Coronavirus: Massnahmen-Turbos giften zum «Freudentag» gegen Berset

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Bern,

Nach den Lockerungen der Massnahmen gegen Corona wird Alain Berset angefeindet. Wie die Massnahmen-Gegner im Herbst fordern die -Turbos Haft für den Bundesrat.

Coronavirus
Alain Berset verkündet die grossen Öffnungsschritte, die Maske wird nur noch im ÖV und in Gesundheitseinrichtungen benötigt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat hebt die Corona-Massnahmen weitestgehend auf.
  • Die Hashtags #DummWieDieSchweiz und #SwissCovidFail trendeten auf Twitter.
  • Alain Berset wird auch angefeindet, er müsse sich bald in Den Haag verantworten.

Egal was er tut, Alain Berset wird angefeindet: Verschärft er die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, sind die Massnahmen-Gegner unzufrieden und zeigen das auch offen. Lockert der Gesundheitsminister, kommen Beleidigungen, Unverständnis und Hass aus dem anderen Lager.

Die «Gewalt, Drohungen und den brutalen Druck» nennt Alain Berset gegenüber «10vor10» auch als Tiefpunkt der Pandemie. Das habe er wirklich nicht kommen sehen, und er wolle es «gerne nie mehr erleben». Stunden vor dem Interview verkündete der Bundesrat am Mittwoch die weitreichenden Öffnungen: Das Zertifikat wird nicht mehr gebraucht, Privat- und Grossveranstaltungen nicht mehr eingeschränkt, die Maskenpflicht fällt ausser im ÖV praktisch überall.

Coronavirus: Berset gibt Verantwortung wieder stärker an den Einzelnen

Es sei ein grosser Schritt, «nicht das Ende des Virus, aber seiner Macht über uns», teilt Berset über Twitter mit. Im Vordergrund stehe der Schutz gefährdeter Personen und Respekt vor dem persönlichen Schutzbedürfnis. «Die Verantwortung liegt wieder stärker bei jeder und jedem.»

Auf Twitter toben die als Massnahmen-Turbos verschrienen Gegenstücke der Massnahmen-Gegner, die Hashtags #DummWieDieSchweiz und #SwissCovidFail trenden. Auch unter dem Tweet von Berset gibt es haufenweise Kritik und Anschuldigungen.

Die Entscheide seien «eine Schande für das Land», «die dümmsten eines Bundesrates in der Geschichte», schreiben die meist anonymen User. Die Entscheide und die Kommunikation seien «ein Mix von tragisch und erbärmlich».

Alain Berset sei «ein Verräter», er soll abtreten, wird mehrfach gefordert, das sei das Beste für das Land. Er «scheisst auf das Volk». Berset gehöre samt der Selbstverantwortung ins Gefängnis, irgendwann müsse sich der Bundesrat in Den Haag verantworten. Die Regierung knicke endgültig ein vor «den Aluhüten, Covidioten und der Wirtschaft».

Alain Berset fordert gute Vorbereitung bei den Kantonen auf den Herbst

Auch einige selbstdeklarierte vulnerable Personen melden sich und kritisieren, dass sie nicht ausreichend geschützt würden. «Ich brauche also keine Lebensmittel einzukaufen?», fragt ein User sarkastisch. Im «10vor10»-Interview erklärt Berset, dass man auswählen könne, wann und wo man einkaufen gehe, oder online bestellen. Deshalb bestehe dort keine Maskenpflicht mehr, im Gegensatz zum ÖV, wo es für viele keine Alternativen gebe.

Das Coronavirus werde bleiben, das sei «einfach die Realität», sagt Berset. Man müsse sich für den Herbst vorbereiten. «Es braucht eine gute Vorbereitung bei den Kantonen», denn es gelte das Epidemiengesetz und die Kantone seien zuständig. Er könne es sich gut vorstellen, dass eine weitere Impfung für gefährdete Personen empfohlen werden könnte.

Was halten Sie von den Lockerungen?

Gegenüber «10vor10» verteidigt Alain Berset die schnelle Lockerung der Massnahmen gegen das Coronavirus: «Es macht keinen grossen Unterschied, seien wir ehrlich.» Er habe ein Zertifikat und sei in den letzten Monaten schon ziemlich viel unterwegs gewesen. Der einzige Unterschied sei, dass er jetzt ins Kino gehen könne, ohne das Zertifikat zu zeigen oder Maske zu tragen.

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