Kurz vor der Bundesratssitzung über den Lockdown löscht SRF Daten des BAG über die Corona-Ansteckungsorte von seiner Webseite.
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Alain Berset und die restlichen Bundesräte diskutieren am Freitag über weitere Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Nun zeigen BAG-Zahlen, wo sich Menschen anstecken. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kurz vor dem Lockdown-Entscheid des Bundesrats wurden Zahlen zu Ansteckungsorten publik.
  • Die Daten des BAG machten schweizweit die Runde, auch SRF berichtete prominent darüber.
  • Kurzerhand löschten die Chefs im Leutschenbach diese Zahlen allerdings von der Webseite.
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Wo stecken wir uns mit dem Coronavirus an? Diese Frage beschäftigt wohl fast jeden Menschen auf der Welt. Und auch den Schweizerischen Bundesrat. Denn die Infektionen in der Schweiz müssen zurückgehen, um eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern.

Bund Grundversorgung
Im Gesundheitswesen ist gemäss einer Umfrage nur leicht vom Fachkräftemangel betroffen. - Keystone

Das Problem: Auch das federführende Bundesamt für Gesundheit (BAG) weiss nicht so wirklich, wo die Ansteckungen stattfinden. Immerhin publizierte die Behörde auf Anfrage von Nau.ch am Mittwoch jene Zahlen, welche sie zur Verfügung hat. Diese dürften für die gefällten Entscheide zumindest mitentscheidend sein.

Das Resultat ist ernüchternd. Die allermeisten Ansteckungen können keinem Bereich klar zugeordnet werden. Die Hotspots sind allerdings die Familie und der Arbeitsplatz. Nur wenige Ansteckungen passieren in der Gastronomie – obwohl diese aufgrund des Contact-Tracings eigentlich gut erfasst sein müssten.

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Die Ansteckungsorte, welche das Bundesamt für Gesundheit in den letzten Monaten registriert hat, lassen aufhorchen. - zvg/Bundesamt für Gesundheit

Erstaunlich tief sind auch die Ansteckungen in Schulen, in Kindergärten oder an Privatfesten. Die Publikation dieser Werte löste kurz vor der schicksalshaften Bundesratssitzung ein kleineres Erdbeben aus. Die meistgelesenen Medien des Landes thematisierten die Werte prominent.

Heftige Diskussionen um Ansteckungszahlen – auch bei SRF

Auch das öffentliche-rechtliche Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) sprang am Donnerstag-Nachmittag auf die Zahlen des BAG auf. Und publizierte eine entsprechende Meldung zuoberst auf seiner Webseite. «An diesen Orten stecken sich die Schweizer mit Corona an», so der Titel des Artikels.

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Wo stecken sich Schweizer mit dem Coronavirus an? Darüber berichtete auch SRF prominent – allerdings nicht lange. - Screenshot srf.ch

Aufgrund der weiten Verbreitung der brisanten BAG-Liste diskutierte in der Folge die halbe Schweiz darüber. Schliesslich sollten genau jene Zahlen die Basis für einen der wichtigsten Bundesratsentscheide der letzten Jahre bilden. Dabei sind logischerweise viele Emotionen und Interessen im Spiel.

Matter Gössi Coronavirus Übertragungswege
SVP-Nationalrat Thomas Matter an einem Point-de-presse zugunsten der Skigebiete. Im Hintergrund FDP-Präsidentin Petra Gössi. - Keystone

Bürgerliche Politiker fühlten sich bestärkt, dass ein Lockdown der falsche Weg sei. Befürworter von weiteren Einschränkungen hingegen kritisierten die BAG-Zahlen. Diese seien wenig aussagekräftig, monierten sie.

Tatsächlich erklärte das Amt bereits gegenüber Nau.ch, dass eine Hochrechnung der Zahlen auf die Gesamtbevölkerung «statistisch problematisch» sei. Denn die meisten gemeldeten Fälle enthalten keine Angaben über den (vermuteten) Ansteckungsort. Weitere Rückfragen von Nau.ch beantwortete das BAG nicht.

Sicher ist: Wie wohl seit dem 16. März und dem ersten Lockdown nie mehr starrt das ganze Land diese Woche nach Bern. Der Entscheid des Bundesrats stand am Donnerstagnachmittag kurz bevor.

SRF löscht Zahlen des BAG – und will «eigene Analyse» machen

Umso überraschter zeigten sich am frühen Abend diverse Leserinnen und Leser von Nau.ch. Denn: SRF hat den Artikel kurzerhand komplett gelöscht. Kommentarlos wurden die brisanten Daten des Bundesamts für Gesundheit von der Webseite entfernt, welche kurz zuvor noch die Top-Meldung der Webseite zierten.

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Das Hautgebäude des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) im Zürcher Leutschenbach. - Keystone

Was ist geschehen? Es stimme, dass SRF News einen Bericht zu den Ansteckungsorten publiziert habe, sagt Mediensprecher Stefan Wyss. «Beim Versuch, das Thema mit dem BAG und Wissenschaftsexperten zu vertiefen und die Zahlen selber zu analysieren, sind Widersprüche aufgetaucht», so Wyss weiter.

SRF habe deshalb entschieden, «den Post zurückzuziehen und die eigene Analyse abzuwarten». Ob diese noch vor der entscheidenden Pressekonferenz des Bundesrats am Freitagnachmittag erscheint, bleibt abzuwarten.

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