In Restaurants steckt sich kaum jemand mit dem Coronavirus an, zeigen BAG-Zahlen. Im Parlament sorgt die Übertragungsrangliste für Unmut.
Matter Gössi Coronavirus Übertragungswege
SVP-Nationalrat Thomas Matter an einem Point-de-presse zugunsten der Skigebiete. Im Hintergrund FDP-Präsidentin Petra Gössi. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Faktor 10: So viel mal öfter steckt man sich in der Familie an, statt im Restaurant.
  • Die Übertragungswege des Coronavirus gemäss BAG sorgen für Unmut bei Parlamentariern.
  • Die Sperrstunde um 19 Uhr scheint damit je länger je weniger gerechtfertigt.
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Familie und Job, eher weniger das Restaurant: Das zeigen die neusten Zahlen des BAG zum vermutlichen Übertragungsweg. Das Treffen von Familienmitgliedern oder die Arbeit zu verbieten, geht schlecht, also treffen die Massnahmen die Gastronomie. Diese liegt aber auf ähnlichem Level wie das Gesundheitspersonal oder Schulen. Entsprechend sorgen diese Werte für teils geharnischte Reaktionen im Parlament.

«Reine Schikane»

Zumal auch das BAG sagt, die Zahlen seien nicht notwendigerweise repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Je nach Personengruppe dürfte der Anteil derjenigen, die in die Disco und/oder die Kita gehen, eher gering ausfallen. SVP-Nationalrat Albert Rösti sieht sich darum in seinen Ansichten bekräftigt: «Die Sperrstunde ist reine Schikane.»

BAG Ansteckungsorte Tabelle Zahlen
Die Ansteckungsorte, welche das Bundesamt für Gesundheit in den letzten Monaten registriert hat, lassen aufhorchen. - zvg/Bundesamt für Gesundheit

Auch Parteikollege Thomas Matter sieht in den Zahlen den Beweis, «dass die Massnahmen in keinem Verhältnis zur Wirkung stehen.» Sondern eher im Gegenteil, findet Rösti. «Diese Zahlen bestätigen meine Aussage von letzter Woche: Das führt lediglich zu wirtschaftlichen Schaden und nicht zu tieferen Zahlen.»

Matters Vermutung: Die Entscheide seien rein politisch motiviert. «Man schafft neue Abhängigkeiten vom Staat, bei den Unternehmen wie bei den Spitälern.»

Das Coronavirus nicht heimbringen

Ob ein Lockdown unter diesen Voraussetzungen noch Sinn mache, darauf will sich niemand wirklich festlegen. Immerhin sagt die Gastrobranche selbst, ihr sei ein Lockdown – und Entschädigungen – lieber als die Sperrstunde um 19 Uhr. FDP-Präsidentin Petra Gössi streicht aber heraus, was auch das BAG betont: Irgendwoher muss das Virus ja kommen.

Albert Rösti Coronavirus Massnahmen
SVP-Nationalrat Albert Rösti. - Keystone

«Wenn die Übertragung vor allen zu Hause passiert, heisst das für mich primär: Man darf das Virus gar nicht erst heimbringen.» Darum laute die Devise: Aussenkontakte herunterfahren. «Auch diejenigen Kontakte, die jetzt nicht gerade in der Statistik auftauchen.» Gössi fordert Massnahmen, damit sich die Leute weniger treffen, wobei diesbezüglich alle auch selbst Verantwortung trügen.

«Kategorie ‹Familie› taugt wenig»

Vollends anders betrachtet die Zahlen dagegen GLP-Nationalrat Martin Bäumle. Er spinnt den Gedanken Gössis weiter, mit der Konsequenz, dass er die topklassierten Übertragungswege gleich ganz aus der Liste kippt.

Martin Bäumle Coronavirus Übertragungswege
Martin Bäumle, Nationalrat der Grünliberalen, links, diskutiert mit seinem Fraktionskollegen Beat Flach an der Herbstsession der Eidgenössischen Räte, am Dienstag, 8. September 2020 im Natio - Keystone

«Die Kategorie ‹Familie› taugt wenig, weil am Ende die Ansteckung zu Hause erfolgt. Wichtig wäre, zu wissen, wo sich das erste betroffene Familienmitglied Tage zuvor angesteckt hat.»

In flagranti erwischen lässt sich das Coronavirus ja leider nicht, deshalb scheint Bäumle die Wahl der Ansteckungsorte nicht schlüssig. «Desgleichen die Ansteckungen bei der Arbeit: Am ungeschütztesten ist man während der Mittagspause oder beim Feierabendbier.»

Also doch in Bars und Restaurants, obwohl die BAG-Zahlen ein ganz anderes Bild vermitteln? Auch Bäumle ist kein Freund der 19-Uhr-Sperrstunde, aber: «Massnahmen in der Gastronomie sind sehr wohl gerechtfertigt. US-Studien mit GPS-Daten zeigen, dass offenbar sehr viele Ansteckungen in Restaurants und Bars passieren.»

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