Coronavirus: BAG zur Corona-Situation vor Ostern

Kurz vor Ostern und dem Beginn der grossen Testoffensive informieren BAG und Apotheken zu den Selbsttests und dem geplanten Impfzertifikat.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Selbsttests kommen nach Ostern – aber bitte nicht hamstern, warnt PharmaSuisse.
  • Das BAG weist zudem darauf hin, dass die Aussagekraft nur 24 Stunden beträgt.
  • Am Impfpass laufen die Arbeiten immer noch.

Selbsttests, Schnelltests, Impfpass und Virus-Mutationen: Das waren die Hauptthemen an der heutigen Medienkonferenz mit Fachleuten. Einerseits halten Bund und Kantone fest, die ausgeweitete Teststrategie sei ein zentrales Element, um die dritte Welle des Coronavirus zu brechen. Andererseits gestaltet es sich schwierig, sich in Apotheken testen zu lassen. Die versprochenen Selbsttests kommen zwar, aber die Apotheken warnen vor einem zu grossen Ansturm.

Der Selbsttest: Auspacken, einpacken, rein, raus

Martine Ruggli, Präsidentin des Branchenverbands PharmaSuisse, nahm Stellung zum Selbsttest, von dem pro Monat jede Person fünf zur Verfügung haben soll. Man habe einen früheren Start angestrebt, aber das sei dann leider nicht möglich gewesen. Nächste Woche wollen die Apotheken aber so weit sein.

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Martine Ruggli, Präsidentin von Pharmasuisse, demonstriert den Selbsttest, der in Apotheken bezogen werden kann. - YouTube / Der Schweizerische Bundesrat

Dazu wird extra noch Personal aufgestockt, denn die Tests könne man zwar bereits millionenfach bestellen, aber sie müssen noch umgepackt werden. Ruggli demonstriert dann aber auch, wie einfach danach alles läuft: Vier Mal mit dem Stäbchen in jedes Nasenloch, ab in die Lösung, Strichlein ablesen. Und dann je nach dem ab zum genaueren PCR-Test, wenn der Selbsttest positiv war.

Vor Ostern «sinnlos»

Ruggli bittet die Bevölkerung, nicht gleich am ersten Tag die Apotheken zu stürmen und die vom Bund bezahlten fünf Gratistests beziehen zu wollen. Sie geht aber davon aus, dass sich mit der Zeit Angebot und Nachfrage einpendeln werden.

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Ein Selbsttest auf das Coronavirus. - dpa

Patrick Mathys vom BAG stellt klar, dass es im Hinblick auf Verwandtenbesuch keinen Sinn mache, sich jetzt testen zu lassen. Die Aussagekraft des Ergebnisses sei nur während 24 Stunden gegeben. Damit wäre also ein Test am Donnerstag bis zum Ostersonntag oder gar -montag grossmuttertechnisch relativ wertlos.

Virus-Varianten unter Beobachtung

Mathys nahm auch Stellung zu verschiedenen Aspekten der mutierten Virus-Varianten. Einerseits sei die ansteckendere britische Mutation dominant und präge damit die dritte Welle. Andererseits habe man nur sehr selten die südafrikanische und brasilianische Mutation nachgewiesen. Im Hinblick auf die Impfungen sei man damit auf gutem Weg.

Hingegen sei es durchaus denkbar, dass sich dies im Verlauf der Zeit ändere und Varianten auftauchen, gegen die die Impfung weniger gut schützt. Ein Mittel dagegen sei, möglichst wenig Viren im Umlauf zu haben; das verringere die Wahrscheinlichkeit von solchen Mutationen. Andererseits seien die RNA-Impfstoffe rasch anpassbar, weshalb man entsprechende Verträge mit den Herstellern abgeschlossen habe.

Impfpass weiterhin in Arbeit

Der Impfnachweis, vor allem im Hinblick auf Auslandreisen, lässt noch auf sich warten. Medizinisch werde man ja dokumentiert, gleich nach der Impfung. Dies genüge aber noch nicht als amtlicher Nachweis. Nach wie vor sucht das BAG nach einer Lösung, die fälschungssicher, international akzeptiert, auf Papier und digital bereitgestellt werden kann.

Impfpass
Bisher gibt es nur die gelben Impfpässe aus Papier. Ein digitaler EU-Impfpass könnte schon im Sommer das Reisen erleichtern. - dpa-infocom GmbH

Die Vorgaben der EU seien diesbezüglich keine Unterstützung, weil auch innerhalb der Europäsichen Union die Länder für die Umsetzung zuständig seien. Hingegen soll die Schweizer Lösung damit kompatibel sein.

Das Protokoll

15:05 Abgesehen von den bereits beobachteten Mutationen: Ja, das Virus werde weiter mutieren, bestätigt Mathys. Je mehr Viren zirkulierten, desto wahrscheinlicher seien für die Gesundheit relevante Mutationen. Auch Varianten, gegen die die heutigen Impfungen nichts mehr ausrichten können, seien damit nicht auszuschliessen.

