Bauern

Erstärkte Bauern im Nationalrat: Wie geht es weiter?

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Im neu zusammengesetzten Parlament fällt vor allem eines auf: Der Anteil der Landwirtinnen und Landwirte ist gewachsen. Bauernpräsident Ritter freut sich.

markus ritter Bauernverband
«Wir sind gefordert»: Bauernverband-Präsident Markus Ritter (Mitte/SG) freut sich auf die vielen neuen Landwirte und Landwirtinnen im Nationalrat. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Elf neue Landwirtinnen und Landwirte wurden vor einer Woche in den Nationalrat gewählt.
  • Damit wurden die zurückgetretenen Bauern und der abgewählte Bauer mehr als ersetzt.

Die Bauernlobby ist eine mächtige Kraft im Parlament. Nach den Wahlen 2023 ist sie noch mächtiger geworden: Elf neue Nationalratsmitglieder sind in der Landwirtschaft tätig oder haben eine Ausbildung als Bauer beziehungsweise als Bäuerin absolviert.

Alle bisherigen landwirtschaftsnahen Abgeordneten wurden wiedergewählt – mit einer Ausnahme: dem Meisterlandwirt aus der Mitte, Heinz Siegenthaler. Der Berner konnte seinen Sitz ausgerechnet in jenem Kanton nicht verteidigen, in dem fast ein Drittel der Nationalratsmitglieder Bauern sind: Bern.

Die Bernerinnen und Berner haben drei neue Landwirte gewählt beziehungsweise einer ist für Ständerat Werner Salzmann nachgerutscht. Auch in der Waadt, im Jura, in Luzern, Neuenburg und Zürich konnten die Landwirtschaftsvertretenden zulegen. Die allermeisten sind in der SVP Mitglied; nur einer ist in der Mitte zu Hause.

Der letzte FDP-Bauer ist zurückgetreten; die zwei Landwirtschafts-Grünen aus Bern wurden wiedergewählt. Diese sind aber agrarpolitisch oft nicht mit ihren bürgerlichen Kolleginnen und Kollegen einverstanden.

Doch der Bauernverband zählt dreizehn andere, mit der Landwirtschaft verbundene Politikerinnen und Politiker: so etwa Maya Graf (Grüne/BL) oder Christine Bulliard-Marbach (Mitte/FR), die einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb haben, aber nicht gelernte Bäuerinnen sind. Oder auch Önologin Simone de Montmollin (FDP/GE), Fleischfachmann Mike Egger (SVP/SG) und Charles Julliard (Mitte/JU), Verwaltungsrat für «Schweizer Hagel».

«Grosser Vertrauensbeweis»: Bauernverband dankbar

Der Bauernverband hat selbstverständlich Freude. Mitte-Nationalrat Markus Ritter (SG), der Präsident des Verbands, hat die Wiederwahl auch geschafft. Er sagt gegenüber Nau.ch: «Die Resultate sind einmal mehr ein grosser Vertrauensbeweis der Schweizer Bevölkerung für unsere Landwirtschaft.»

Nebst den Gewählten seien auch viele Personen aus der Landwirtschaft auf den Ersatzplätzen gelandet, so Ritter. Das verdankt der Bauernverband jedoch nicht nur den Stimmberechtigten: Wie Ritter in einer Mitteilung schreibt, habe sich der Schulterschluss mit den Wirtschaftsverbänden gelohnt.

Wirtschaftsverbände Bauernverband
Economiesuisse, der Arbeitgeberverband, der Gewerbeverband und der Bauernverband arbeiten für die nächste Zeit zusammen. Sie wollen im Hinblick auf die Wahlen sechs Themen betonen. - Keystone

Gemeinsam mit Economiesuisse, dem Gewerbeverband und dem Arbeitgeberverband haben die Bauern vor rund einem Jahr eine gemeinsame Wahlkampagne lanciert. Die Allianz wurde von Umweltaktivisten kritisiert. Und auch intern gibt es ein Thema, das die Bauern anders als der Rest der Wirtschaft sehen: den Freihandel.

Was bedeutet der Bauern-Zuwachs für die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft? Markus Ritter antwortet: «Wir sind überzeugt, dass das neu gewählte Parlament, insbesondere der Nationalrat, die Anliegen der Landwirtschaft wieder besser aufnehmen wird. Dazu wollen wir auch die Zusammenarbeit in der Wirtschaftsallianz weiter verstärken und vertiefen.»

Heisst also, die Allianz dürfte der Schweiz noch länger erhalten bleiben. Die Wirtschaft wird bei der Agrarpolitik wohl erheblich mitreden. Bedeutende Geschäfte, die auf dem Programm stehen, sind zahlreich, sagt Markus Ritter.

Haben Sie einen Landwirt oder eine Landwirtin gewählt?

Etwa die Budgets und der Zahlungsrahmen 2026/29, um Gelder für die «einheimischen Bauernfamilien», wie Ritter schreibt, zu sichern. Und die Verwaltung arbeite schon an der Agrarpolitik 2030. Hinzu komme die Schlussabstimmung zur Biodiversitätsinitiative während der Wintersession und die Volksabstimmung «im kommenden Jahr».

«Wir sind gefordert», stellt der oberste Landwirt der Schweiz fest. In der Mitteilung auf der Bauernverband-Webseite fügt Ritter noch hinzu: «Freihandelsabkommen nehmen wieder Fahrt auf.» Dann wird es in der Wirtschafts-Landwirtschaftsallianz spannend.

Kommentare

User #4944 (nicht angemeldet)

…mit Überheblichkeit kommt auch der Ritter zu Fall…! SVProphet-77

User #3789 (nicht angemeldet)

#1458 Willkommen in der Globalisierung Welt. Was du hier beschreibst bzgl. Preisdruck kennt so ziemlich jede Branche. Aber unsere doch so armen Bauern. Wer hat den die Möglichkeit durch Umzonungen von Landwirtschaftsland in Bauland über Nacht zum Multimillionär zu werden? Die Bauern. Wer fährt mit einem 300000.- Traktor herum. Die Bauern. Wer kann 100MWh und mehr Strom pro Jahr produzieren und verkaufen? Die Bauern. Also hört auf zu jammern und werdet erfinderisch.

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