Coronavirus: Rückkehr zur normalen Lage erfreut Politik & Wirtschaft
Alle Massnahmen gegen das Coronavirus gehören ab Freitag der Geschichte an. Der Lockerungsschritt des Bundesrats wird grossmehrheitlich begrüsst.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hebt am Freitag, dem 1. April alle Covid-Massnahmen auf.
- Dieser Lockerungsschritt wird fast einstimmig gelobt, aus der Wirtschaft und Politik.
- Nur die Sozialdemokraten empfinden das Massnahmen-Ende als verfrüht.
Der Bundesrat hat am heutigen Mittwoch die Aufhebung sämtlicher Corona-Massnahmen beschlossen. Somit entfallen ab Freitag die Masken- und Isolationspflicht. Ab dem 1. April kehrt die normale Lage zurück.
Die meisten politischen Akteure zeigen sich zufrieden mit dieser Entscheidung. Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) ist der Ansicht, man könne den Wechsel in die normale Lage wagen. Trotz der hohen Fallzahlen könnten die Massnahmen aufgehoben werden. Denn eine generelle Überlastung des Gesundheitssystems drohe derzeit nicht.

In Spitälern und Heimen mache eine Maskenpflicht zum Schutz der zu umsorgenden Personen weiterhin Sinn. Diese könne vom Kanton oder auch von der einzelnen Institution angeordnet werden.
Aufgehoben wird auch die behördlich angeordnete Isolation von positiv getesteten Personen. Die GDK erwartet, «dass sich die Arbeitgebenden kulant zeigen und nicht bereits nach drei Tagen ein ärztliches Attest verlangen».
Gewerbeverband und FDP begrüssen Rückkehr zur normalen Lage
Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) begrüsst die Rückkehr zur normalen Lage. Auch der SGV ruft die Arbeitgeber zu Kulanz bei der Forderung nach Arztzeugnissen auf.

«Wirtschaft und Gesellschaft benötigen diesen Schritt in die Normalität unbedingt», schreibt der SGV in seiner Reaktion. Die Arbeitgeber seien weiterhin und gemäss dem ordentlichen Arbeitsgesetz verpflichtet, der Gesundheit ihrer Mitarbeitenden möglichst umfassend Sorge zu tragen.
Die in der Logik des gezielten Schutzes in der Pandemiezeit angewandten Massnahmen, wie Hygiene und das Einhalten von Abständen, würden auch künftig wichtig sein und einer erneuten Verschlechterung der Lage entgegenwirken.
Auch die FDP begrüsst die Ankündigungen des Bundesrates. Jetzt sei es wichtig, dass alles getan werde – «und zwar hauptsächlich vonseiten der Kantone und des BAG» – um sich angemessen auf die potenzielle nächste Epidemie vorzubereiten, schreibt die Partei auf Twitter.
Mitte zeigt sich vorsichtig optimistisch
Die Mitte und die SVP sind gleicher Meinung. Allerdings mahnt die Mitte zur Vorsicht. «Auch wenn wir positiv in die Zukunft blicken, dürfen wir nicht vergessen, dass wir auch nach einem ruhigen Sommer 2021 im Herbst überrascht wurden. Dies darf uns 2022 nicht wieder passieren«, schreibt die Mitte-Partei auf Twitter.
🚨Wir begrüssen, dass der #Bundesrat nun per 1. April alle #Corona Massnahmen aufhebt. Die aktuelle Situation in den Spitälern📉zeigt, dass wir im Moment die #Pandemie gut unter Kontrolle haben. https://t.co/cFGppqr9IX
— Die Mitte – Le Centre (@Mitte_Centre) March 30, 2022
Es sei daher wichtig, dass die geschaffenen Strukturen für das Testen, Impfen und anderes so weit erhalten bleiben, dass sie wenn nötig rasch wieder einsetzbar seien. Immerhin zeige die aktuelle Situation in den Spitälern, dass die Pandemie im Moment unter Kontrolle sei.
Für die SVP komme die Aufhebung der Massnahmen allerdings «reichlich spät», sagte Kommunikationschefin Andrea Sommer der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Die Partei habe das schon lange gefordert.
Nur SP hätte sich mehr Vorsicht gewünscht
Für die SP Schweiz kommt die Aufhebung der Maskenpflicht im ÖV und der Isolationspflicht zu früh. Die Corona-Pandemie sei nicht vorbei. Die SP habe einen vorsichtigeren Ausstieg aus den Corona-Massnahmen verlangt, um Vulnerable gut zu schützen. Dies sagte SP-Sprecher Nicolas Haesler der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Mit Blick auf den Herbst seien Vorkehrungen zu treffen, um bei Bedarf schnell und zielgerichtet reagieren zu können. Die SP fordert, dass die Long-Covid-Forschung vorangetrieben wird. Es brauche auch eine zentrale Anlaufstelle für Long Covid. Und «wir müssen bereitstehen, wenn es wirtschaftliche Hilfe für Menschen braucht, die immer noch unter der Pandemie leiden», so der SP-Sprecher.
Ein wenig Rückenstärkung erhält die SP vom Arbeitnehmerverband «Travail Suisse». «Wir hätten uns allerdings vorstellen können, dass die Maskenpflicht und die Pflicht zur Isolation noch etwas verlängert worden wären», so Präsident Adrian Wüthrich gegenüber Keystone-SDA. Auch Travail Suisse fordert Kulanz von den Arbeitgebenden.