Bei den RNA-Impfstoffen sei eine Anpassung rasch möglich, weshalb man auch langfristige Verträge mit den Herstellern abgeschlossen habe.

15:00 «Eine geimpfte Person kann das Virus übertragen», bestätigt Patrick Mathys auf eine entsprechende Frage. Es gebe genügend Hinweise von solchen Infektionen. Wie gross dieses Risiko aber sei, dazu habe man noch keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Eine Garantie für einen absolut sicheren Schutz werde es aber nie geben.

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Chronologische Entwicklung der Anteile der verschiedenen Linien des Coronavirus in den Kantonen. Lange Zeit dominieren nur einige wenige Varianten, was sich im Verlauf des Jahres 2020 dann ändert. - nextstrain.org / Nau.ch

14:50 Rudolf Hauri nimmt Stellung zu den Ansteckungen bei Jugendlichen insbesondere im Kanton Zug. Diese gebe es tatsächlich vemehrt. Aber: «Die Übertragungen in den Schulen sind relativ gering». Man könne nicht sagen, dass die Schulen Hotspots seien, denn sonst hätte man massive Ausbrüche. Patrick Mathys bestätigt, dass die jüngere Bevölkerung, nicht aber die ganz jungen, im Moment die treibende Kraft hinter der Pandemie sei.

14:48 Sollten die Grenzen gegenüber Reisenden aus Brasilien geschlossen werden? Mathys verneint, insbesondere sei Brasilien ja bereits auf der Liste. Aber das mutierte Virus sei tatsächlich Anlass zur Sorge.

14:45 «Von der ganzen Teststrategie erhoffen wir uns einen Effekt», betont Patrick Mathys, nicht nur von den Selbsttests. Die Tests seien elementar, um die dritte Welle brechen zu können.

14:40 Hat man mit den Selbsttests im Hinblick auf Ostern nicht eine Woche Verspätung? Ruggli erklärt, dass man ursprünglich den 1. April als Startdatum anvisiert habe, aber logistisch sei dies nicht möglich gewesen. «Das ist schade», räumt sie ein.

Coronavirus
Eine Frau testet sich unter Anleitung selbst auf das Coronavirus. - Keystone

14:35 Wie wird kontrolliert, ob man wirklich nur fünf Tests bezieht? Ruggli appelliert an die Solidarität in der Gesellschaft, nicht in verschiedenen Apotheken fünf Tests zu holen. Andernfalls erfolge eine Rechnung via die Krankenkasse, denn das werde sehr wohl kontrolliert via Krankenkassen-Karte. Aber Hamsterkäufe in dem Sinne verhindern könne man nicht.

Ob die Kontrolle wirklich funktioniere, weiss Ruggli nicht. Fosca Gattoni vom BAG bestätigt auf Nachfrage, dass das System «eigentlich» bereits implementiert sei.

14:30 Die Fragerunde beginnt. Patrick Mathys wird noch einmal gebeten, die Sinnlosigkeit eines Tests mehr als 24 Stunden vor Ostern zu erläutern. Ist er nicht besser als gar nichts? Mathys wiederholt, dass nach 24 Stunden keine Aussagekraft möglich sei.

14:32 Eine Frage zum «Impfpass», der erst noch entwickelt werden muss. Gibt es hier nicht bereits Vorgaben der EU? «Es ist an den Nationalstaaten, diese umzusetzen», antwortet Nassima Mehira, Co-Projektleitung Covid-19-Zertifikat im BAG. Genau dies tue die Schweiz auch. Eine «technische EU-Lösung» gebe es in dem Sinne nicht.

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Die EU will in rund drei Monaten einen Grünen Impfpass für Geimpfte gegen das Coronavirus einführen. - Keystone

14:25 Rudolf Hauri, Präsident der Kantonsärzte, ergreift das Wort. Das Tracing funktioniere gut, ebenso das Testen. «Priorität hat immer das Hotspot-Management bei Ausbrüchen, sollte es zu Engpässen bei der Testauswertung kommen.»

«Es spricht alles für ausgedehnte Reihentests auf Schulstufe», betont Hauri. Dazu seien insbesondere Selbsttests aber nicht geeignet. Um die 20'000 Personen sollen in seinem Kanton Zug regelmässig getestet werden. Auch bei der Impfkampagne sei man auf Kurs und keineswegs ein «Trödelkanton», wehrt sich Hauri gegen entsprechende Vorwürfe. Auch Betriebsimpfungen seien denkbar.

Coronavirus Hauri Zug
Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. - Keystone

14:24 Ruggli geht davon aus, dass Angebot und Nachfrage bei den Tests sich einpendeln werden. Sie verweist auf die Website ihre-apotheke.ch, wo Testlokalitäten in der der Nähe gefunden werden können. Ruggli dankt allen Apotheken-Teams, allen Beteiligten insbesondere auch in den Spitalapotheken für den Einsatz über die ganze Pandemie-Zeit.

