Elcom: Strompreis steigt durchschnittlich um 27 Prozent
Gemäss der Elektrizitätskommission (Elcom) steigt der Strompreis im nächsten Jahr um durchschnittlich 27 Prozent. Lokal könnten sie noch höher ausfallen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im nächsten Jahr wird der Strompreis in der Schweiz um durchschnittlich 27 Prozent steigen
- Die Unterschiede könnten jedoch lokal noch sehr viel höher ausfallen.
- Dies gemäss Berechnungen der Elektrizitätskommission (Elcom).
Der Strompreis wird gemäss Berechnungen der Elektrizitätskommission (Elcom) im nächsten Jahr um durchschnittlich 27 Prozent ansteigen. Die Unterschiede könnten jedoch lokal noch sehr viel höher ausfallen.
Gemäss den Berechnungen der Elcom bezahlt ein typischer Haushalt im kommenden Jahr 26.95 Rappen pro Kilowattstunde.
Dies entspreche einer Zunahme von 5.77 Rappen pro Kilowattstunden oder 27 Prozent. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich gemäss der Elcom eine Stromrechnung von 1215 Franken oder 261 Franken mehr als im Vorjahr.
Die Preise variieren innerhalb der Schweiz zwischen den Netzbetreibern teils erheblich. Grund sind laut der Elcom vor allem die grossen Unterschiede bei der Energiebeschaffung und dem Anteil der Eigenproduktion.
Die absolut grösste Steigerung verzeichnet laut Elcom der Berner Netzbetreiber Licht- und Kraftgenossenschaft Richigen. Dort beträgt die Zunahme satte 45.08 Rappen pro Kilowattstunde respektive 175 Prozent. Die jährliche Stromrechnung schlägt dort gemäss Modellrechnung um rund 2029 auf 3185 Franken auf.
Für die Bürgerinnen und Bürger richtete die Elcom online einen Strompreisvergleich ein, der Kantone, Gemeinden und Stromanbieter berücksichtigt. Wegen des Ansturms der Nutzenden auf die Seite nach Bekanntgabe der massiven Preiserhöhungen am Dienstagmittag war die Internetseite vorübergehend nicht mehr erreichbar, wie eine Elcom-Sprecherin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Hohe Tarife am Strommarkt
Ein Grund für die gestiegenen Strompreise liegt in den rekordhohen Tarifen am Grosshandelsmarkt, an dem Strom beschafft wird. Diese sind laut dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) bereits Ende des letzten Jahres stark gestiegen aufgrund von höheren Brennstoff- und CO2-Preisen sowie Kraftwerksausfällen insbesondere in Frankreich. Der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise mit weniger Gas- und Kohleimporten aus Russland und die Trockenheit verschärften die Preissituation an den Märkten zusätzlich.
Die Strompreise setzen sich aus mehreren Teilen zusammen: den Netznutzungstarifen, den Energietarifen, den Abgaben an die Gemeinwesen sowie dem Netzzuschlag. Massgebend sind damit etwa die Entstehungskosten durch den Betrieb von Kraftwerken und langfristige Bezugsverträge des Verteilnetzbetreibers. In den Preis mit eingerechnet werden aber auch der Verwaltungsaufwand und erlaubte Gewinne der Stromunternehmen.
Im kommenden Jahr schlagen vor allem die höheren Energietarife (+64 Prozent) pro Kilowattstunde zu Buche. Aber auch die Abgaben und Leistungen an die Gemeinwesen steigen (+11 Prozent) und die Netzkosten werden höher (+7 Prozent). Dagegen bleibt der Netzzuschlag stabil.
Für die kleinen und mittleren Unternehmen ergibt sich ein ähnliches Bild. Den Angaben zufolge steigen die Netzkosten, der Netzzuschlag und die Energiepreise sowie die Abgaben auch für sie.
Bund plant keine Entlastung
Trotz saftiger Aufschläge beim Strompreis plant der Bund vorerst keine Entlastung für Privathaushalte. Der Bundesrat sehe keinen Bedarf für sofortige Massnahmen zur Abfederung der gestiegenen Preise, teilte ein Sprecher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) mit. Derzeit gingen die Prognosen davon aus, dass die Inflation im kommenden Jahr wieder sinken werde, hiess es in der Stellungnahme.
Der Gewerkschaftsbund sorgte sich um die Haushalte insbesondere mit tiefen Einkommen. Für diese sei der Anstieg der Stromrechnung um mehrere hundert Franken nicht zu verkraften. Es brauche deshalb schnell griffige flankierende Massnahmen, teilte die Organisation mit.
Der Konsumentenschutz kritisierte die Stromunternehmen. Diese erwirtschafteten teils ungerechtfertigte Gewinne auf dem Rücken der Konsumenten, schrieb er in einer Mitteilung. Oftmals verrechneten Stromunternehmen Grundgebühren wie etwa für Anschlüsse, Servicepauschalen oder ähnliche Grundpreise ohne effektiven Energiebezug. Solche Pauschalen verzerrten die Kostenwahrheit der Stromrechnung und hielten die Menschen vom Energiesparen ab.
Die rund 630 lokalen Stromversorger mussten bis Ende August der Elcom die Tariferhöhungen für das Jahr 2023 melden. Die Aufsicht prüfte danach die Kostenrechnungen. Sie kann ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen untersagen oder bei zu hohen Preisen Absenkungen verfügen.