Coronavirus: Bund rät davon ab, zu früh zum Arzt zu gehen
In der Schweiz herrscht wegen dem Coronavirus die «besondere Lage». Was das zu bedeuten hat, erklärten Fachpersonen heute Samstag nochmals.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz gilt wegen dem Coronavirus seit gestern die «besondere Lage».
- Das BAG rät: Grosseltern sollten jetzt sicher nicht die Enkel hüten.
- Denn gefährdet sind primär die älteren Menschen. Nur diese sollten zum Arzt bei Symptomen.
Seit gestern steht fest: Für die ganze Schweiz gilt wegen des Coronavirus die «besondere Lage». Ab sofort bis mindestens am 15. März sind Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen verboten.
Eine Massnahme, die weitrechende Auswirkungen für die Bevölkerung hat. Dem ist sich auch der Bundesrat bewusst. Höchstes Ziel sei es aktuell aber, die Verbreitung des Coronavirus in der Schweiz eingedämmt werden.
Experten vom Bund treten erneut vor die Medien
Heute Samstag traten erneut Experten vor die Medien. Es gebe zwar keine neuen Informationen, heisst es gleich zu Beginn. Dennoch will der Bund den Medien nochmals die Möglichkeit geben, Fragen an die Fachpersonen zu stellen.
Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, ergänzt nochmals: Von dem Veranstaltungsverbot für Events ab 1000 Personen seien Schulen oder öffentlicher Verkehr nicht betroffen. Und er präzisiert: Auch bei unter 1000 Personen gilt kein Freipass. Dann muss die Durchführung der Veranstaltung mit den kantonalen Behörden risikoabgeklärt werden.
In Italien sind es 885 bestätigte Ansteckungen und 21 Todesfälle. Das bedeute, dass es eine riesige Dunkelziffer geben muss, erklärt Koch.
Stand 29. Februar 2020, 17.45 Uhr: Das Referenzlabor hat in 18 Fällen Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus bestätigt. Meldungen zu Erkrankungen liegen vor aus den Kantonen: Tessin, Genf, Graubünden, Aargau, Zürich, Basel-Stadt, Waadt, Baselland, Bern, und Wallis. Alle Erkrankten sind isoliert.
Bisher wurden mehr als 1100 Personen mit Verdacht auf das neue Coronavirus abgeklärt. Mehrere Personen sind in ihrem Wohnkanton in Quarantäne. Sie müssen in ihrer Wohnung bleiben und den Kontakt zu anderen vermeiden.
Coronavirus für jüngere Menschen wenig gefährlich
Gefährlich ist die Krankheit für ältere Menschen, Kinder sind praktisch nicht betroffen, weshalb es auch nicht zu Schulschliessungen kommen werde. Das würden auch die Untersuchungen aus China zeigen, so Koch. Für die allermeisten Menschen ist es aber eine milde Krankheit.
Zu schützen seien die Grosseltern und würde man die Schulen schliessen, so würden diese durch genau die Grosseltern betreut. Jene älteren Menschen, welche man schützen will. Älter gilt ab 60 Jahren, präzisiert Koch.
Die Schweiz müsse ergo mit Ansteckungen rechnen. Die Fälle, die heute auftauchen, haben sich vor einer Woche angesteckt. Denn die Symptome treten erst nach etwa einer Woche auf.
Wer ein bisschen Husten oder Schnupfen also eine leichte Erkältung haben, bräuchten nun viel Selbstdisziplin, sagt Koch. Diese Fälle sollen nicht übers Wochenende schon in die Spitäler und zu den Hausärzten rennen.
Denn diese Kapazitäten würden für die ernsthaften Fälle gebraucht. Es reiche, wenn man noch ein paar Tage warte. Das schone das medizinische Personal und auch mit den Testprodukten müsse man sparsam umgehen.
Informationskampagne des Bundes geht weiter
Nächste Woche informiert das BAG mit schriftlichen Verhaltensempfehlungen an die Bevölkerung. Panik sei zu vermeiden, denn dass es zu Ansteckungen kommen wird, sei selbstverständlich, wenn man die Situation in Italien anschaue.
Eine Grenzschliessung ist keine Option, wiederholt Koch. Nur schon, weil man auf die medizinischen Fachkräfte, die täglich über die Grenze kommen, angewiesen sei.
Unternehmen können auf Kurzarbeit umstellen
Unternehmen können Anträge auf Kurzarbeit stellen, zudem gibt es für KMU speziell ein Handout auf der Webseite des Seco. Das erklärt Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco. Das Wirtschaftsamt erwartet, dass sich die Wirtschaft verlangsamen kann. Wohl aber nicht sofort, sondern erst im zweiten Quartal.
Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum des EDA informiert über die nach Hause gebrachten Schweizer. Gegenwärtig seien keine Rückführungen mehr nötig.