günstige» epidemiologische Lage, erklärt der SP-Bundesrat. Begründung: Wenn sich viele Personen mit Impftermin in Isolation oder Quarantäne befinden, bremse das die Kampagne. Schlechte Nachricht auch hier: Die Fallzahlen steigen seit einigen Wochen langsam, aber stetig.
Philipp Bregy ärgert sich über «Ausreden»
Ob all diese Voraussetzungen in den nächsten Monaten erfüllt werden, ist zumindest fraglich. Im Parlament sorgt die brisante Antwort jedenfalls für Kopfschütteln: «Das sind Ausreden auf Vorrat», ärgert sich Fragesteller Philipp Bregy. Anders könne man das nicht interpretieren, so der Walliser Mitte-Nationalrat zu Nau.ch.
Es irritiere ihn, dass man für die Erreichung der«längst gesteckten Ziele auf so viele Eventualitäten» vertrauen müsse. «Dies umso mehr, als dass man bei der Beschaffung grosse Chancen ausgelassen hat», wettert der Walliser Politiker.
Am Dienstag hält das Bundesamt für Gesundheit erneut eine Pressekonferenz auf Fachebene ab. Am Mittwoch dann nimmt der Nationalrat in einer dringenden Debatte erneut die Corona-Thematik auf.
Am Freitag schliesslich entscheidet der Bundesrat, ob und ab wann es Lockerungen des aktuellen Corona-Regimes gibt. Für Gesprächsstoff ist bis dahin jedenfalls endgültig gesorgt.