Das angekratzte gute Image der Schweiz im Ausland
Das Ausland habe auch im 2022 ein sehr gutes Bild von der Schweiz, teilt das EDA mit. Die Umfrage ist aber mit Vorsicht zu geniessen. Ein Kommentar.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz hat im Ausland weiterhin ein positives Image, zeigt eine Umfrage.
- Doch die alten Klischees aus Bankgeheimnis-Zeiten halten sich hartnäckig.
In seinem jährlichen Bericht über das Bild der Schweiz im Ausland zeichnet «Präsenz Schweiz» zunächst ein positives Bild. Die dem EDA angegliederte Organisation für die Landeskommunikation stellt fest: «Das Image der Schweiz bei der breiten Bevölkerung im Ausland ist auch im Jahr 2022 sehr gut.» Doch auch «Präsenz Schweiz» muss zugeben: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Käse, Schoggi und gute Noten
Zunächst kann sich die Schweiz der repräsentativen Umfrage zufolge tatsächlich anhaltender Beliebtheit erfreuen. Alles wie gehabt: An der Spitze der Schweiz-Klischees rangieren weiterhin Berge, Schoggi, Uhren und Banken. Oder ganz allgemein «schönes Land», so wie man das als Tourist im Ausland auch erfährt, sobald man beiläufig die eigene Herkunft erwähnt.

«Oh, aus der Schweiz», man war zwar nie dort, aber dort muss ja scheints Milch und Honig fliessen. «Ihr seid neutral, oder?», und es schwingt bei der Frage immer etwas Unglauben mit. Wie kann man in dieser Welt neutral sein? Als kleines Land beschützt einen dann ja niemand.
«Komm, erzähl meinem Freund, wie viele Minister ihr habt und nicht wahr, ihr habt keinen Chef?» Worauf die Klage folgt, dass das eigene Staatsoberhaupt sich im Privatjet eines dubiosen Geschäftsmanns herumfliegen lässt. «Sag ihm, dass es sowas bei Euch nicht gibt!»
Es ist nicht wie früher, als es auch nicht besser war
Nein, gibt es nicht, wir haben nur die «Affäre Maudet» und einen Minister, der, wenn schon, selbst am Steuerknüppel sitzt. Ja, wir sind nach wie vor neutral, aber gerade in den vergangenen zwölf Monaten, stellt auch «Präsenz Schweiz» fest, sorgt dies erneut für Unglauben. Wie kann man in dieser Welt neutral sein? Die Kriegsverbrechen in der Ukraine sind doch genau das, was die Schweiz sonst immer anprangert.

Dass die Umfrage nur einen Teil der Wahrheit abbildet, hat man auch beim EDA erkannt. «In der internationalen Medienberichterstattung fällt das Bild der Schweiz ambivalenter aus», heisst es in der Mitteilung. Tatsächlich verfolgen die Schweiz nicht nur die kulinarischen, sondern auch historischen Klischees.
Kaum wird von Schweizer Banken berichtet, fällt in den Kommentaren das Stichwort «Nazi-Gold». Die saudischen Investoren bei der Credit Suisse zementieren das Jahrzehnte alte Image des opportunistischen Bankers. Kaum wird Fifa-Boss Gianni Infantino erwähnt, ist das polierte Schweiz-Image überschattet vom negativen Image des Fussballweltverbands.

Es ist wohl wie immer: In Umfragen werden eher diejenigen Antworten gegeben, von denen die Befragten glauben, dass sie erwünscht sind. Einmal mehr zeigt sich, dass es sehr viel schwerer ist, negative Bilder zu korrigieren, als positive zu verlieren. Immerhin fallen den Umfrageteilnehmern aber noch zahlreiche romantisch-verklärte Stichworte zur Schweiz ein – doch der Vorrat schwindet.