eSports: FDP-Nationalrat Marcel Dobler kritisiert Branche
Wird eSports im Bundeshaus vernachlässigt und die Digitalisierung verschlafen? FDP-Nationalrat Marcel Dobler sieht das ziemlich anders.
Das Wichtigste in Kürze
- Digitalisierung und eSports würden im Parlament vernachlässigt, klagt der eSports-Verband.
- FDP-Nationalrat und Ex-Gamer Marcel Dobler widerspricht.
- Zudem sei er noch gar nie vom Verband angefragt worden.
Sollte eSports als Sportart anerkannt werden? Jedenfalls müsse eSports endlich auch im Bundeshaus ein Thema sein, fordert der Schweizer eSports-Verband SESF. Doch im Bundeshaus reagiert FDP-Nationalrat Marcel Dobler etwas verdutzt gegenüber diesem Anliegen. Dabei wäre er eigentlich die ideale Ansprechsperson zum Thema.
Gamer-Nationalrat weiss von nichts
Dobler hat schon «World of Warcraft» und «Quake» gespielt, als die neue Gamer-Generation noch in den Windeln lag. Mit Gamer-Kollegen hat er dann 2001 den Online-Händler Digitec gegründet. Später wurde er unter anderem noch Schweizermeister im Zehnkampf (2009) und im Viererbob (Saisons 15/16 und 17/18). Dobler ist also Sport und IT in Personalunion.
«Wenn eSports so ein wichtiges Thema ist, sollte man mit den Leuten reden», findet auch Dobler. Aber: «Mich hat man noch nie angegangen.»
Dass der Durchschnitts-Parlamentarier wenig Ahnung von eSports habe, liege in der Natur der Sache. Jeder habe sein Spezialgebiet und wenn es um Krankenkassen gehe, frage er auch die FDP-Kollegen mit entsprechendem Know-How.
Digitalisierungs-Gerangel beim Bund
Auch die Forderung, die Digitalisierung müsse am besten mit einem Digitalisierungsminister angegangen werden, lehnt Dobler ab. Das Problem sei nicht zu wenig Digitalisierung. «Innerhalb der Bundesverwaltung hat es sehr viele kompetente Leute», betont Dobler.
Aber auch ein «Silo-Denken», wie er es nennt: Kein Departement will Kompetenzen, Macht und Einfluss abgeben zugunsten einer übergreifenden Strategie. Für Gespräche mit den entsprechenden Interessensgruppen zeigt er sich durchaus offen.
«Es gibt Dümmeres»
Umso mehr ist Dobler erstaunt, dass er nicht angefragt wurde. «So viele IT-affine Leute gibt es ja nicht im Parlament» – ein-zwei pro Partei, «bei der SVP Franz Grüter». Allerdings winkt Dobler gleichzeitig auch ab: Er sehe nicht, was es in Sachen eSports gross zu regulieren gäbe.
Immerhin: Gamen oder auch eSports steht er nach wie vor positiv gegenüber. Besorgte Eltern beruhigt er, denn aus ihm sei schliesslich auch etwas Rechtes geworden. «Es ist eine Freizeitbeschäftigung wie jede andere, die sogar noch räumliches Vorstellungsvermögen und strukturiertes Denken fördert. Ich sehe da kein Problem – man kann auch Dümmeres machen mit seiner Zeit.»