Coronavirus: Berset nennt Zahlen zu Ansteckungen im Restaurant
Bars und Restaurants werden in der Deutschschweiz um 19 Uhr geschlossen. Nun zeigen BAG-Zahlen: Sie sind nicht der Hotspot der Ansteckungen mit dem Coronavirus.
Das Wichtigste in Kürze
- Sieben Prozent der Befragten geben an, sich in einem Gastro-Lokal angesteckt zu haben.
- Viele Daten fehlen, doch Alain Berset warnt vor Superspreader-Events in Restaurants.
- Die Gastro-Branche kritisiert den Bundesrat für die Einschränkungen scharf.
Abends um 19 Uhr gehen in der Deutschschweiz die Lichter aus. Alle Läden, Bars und Restaurants müssen dann neuerdings schliessen. Mit dieser Massnahme des Bundesrats soll die Verbreitung des Coronavirus eingedämmt werden. Der Aufschrei der Gastro-Branche ist riesig.
Am Samstag gingen in Bern hunderte Köche, Kellner und Beizer auf die Strasse. Die Teilnehmer des Gastrostreiks sagen, dass sie ohne das Abendgeschäft nicht mehr rentabel arbeiten können.
Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer sprach im Interview mit Nau.ch von einer «Katastrophe». Dank den Schutzmassnahmen seien Ansteckungen kaum möglich.
Was die Betreiber tatsächlich besonders ärgert: Trotz ausgeklügelten Schutzkonzepten mit Abstand, Plexiglas und Masken werden sie weiter eingeschränkt.
Wie gut die Konzepte wirklich funktionieren, ist schwierig zu sagen. Gesundheitsminister Alain Berset hat aber nun Zahlen zu den Ansteckungen in Bars und Restaurants geliefert.
Alain Berset warnt vor Superspreader-Events
Der grünliberale Nationalrat Roland Fischer wollte wissen, wie viele Prozent der Ansteckungen im Gastro-Bereich stattfinden. Schliesslich müsste dies durch die Kontakterhebung der Gäste zu eruieren sein, schreibt er.
Berset macht in seiner schriftlichen Antwort klar, dass nur jeder dritte gemeldete Fall eine Angabe über den vermuteten Ansteckungsort enthält. Dennoch: «Sieben Prozent der befragten Personen geben Bars oder Restaurants und zwei Prozent Discos oder Clubs als Ansteckungsort an.»
Aus amerikanischen Studien wisse man aber, «dass die meisten Infektionen an sogenannten Superspreader-Orten stattfanden.» Das seien Orte, wo sich mehrere Menschen in geschlossenen Räumen über längere Zeit aufhielten. Darunter fielen neben Fitnesszentren eben auch Restaurants.
Allerdings ist auch nicht auszuschliessen, dass der Anteil der Gastro-Ansteckungen in der Schweiz sogar noch tiefer liegt. Schliesslich «fliegen» wohl viele Infektionen mit dem Coronavirus in Restaurants dank des Contact Tracings auf.
Coronavirus: Es drohen Schliessungen
Ob und inwiefern diese Zahlen in den Entscheid einfliessen, die Gastro-Branche ganz zu schliessen, ist unklar. Berset machte am Montag bei einer Pressekonferenz aber kein Geheimnis daraus, dass solche Massnahmen nicht vom Tisch sind.
Gleiches gilt für Läden, die nicht Lebensnotwendiges verkaufen. Zu den Ansteckungszahlen in Geschäften gebe es gar keine Daten, erklärte Berset auf eine entsprechende Frage von Christa Markwalder (FDP).
Sicher ist: Zahlen zu Ansteckungsorten bergen Brisanz. Im Sommer kam es im BAG zu einer Kommunikationspanne. Dieses vermeldete, dass der Grossteil der Infektionen im Ausgang passierte.
Kurze Zeit später korrigierte das Amt dies. Demnach finden die allermeisten Infektionen mit dem Coronavirus im familiären Umfeld statt. Das dürfte sich seither kaum geändert haben.