Die SP will gegen den Kostendeal im Gesundheitswesen das Referendum ergreifen. Doch stimmen die Vorwürfe der Linken? Ein Experte erklärt die Folgen der Reform.
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SP-Vertreter wie Jacqueline Badran wollen gegen die neue Finanzierungsregelung der Gesundheitskosten zwischen Kantonen und Krankenkassen das Referendum ergreifen. - Keystone/Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Linke glauben, dass Krankenkassenprämien durch die Reform der Gesundheitskosten steigen.
  • Der Gesundheitsexperte widerspricht: Der Deal wirke dämpfend auf die Kostenentwicklung.
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Linke laufen Sturm. Gestern Donnerstag hat der Nationalrat grünes Licht gegeben für EFAS. Dies ist die Reform für eine einheitliche Finanzierung der Gesundheitsausgaben durch Krankenkassen und Kantone.

Die Linken befürchten, dass nun die Prämien steigen. Neu sollen die ambulanten Behandlungen (ohne Spitalaufenthalt) nicht mehr voll von den Krankenkassen übernommen werden. Einen Viertel übernehmen neu auch die Kantone. Bei den stationären Behandlungen (mit Spitalaufenthalt) übernehmen Kantone ebenfalls einen Viertel, die Kassen den Rest.

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Bisher zahlen Krankenkassen-Versicherer und damit die Prämienzahler 45 Prozent der stationären und 100 Prozent der ambulanten Behandlungskosten. Künftig zahlen sie je 75 Prozent, den Rest zahlt der Kanton. - Youtube/Curafutura

«Ich verstehe die Opposition der linken Parteien und der Kantone nicht», widerspricht Felix Schneuwly den empörten Reaktionen von SP-Nationalräten Jacqueline Badran oder Cédric Wermuth, welche das Referendum ergreifen wollen.

Das neue System sei sowohl aus Sicht der Steuer- als auch aus Sicht der Prämienzahler ein Vorteil, der Kostenanstieg werde gebremst. «EFAS schafft einen wichtigen Anreiz, um die integrierte Versorgung zu verbessern», so Schneuwly.

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Felix Schneuwly, Head of Public Affairs beim Vergleichsportal Comparis, ehemaliger Kommunikationschef des Versicherten-Infoportals santésuisse: «Viele Versicherte, die jammern, wollen dort, wo sie sparen könnten, nicht sparen.» - Keystone

Denn heute schaffe das Finanzierungssystem einen Fehlanreiz: Da Krankenkassen 100 Prozent der ambulanten Kosten übernehmen müssen, werden stationäre Behandlungen bevorzugt. Dort müssen die Kassen nur knapp die Hälfte der Kosten übernehmen, obwohl die Gesamtkosten der Behandlung grösser sind.

Künftig würden dank der einheitlichen Finanzierung mehr ambulante Behandlungen durchgeführt, was dazu führt, dass die absoluten Beiträge der Krankenkassen sinken werden, obwohl ihr relativer Anteil zunimmt.

Vorwurf: Grundversicherte subventionieren künftig Privatversicherte

Dass die Grundversicherten künftig die Privatversicherten finanzieren würden, bestreitet Schneuwly. Denn: «Von EFAS sind nur die medizinischen Leistungen zu Lasten der Grundversicherung betroffen.»

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Jacqueline Badran will das Referendum gegen EFAS ergreifen und die Umsetzung verhindern. - Nau

Vorwurf: Mit Prämien werden Privatspitäler vergoldet

Vehement wehrt sich der Comparis-Experte auch gegen den Vorwurf, mit den Krankenkassenprämien würden private Eigentümer von Privatspitälern subventioniert.

Denn die öffentlichen und privaten Spitäler behaupten: Defizite, die durch Patienten entstehen, die nur eine Grundversicherung haben, decken sie mit Gewinnen, die sie mit Privat- und Halbprivatversicherten erzielen. Daran würde auch EFAS nichts ändern.

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Drei Milliarden Franken liessen sich gemäss EFAS-Unterstützern mit dem Ausbau der integrierter Versorgung einsparen. Diese wird durch EFAS ebenfalls attraktiver. - Keystone

Zudem genehmigt weiterhin der Bundesrat die nationalen und die Kantonsregierungen die kantonalen Tarife, die von der Grundversicherung übernommen werden. «Das wird auch mit EFAS so bleiben und verhindern, dass mit medizinischen Leistungen zu Lasten der Grundversicherung missbräuchliche Gewinne erzielt werden.»

EFAS kurz erklärt. Für Krankenkassen-Verband Curafutura ist klar, dass EFAS die Gesundheitskosten dämpfen kann.
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