14:18 Martine Ruggli, Präsidentin des Schweizerischen Apothekerverbands PharmaSuisse, warnt: «Wir können Selbsttests bestellen, aber wir müssen sie umpacken.» Denn pro Person seien ja lediglich fünf Tests pro Monat erlaubt. Deshalb solle man sich bitte nicht gleich am ersten Tag auf die Tests stürzen. «Wir müssen zusätzliches Personal einstellen, um die Tests umzupacken», so Ruggli.

Es gehe um Millionen von Tests, das sei eine logistische Herausforderung. Einfach sein hingegen die Anwendung, wie Ruggli live demonstriert: Stäbchen raus, ein paar Mal hin und her in jedem Nasenloch, und so weiter. Die Linie ablesen und wichtig: «Ist der Test positiv, muss der Patient einen PCR-Test machen, um diesen Test zu bestätigen.»

14:15 «Jetzt einen Selbsttest oder Schnelltest zu machen im Hinblick auf Ostern ist sinnlos», betont Mathys. Tests seien immer nur eine Momentaufnahme und hätten nur etwa 24 Stunden lang Aussagekraft.

Patrick Mathys Coronavirus
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, BAG, an einem Point de Presse zum Coronavirus. - Keystone

14:10 Zur Teststrategie: Mathys bestätigt, dass ab nächster Woche die Selbsttests in Apotheken zur Verfügung sein sollen. Wer auf Nummer sicher gehen wolle, zum Beispiel vor einem Besuch bei den Grosseltern, solle besser gleich einen PCR-Test machen, empfiehlt Mathys. PCR-Tests sind genauer als Schnelltests, die wiederum genauer als Selbsttests sind.

14:08 Der Impfnachweis soll zum Covid-19-Zertifikat werden. Der Nachweis in Papierform, den man bei der Impfung erhält, dokumentiere die Impfung medizinisch. Dies gelte aber noch nicht als amtlicher Nachweis. Ein solcher, wie letzte Woche bereits gehört, soll fälschungssicher, international akzeptiert und sowohl auf Papier wie elektronisch geschaffen werden. Eine zentrale Datenbank sei ausgeschlossen.

14:07 Fazit sei: Fallzahlen weiter steigend, in den kommenden Tagen und Wochen sieht Mathys eine weitere Zunahme. Sechs Prozent oder etwas über eine halbe Million Menschen seien mittlerweile geimpft. Falls wieder ältere Personen vermehrt angesteckt werden, könne es wieder zu Engpässen in den Spitälern kommen.

14:05 Zwar ist die britische Virus-Variante mittlerweile dominant. Als positiv wertet Mathys dagegen, dass die südafrikanische und die brasilianische Variante in der Schweiz wenig verbreitet seien.

14:00 Patrick Mathys vom BAG beginnt mit dem Überblick zur Situation, der Teststrategie und dem Impfzertifikat. Die Entwicklung sei «eher steigend und unsicher». Das sieht Mathys an der 14-Tage-Inzidenz, die seit Anfang Februar zugenommen habe, die Reproduktionszahl liege weiterhin über 1. Letzteres gelte für alle Kantone.

Die Ausgangslage

Die Fallzahlen des Coronavirus steigen seit Wochen langsam, aber stetig. Die Zahl der Hospitalisationen und Todesfälle hingegen stagniert. Was bedeutet das für die anstehenden Oster-Feiertage? Dazu informiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) heute an einem Point de Presse.

Coronavirus Mathys BAG
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, informiert zum Thema Coronavirus. - Keystone

Gleichzeitig sind auch neue Details zum geplanten Impfzertifikat zu erwarten. Mit diesem will das BAG bis im Sommer sicherstellen, dass etwa Reisen wieder möglich wird. Wie genau dieses aussehen soll, ist aber unklar.

Coronavirus: Sind Apotheken bereit für Ansturm?

Fakten schaffen dürften die Behörden auch über die anstehende Test-Offensive. Gesundheitsminister Alain Berset erklärte übers Wochenende, dass ab dem 7. April Selbsttests in Apotheken verfügbar seien. Jede Person soll Anrecht auf fünf Gratis-Exemplare haben.

gratistests Coronavirus
Laut Alain Berset sollen alle Bürgerinnen und Bürger pro Monat fünf Gratistests für zu Hause erhalten. - keystone

Doch wie viele Testkits sind schon im Land? Sind die Apotheken auf einen möglichen Ansturm vorbereitet?

Zu diesen Fragen rund ums Coronavirus wird die Chefin der Schweizer Apotheken Stellung nehmen. Nau.ch berichtet live ab 14 Uhr.

Folgende Fachleute nehmen teil

- Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

- Fosca Gattoni, Stv. Leiterin Sektion Heilmittelrecht, Bundesamt für Gesundheit BAG

- Nassima Mehira, Co-Projektleitung Covid-19-Zertifikat, Bundesamt für Gesundheit BAG

- Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte

- Martine Ruggli, Präsidentin, Schweizerischer Apothekerverband PharmaSuisse

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