Coronavirus: Berset bietet Clubs 2G, Homeoffice vom Tisch
Der Bundesrat will die Corona-Regeln verschärfen, doch die meisten Vorschläge kamen bei den Kantonen schlecht an. Jetzt soll Berset gar neue Ideen einbringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will die Corona-Massnahmen wegen der Omikron-Variante verschärfen.
- Die Kantone lehnen allerdings die meisten Verschärfungen ab.
- Jetzt soll Berset einlenken, bei Schulen und privatem Zertifikat bleibt er aber hart.
Mit rund 10'000 Neuansteckungen pro Tag verzeichnet die Schweiz derzeit neue Corona-Rekordwerte. Die Lage in vielen Spitälern ist prekär, im Kanton Zürich sind die Intensivstationen bereits voll belegt.
Der Plan des Bundesrats gegen die fünfte Welle sah vor, die Entscheidung über zusätzliche Corona-Massnahmen den Kantonen zu überlassen. Diese reagierten auf den Appell letzter Woche mit Verschärfungen der Maskenpflicht oder der Einführung und Ausweitung von repetitiven Tests.
Doch die neue Omikron-Variante durchkreuzte die Pläne des Bundesrats. Nun könne nicht abgewartet werden, um die Wirkung der Massnahmen der Kantone zu analysieren, wie Alain Berset an der Medienkonferenz im Anschluss der ausserordentlichen Bundesratssitzung erklärte. Es brauche landesweit strengere Corona-Regeln.
Berset will trotz Kritik an Covid-Zertifikat im privaten Bereich festhalten
Wie diese aussehen sollen, will auch dieses Mal der «Blick» wieder pünktlich um 17.30 Uhr «dem Vernehmen nach» aus Bersets Departement wissen.
Geht es nach dem Bundesrat, soll das Covid-Zertifikat auch im privaten Bereich zum Einsatz kommen. Die Pflicht würde bei Treffen ab elf Personen greifen. Obwohl die Kantone sich gegen den Vorschlag heftig wehrten, soll Berset an dieser Regel festhalten wollen.
Zusätzlich würde die Gültigkeitsdauer der Test-Zertifikate verkürzt: bei PCR-Tests nur noch 48 Stunden, Antigen-Schnelltests sogar nur 24 Stunden.
Ausserdem soll die Maskenpflicht auf alle Innenräume öffentlich zugänglicher Betriebe und Einrichtungen ausgeweitet werden – auch bei Zertifikatspflicht. In Bars und Restaurants soll nur noch im Sitzen konsumiert werden. Hier soll Berset dem Nachtleben aber entgegenkommen: Clubs und Bars sollen Gelegenheit erhalten, freiwillig 2G einzuführen, damit auch im Stehen konsumiert werden kann.
Berset gibt nach bei Homeoffice, bleibt aber hart bei Schulen
Bei den Schulen soll sich in Form von repetitiven Tests etwas ändern. Daran soll Berset trotz der von den Kantonen monierten Laborüberlastung festhalten wollen.
Am Arbeitsplatz schlug der Bundesrat drei Varianten vor: Eine allgemeine Maskenpflicht, Homeoffice-Pflicht für Ungeimpfte oder eine generelle Homeoffice-Pflicht. Letztes soll jetzt wieder vom Tisch sein.
Die hastigen Einreiseregeln, die das BAG wegen der Omikron-Variante eingeführt hatte, sollen zudem aufgehoben werden. Höchstens einzelne kritische Länder bleiben auf der Liste.
Kantone lehnten die meisten Massnahmen ab
Die Kantone hatten bis am Mittwochabend Zeit, sich zu den Vorschlägen zu äussern. Die Zertifikatspflicht im Privaten lehnten die Kantone ab. Auch die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates spricht sich gegen eine Pflicht aus. Stattdessen soll der Einsatz des Zertifikats dringend empfohlen werden.
Die meisten Kantone bevorzugen die erste Variante der Corona-Regeln am Arbeitsplatz. Die Maskenpflicht sei einfach umzusetzen und bei vielen Betrieben bereits üblich. Ausserdem genüge die Empfehlung, wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten.
Am wenigsten Gegenwind erzeugt der Vorschlag der breiten Maskenpflicht in Innenräumen, da sie in ähnlicher Form bereits in vielen Kantonen gilt. Der Bundesrat wird zudem von links bis rechts dazu aufgefordert, die Gratistests wieder einzuführen.
Die Entscheidung fällt der Bundesrat morgen Freitag.