Coronavirus & Grippe: Warum hat die Schweiz noch keinen Kombi-Test?
International werden Tests angeboten, die gleichzeitig Grippe und Coronavirus erkennen. In der Schweiz sind solche aber nicht im Einsatz.
Das Wichtigste in Kürze
- Für die kühlere Jahreszeit wäre ein Kombi-Test für Grippe und Coronavirus hilfreich.
- Verschiedene Unternehmen und Labors haben bereits einen solchen entwickelt.
- Doch in der Schweiz kann man wohl erst im Spätherbst solche Tests einsetzen.
Mit der kälteren Jahreszeit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Corona-Verdachtsfälle eigentlich Grippe-Patienten sind. Die Symptome sind praktisch identisch – die Folgen für Patient und Gesellschaft aber nicht. Behörden mahnen bereits jetzt: Das könnte eine Belastung für die Testzentren werden. Ideal wäre deshalb ein Test, der gleich beide Viren erkennt: Covid-19 und Influenza.
Schweiz hofft auf Spätherbst
Matthias Egger, vormaliger Leiter der Corona-Taskforce des Bundes, hoffte noch Juli, dass bis Spätherbst solche Tests verfügbar sind. Auch in der Sub-Gruppe der Taskforce hat man keine exakten Angaben: Eine Reihe solcher Tests sei in der Pipeline.
Insbesondere Roche und der US-Hersteller Cepheid haben zwar Tests in Aussicht gestellt, halten sich aber mit Details noch bedeckt. Andererseits werden seit Monaten Corona-Grippe-Kombi-Tests angeboten, die zum Beispiel die USA auch zertifiziert haben. Und Combi-Tests sind auch nichts Neues: Bereits vor der Pandemie gab es Tests, die bis zu zwei Dutzend Atemwegserkrankungen gleichzeitig analysierten. Wo liegt also das Problem?
Der Kaffeekapseln-Effekt
Um Proben der Patienten analysieren zu können, brauchen die Labors zunächst mal eine geeignete Maschine, oder noch besser: mehrere davon. In der Schweiz verbreitet sind zum Beispiel Cobas-Geräte von Roche oder das GenXpert-System von Cepheid. Nun ist es aber mit solchen Geräten ähnlich wie mit Kaffeemaschinen: Alle sind anders, mit unterschiedlichen Eingriffsmöglichkeiten von aussen.
Hat man eine Nespresso-Maschine, braucht man die entsprechenden Kapseln. Je nachdem auch von einem Fremdhersteller, aber nicht die von Tassimo. Anders bei einem Vollautomaten mit Festwasseranschluss: justierbares Malwerk, Milchschaum nach Wunsch, Bohnen vom Röster des Vertrauens.
GenXpert ist ein sogenanntes «geschlossenes System», es testet Proben ausschliesslich mit einer GenXpert-Kartusche. Für Cobas gibt es zwar Roche-Fertiglösungen, aber es gibt auch Eingriffsmöglichkeiten für die Labors. Mit einem solchen offenen System könnte ein Labor wohl auch selbst einen Kombi-Test designen. Nur wäre das alles andere als im Sinne der Übung.
Warten auf Cobas
Um den Vorteil eines Kombi-Tests «Grippe plus Corona» zu nutzen, müssen verschiedene Faktoren erfüllt sein. So nützt es wenig, wenn die Firma BioFire einen Test anbietet, der «alles» kann. Auch wenn die BioFire-Geräte von Experten gelobt werden. Der Test ist teuer, das Gerät in der Schweiz weniger verbreitet und ein geschlossenes System.
Um in der Grippe-Saison den Testzentren zu helfen, braucht es massenhaft Tests und dazu braucht es massenhaft Reagenzien. Diese Chemikalien sind normalerweise gut verfügbar – in Pandemiezeiten kann das täglich ändern. Lieferketten können reissen, Länder können Ausfuhrsperren verhängen. Deshalb wohl ist Geduld angesagt beim Warten auf Roche & Co.
Oder anders gesagt: Wir könnten natürlich schon einen Beutel Amici-Kaffeepads kaufen oder eine Packung Bohnen «Starbucks Decaf Espresso Roast». Aber wir haben eine Nespresso Inissia und eine Jura Giga X9 Professional. Die Starbucks-Bohnen kann die Jura zwar mahlen – aber die Milch für den Schäumer ist alle.