Daniel Koch steht seit Februar unter Polizeischutz

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Daniel Koch war als «Mr. Corona» omnipräsent. Deshalb steht er seit Februar unter Polizeischutz – obwohl er gemäss eigenen Angaben keine Drohungen erhielt.

Daniel Koch Polizeischutz Fedpol
Mr. Corona Daniel Koch – hier beim Verlassen seiner letzten Medienkonferenz in Bern – stand bereits seit Februar 2020 unter Polizeischutz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit stand seit Februar unter Polizeischutz.
  • Drohungen habe er keine erhalten. Allerdings sei er «angefeindet und beschimpft» worden.
  • Das Fedpol bleibt aktiv. Das Umfeld der Anti-Lockdown-Demos werde «sehr eng» beobachtet.

Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen: Nicht erst seit dem überstandenen Corona-Lockdown ist das politische Klima in der Schweiz rau wie nie. Das ist sich offenbar auch das Bundesamt für Polizei (Fedpol) bewusst.

Die behördliche Vorsicht im Alltag zu spüren bekam niemand so stark wie «Mr. Corona» persönlich. Der mittlerweile pensionierte Daniel Koch wurde nämlich bereits im Februar unter Polizeischutz gestellt. Das bestätigt der 65-Jährige auf Anfrage von Nau.ch.

Daniel Koch: «Kenne Gründe für Polizeischutz nicht»

Pikant: Koch sind die Hintergründe des staatlichen Schutzes unklar. «Ich weiss nicht, warum genau. Die konkreten Gründe für diese Massnahme des Fedpols sind mir nicht bekannt», erklärt er offen. Sicher ist: Der Polizeischutz blieb auch nach seinem Rücktritt weiter nötig.

Daniel Koch Rücktritt Coronavirus
Ende Mai trat Daniel Koch von seinem Posten als Covid-Delegierter zurück. Dennoch meldet er sich noch regelmässig zu Wort. - Keystone

Fedpol-Sprecherin Katrin Schmitter äussert sich nicht zu den konkreten Massnahmen im Fall von Daniel Koch. Aber: «Während der Corona-Krise ist die Sicherheitslage für das Bundesamt für Gesundheit und deren Vertreter ausserordentlich. Im Falle des stark exponierten Daniel Koch gilt das ganz speziell.»

Fedpol Nicoletta della Valle
Beim Fedpol unter Amtsdirektorin Nicoletta della Valle heisst es: «Während der Corona-Krise ist die Sicherheitslage für das Bundesamt für Gesundheit und deren Vertreter ausserordentlich.» - Keystone

Das habe man in die Lage-Beurteilung einfliessen lassen und das Sicherheitsdispositiv entsprechend angepasst. Gemäss Nau.ch-Informationen handelte es sich allerdings nicht um einen Personenschutz im engen Sinn.

Dabei wird eine exponierte Person rund um die Uhr durch Beamte begleitet und beschützt. Koch sagt bloss: «Die Polizisten haben einfach alle paar Stunden vorbeigeschaut, ob alles in Ordnung ist. Ich bin ihnen allen sehr dankbar dafür.»

Der Corona-Erklärer wechselte Mitte April – auf dem Höhepunkt der Krise – seinen Wohnort innerhalb des Kanton Berns. Tatsächlich sei der örtlichen Bevölkerung das Ganze stärker aufgefallen als am alten Wohnort, so Koch.

Anfeindungen, aber keine Drohungen erhalten

Auch an den fast täglichen Pressekonferenzen sei die Massnahme ersichtlich gewesen. «Ich gehe davon aus, dass dies eher ungewöhnlich ist für einen Bundesangestellten.» Mittlerweile habe sich die Situation aber «beruhigt».

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Daniel Koch wird nach seiner Pensionierung nicht komplett abtauchen, sagt er im Abschieds-Interview am 27. Mai. - Nau.ch

Doch wie erlebte er die Wut mancher Bürger auf dem Höhepunkt der Krise? Koch: «Ich habe während der gesamten Phase der Virus-Bekämpfung keine konkreten Drohungen gegen Leib und Leben erhalten, weder direkt, per Post noch per Telefon

Zwar sei er auf diversen Kanälen «angefeindet und beschimpft» worden. «Doch damit konnte ich in einer derart exponierten Stellung problemlos umgehen», gibt sich Koch cool. Denn auf der anderen Seite erhielt er unzählige Dankes-Briefe, was ihn sehr gefreut habe.

Dankesbriefe Daniel Koch
Daniel Koch hat hunderte, meist handgeschriebene, Dankesbriefe für seinen Einsatz im Kampf gegen das Coronavirus erhalten. Er will jeden einzeln beantworten. - zvg/nau.ch

«Sie stapeln sich noch immer kartonweise und ich versuche, möglichst alle persönlich zu beantworten», verspricht er. Bei den Mails müsse er sich aber entschuldigen. «Es sind über 8000 ungelesene Nachrichten. Die werden wohl für immer ungelesen bleiben müssen.»

Anti-Lockdown-Demos: Fedpol bleibt aktiv

Während Mr. Corona also Zeit hat, um nette Briefe zu beantworten, bleibt die Situation beim BAG angespannt. Fedpol-Sprecherin Schmitter bestätigt, dass die Gebäude des Amtes in Bern ebenfalls «überwacht, beziehungsweise berondet» wurden.

Coronavirus Bill Gates Demonstration
Das Fedpol beobachtet das Umfeld der Anti-Lockdown-Demos weiterhin eng. - Keystone

Auch die Entwicklung der Demos gegen die bundesrätlichen Corona-Massnahmen habe man «sehr eng beobachtet». Vorbei ist der Spuk indes nicht. «Selbstverständlich bleiben wir diesbezüglich aktiv.» Die Frage, ob der Polizeischutz für Koch noch aufrechterhalten wird, beantwortet das Fedpol nicht. Daniel Koch selbst weiss es auch nicht so genau.

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