EU macht Gas «grün»: Glättli fordert Schweizer Sonderweg
Das EU-Parlament stuft Investitionen in Gas- und Atomenergie als grün ein. Grünen-Präsident Glättli fordert nun eine eigene Klimataxonomie für die Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- Investitionen in Gas- und Atomenergie werden in der EU als klimafreundlich bezeichnet.
- «Ein verheerender Entscheid für das Klima und den Frieden», kritisiert Balthasar Glättli.
- Der Grünen-Präsident fordert nun ein eigenes Label für die Schweiz.
Investitionen in bestimmte Gas- und Atomkraftwerke erhalten zukünftig in der EU das Label «klimafreundlich». Das EU-Parlament hat den Vorschlag zur sogenannten Taxonomie – ein Klassifikationssystem um Investitionen in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten zu lenken – seiner Kommission am Mittwoch angenommen.
«Dieser Entscheid ist verheerend, kurzsichtig und verantwortungslos – nicht nur fürs Klima, sondern auch für die Sicherheit und für den Frieden», kritisiert Grünen-Präsident Balthasar Glättli. Mit dem heutigen Entscheid sei die Klimataxonomie für wirklich ökologische Investorinnen und Investoren nutzlos geworden.
«Atomkraft und fossiles Gas sind keine nachhaltigen Energien: Die Verbrennung von fossilem Gas heizt das Klima weiter an, hochradioaktiver Atommüll wird Mensch und Umwelt noch Jahrhunderte belasten. Und beides erhöht unsere Abhängigkeit von Staaten wie Russland und finanziert deren Kriege.»
Der Krieg in der Ukraine führe vielen Menschen schonungslos vor Augen, wie verheerend unsere Abhängigkeit von Öl, Gas und Uran sei. Deshalb brauche es den Ausstieg aus fossilen Energien und AKW. «Nicht nur fürs Klima, sondern auch für den Frieden, die Sicherheit, die Demokratie.»
«Wir Grüne fordern darum weiterhin eine echte Klimataxonomie ohne Einschluss von Öl, Gas und AKW», wiederholt Glättli seine Forderung vom Januar, als die EU-Kommission den Vorschlag publik machte.
Grüne fordern Finanzierungsverbot für besonders klimaschädliche Tätigkeiten
«Ein zukunftsfähiger Finanzplatz braucht ein griffige Nachhaltigkeitsdefinition, um Greenwashing zu verhindern. Bisher wollte die Schweiz kein eigenes Label für grüne Investments machen und hat auf die EU verwiesen – nun ist sie selbst gefordert.»
Es brauche jedoch mehr als nur ein grünes Label für nachhaltige Investitionen: «Wir Grüne fordern neben einem griffigen Label zudem ein sofortiges Finanzierungsverbot für besonders klimaschädliche Tätigkeiten wie etwa die Förderung von fossilen Brenn- und Treibstoffen wie Öl oder Gas aus Teersand und Fracking.»