Daniel Koch steht seit Februar unter Polizeischutz
Daniel Koch war als «Mr. Corona» omnipräsent. Deshalb steht er seit Februar unter Polizeischutz – obwohl er gemäss eigenen Angaben keine Drohungen erhielt.
Das Wichtigste in Kürze
- Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit stand seit Februar unter Polizeischutz.
- Drohungen habe er keine erhalten. Allerdings sei er «angefeindet und beschimpft» worden.
- Das Fedpol bleibt aktiv. Das Umfeld der Anti-Lockdown-Demos werde «sehr eng» beobachtet.
Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen: Nicht erst seit dem überstandenen Corona-Lockdown ist das politische Klima in der Schweiz rau wie nie. Das ist sich offenbar auch das Bundesamt für Polizei (Fedpol) bewusst.
Die behördliche Vorsicht im Alltag zu spüren bekam niemand so stark wie «Mr. Corona» persönlich. Der mittlerweile pensionierte Daniel Koch wurde nämlich bereits im Februar unter Polizeischutz gestellt. Das bestätigt der 65-Jährige auf Anfrage von Nau.ch.
Daniel Koch: «Kenne Gründe für Polizeischutz nicht»
Pikant: Koch sind die Hintergründe des staatlichen Schutzes unklar. «Ich weiss nicht, warum genau. Die konkreten Gründe für diese Massnahme des Fedpols sind mir nicht bekannt», erklärt er offen. Sicher ist: Der Polizeischutz blieb auch nach seinem Rücktritt weiter nötig.
Fedpol-Sprecherin Katrin Schmitter äussert sich nicht zu den konkreten Massnahmen im Fall von Daniel Koch. Aber: «Während der Corona-Krise ist die Sicherheitslage für das Bundesamt für Gesundheit und deren Vertreter ausserordentlich. Im Falle des stark exponierten Daniel Koch gilt das ganz speziell.»
Das habe man in die Lage-Beurteilung einfliessen lassen und das Sicherheitsdispositiv entsprechend angepasst. Gemäss Nau.ch-Informationen handelte es sich allerdings nicht um einen Personenschutz im engen Sinn.
Dabei wird eine exponierte Person rund um die Uhr durch Beamte begleitet und beschützt. Koch sagt bloss: «Die Polizisten haben einfach alle paar Stunden vorbeigeschaut, ob alles in Ordnung ist. Ich bin ihnen allen sehr dankbar dafür.»
Der Corona-Erklärer wechselte Mitte April – auf dem Höhepunkt der Krise – seinen Wohnort innerhalb des Kanton Berns. Tatsächlich sei der örtlichen Bevölkerung das Ganze stärker aufgefallen als am alten Wohnort, so Koch.
Anfeindungen, aber keine Drohungen erhalten
Auch an den fast täglichen Pressekonferenzen sei die Massnahme ersichtlich gewesen. «Ich gehe davon aus, dass dies eher ungewöhnlich ist für einen Bundesangestellten.» Mittlerweile habe sich die Situation aber «beruhigt».
Doch wie erlebte er die Wut mancher Bürger auf dem Höhepunkt der Krise? Koch: «Ich habe während der gesamten Phase der Virus-Bekämpfung keine konkreten Drohungen gegen Leib und Leben erhalten, weder direkt, per Post noch per Telefon.»
Zwar sei er auf diversen Kanälen «angefeindet und beschimpft» worden. «Doch damit konnte ich in einer derart exponierten Stellung problemlos umgehen», gibt sich Koch cool. Denn auf der anderen Seite erhielt er unzählige Dankes-Briefe, was ihn sehr gefreut habe.
«Sie stapeln sich noch immer kartonweise und ich versuche, möglichst alle persönlich zu beantworten», verspricht er. Bei den Mails müsse er sich aber entschuldigen. «Es sind über 8000 ungelesene Nachrichten. Die werden wohl für immer ungelesen bleiben müssen.»
Anti-Lockdown-Demos: Fedpol bleibt aktiv
Während Mr. Corona also Zeit hat, um nette Briefe zu beantworten, bleibt die Situation beim BAG angespannt. Fedpol-Sprecherin Schmitter bestätigt, dass die Gebäude des Amtes in Bern ebenfalls «überwacht, beziehungsweise berondet» wurden.
Auch die Entwicklung der Demos gegen die bundesrätlichen Corona-Massnahmen habe man «sehr eng beobachtet». Vorbei ist der Spuk indes nicht. «Selbstverständlich bleiben wir diesbezüglich aktiv.» Die Frage, ob der Polizeischutz für Koch noch aufrechterhalten wird, beantwortet das Fedpol nicht. Daniel Koch selbst weiss es auch nicht so genau.