Für Minderjährige sind Energy Drinks nicht gerade gesund. Wäre ein Mindestalter für den Verkauf die Lösung? In Deutschland gibt es solche Ansätze.
Energydrinks sind bei Kindern und Jugendlichen beliebt, schaden ihnen aber. Foto: Frank Leonhardt
Energydrinks sind bei Kindern und Jugendlichen beliebt, schaden ihnen aber. Foto: Frank Leonhardt - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland setzen sich die Bundesländer für ein Mindestalter bei Energy Drinks ein.
  • In der Schweiz reagiert die Branche zurückhaltend, setzt aber teils auf Freiwilligkeit.
  • Politisch scheinen die Chancen klein. Doch Konsumentenschützer fordern Werbeverbote.
Ad

Braucht es analog zu Alkohol auch eine Alterslimite bei Energy Drinks? Das finden zumindest die Minister für Verbraucherschutz der deutschen Bundesländer.

Sie fordern, dass man mindestens 16 Jahre alt sein müsse, um Energy Drinks kaufen zu können. In der Schweiz ist man diesbezüglich aber zurückhaltend, wie Nau.ch-Recherchen zeigen.

Energy Drinks: Detaillisten kritisch gegenüber Verboten

Bei den Grossverteilern Migros und Coop heisst es praktisch gleichlautend: Man halte sich an die gesetzlichen Vorgaben. Ein Mindestalter für alkoholfreie Getränke gibt es aber eben nicht und so sind freiwillige Beschränkungen kein Thema.

Energy Drinks Prix Garantie
Energy Drinks der Coop-Eigenmarke Prix Garantie. - keystone

Kritisch gegenüber Verboten steht Denner, aber man beobachte die Entwicklung aufmerksam. Stattdessen setze man auf Aufklärung und freiwillige Massnahmen, wie zum Beispiel Verpackungshinweise. Auf diesen steht dann zu lesen, dass Koffein generell nur begrenzt konsumiert werden sollte. Für Kinder sowie schwangere und stillende Frauen sei Koffein nicht empfohlen.

Was hältst du von einer Alterslimite bei Energy Drinks?

Noch weiter geht Valora, Mutterkonzern von KKiosk, «Press & Books» und Avec. Die Verkaufsstellen seien angehalten, Energy Drinks möglichst nur an Ü14 zu verkaufen. Bei Lidl streicht man heraus, man verkaufe Tabakwaren und alle alkoholischen Getränke, inklusive Bier und Wein, erst ab 18 Jahren. Bei Energy Drinks habe man keine konkreten Pläne, verfolge aber die neuen Entwicklungen.

Forderung nach Werbeverbot für Energy Drinks

Das Problem bei Verboten: Sie stellen für Jugendliche einen zusätzlichen Anreiz dar, diese Produkte erst recht zu konsumieren. Das zeigten die Erfahrungen beim Verkauf von Alkohol an Jugendliche, sagt Josianne Walpen von der Stiftung für Konsumentenschutz. Denn: Das Verbot werde relativ schlecht umgesetzt.

Alkohol Tabakwaren unter 18
Ein rotes Schild weist darauf hin, dass an Jugendliche unter 18 kein Alkohol und keine Tabakwaren verkauft werden, aufgenommen im Coop Südpark in Basel, am 3. April 2013. - keystone

Freiwillige Einschränkungen wie diejenige bei Spar (ab 14 Jahren) seien zu begrüssen, so Walpen. Mit einem kleinen Seitenhieb: «Wenn Lidl in Grossbritannien, Niederlande, Dänemark und Schweden Alterslimiten für Energy Drinks einführt, dann soll auch Lidl Schweiz nachziehen.» In den genannten Ländern verkauft Lidl die Dosen erst ab 16 Jahren.

Davon abgesehen fordert der Konsumentenschutz aber explizitere, deutlichere Warnhinweise als bisher auf den Dosen und in der Werbung. Und vor allem: Ein Verbot von Werbung, die sich an Jugendliche richtet, analog zum Tabakwerbeverbot.

Die Politik und das Red Bull im Znüniböxli

Solche Forderungen stossen aber insbesondere bei bürgerlichen Politikern auf Widerstand. So sieht SVP-Gesundheitspolitiker Andreas Glarner schlicht keinen Handlungsbedarf: «Der Staat soll und darf nicht alles regulieren.» Bis zum 18. Altersjahr gelte die Verantwortung der Eltern.

Martin Candinas Andreas Glarner
Die Nationalräte Martin Candinas (Mitte/GR) und Andreas Glarner (SVP/AG). - keystone

Keine gesetzlichen Anpassungen fordern will auch Mitte-Nationalrat Martin Candinas. «Die Devise muss sein: Mit Mass und Vernunft!» Die Zunahme des Konsums von Energy Drinks, nicht nur bei Kindern, müsse uns als Gesellschaft aber beschäftigen.

«Es braucht mehr Aufklärung und Sensibilisierung von allen Seiten, insbesondere von den Eltern und Schulen», findet Candinas. Diesbezüglich plädiert wiederum SVPler Glarner fürs Masshalten: «Natürlich sollte kein Red Bull im Znüniböxli sein – aber auch hier gilt die Eigenverantwortung der Eltern!»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

TabakwerbeverbotAndreas GlarnerNationalratRed BullVerkaufMigrosValoraDennerStaatBierCoopLidlSVP