Evangelische Volkspartei sieht sich als Brückenbauerin

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Bern,

Die Evangelische Volkspartei Schweiz (EVP) hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Die Partei sieht sich als «wertorientierte Mittepartei», die als Brückenbauerin agiere, sagte Parteipräsidentin Marianne Streiff-Feller in Bern.

Die Evangelische Volkspartei (EVP) feiert ihr 100-jähriges Bestehen.
Die Evangelische Volkspartei (EVP) feiert ihr 100-jähriges Bestehen. - sda - KEYSTONE/MARCEL BIERI

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 600 Parteimitglieder und geladene Gäste feierten am Samstag die EVP auf dem Gurten.

Die Evangelische Volkspartei Schweiz (EVP) hat ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Die Partei sieht sich als «wertorientierte Mittepartei», die als Brückenbauerin agiere, sagte Parteipräsidentin Marianne Streiff-Feller in Bern.

Über 600 Parteimitglieder und geladene Gäste feierten am Samstag die EVP auf dem Gurten in Bern.

Wie die Partei mitteilte, stand der Anlass unter dem Motto «100 Jahre EVP - Damit Werte wieder zählen». Streiff-Feller rief an der Feier dazu auf, im Wahljahr den Werten der Partei treu zu bleiben, wie es in der Mitteilung heisst. Dazu würden Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Menschenwürde zählen.

Parteipräsidentin und Nationalrätin Streiff-Feller hob die Werte der EVP bei der Gründung und heute hervor. Im Jahr 1919 herrschten in der Schweiz prekäre soziale Verhältnisse. Die tiefe Kluft zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft habe gedroht, die Schweiz zu spalten.

Die Mittepartei EVP mit ihren christlichen Werten habe schon damals dazu beigetragen, gesellschaftliche Gräben zu überbrücken. «Von Anfang an verstand sich die EVP als Angebot einer Brücke zwischen Links und Rechts», sagte Streiff-Feller.

Die Partei sei schon immer vorausschauend gewesen. Schon 25 Jahre vor der Einführung von AHV und IV habe die EVP die verfassungsmässige Grundlage für diese Sozialversicherungen gefordert. Auch im Umweltschutz sei sie progressiv gewesen. Ein von der EVP 1944 überwiesenes Postulat sei zum Startschuss für den Gewässerschutz in der Schweiz geworden, sagte die Parteipräsidentin.

Die EVP suche auf der Grundlage christlicher Werte die beste Lösung für das Gemeinwohl, die Menschen und die Umwelt, betonte die Parteipräsidentin. In gesellschaftspolitischen Themen wie Sterbehilfe oder Drogenkonsum stehe die EVP eher auf der wertkonservativen Seite. In sozialen und umweltpolitischen Themen politisiert sie dagegen eher links, ökologisch-progressiv.

Unter den geladenen Gästen waren unter anderen Bundesrat Ignazio Cassis, Kirchenratspräsident Gottfried Locher, der Generalsekretär der Schweizer Bischofskonferenz, Erwin Tanner, und CVP-Fraktionspräsident Filippo Lombardi.

Cassis bezeichnete die EVP in seiner Rede als eher stille Partei der Schweiz. «Aber deswegen sind Sie längst nicht leise», sagte er gemäss Redetext. Die Partei trage zur Meinungsvielfalt bei und leiste mit ihren Werten einen wertvollen Beitrag für die christlich geprägte Schweiz. Gründungspräsident Arnold Muggli habe schon damals, zu Zeiten der politischen Wirren während des Landesstreiks 1918, vom Bundesrat gefordert, Menschlichkeit walten zu lassen.

In einem geschichtlichen Rückblick erinnerte Cassis an die Wurzeln der EVP. Die Gründung der Partei und die Einführung des Proporzwahlrechts vor 100 Jahren seien untrennbar verbunden, die Parteienlandschaft habe sich massiv verändert: «Ohne Proporz hätte ihre Partei keine Chance gehabt.» Auf Anhieb habe die Partei Erfolg gehabt und im Kanton Zürich bereits im Herbst 1919 einen Nationalratssitz gewonnen.

Gemäss Mitteilung sind rund 4500 Personen Mitglied der EVP. Die Partei hält derzeit im Nationalrat zwei Sitze. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, in mindestens einem weiteren Kanton einen Sitz dazuzugewinnen. Zudem will sie einen Wähleranteil von mehr als zwei Prozent erreichen. Im Wahljahr setzt die EVP auf den Leitsatz «Damit Werte wieder zählen» sowie folgende Schwerpunkte: Ethisches Unternehmertum, Kultur, Gesellschaft, Religion, Menschenhandel und Ausbeutung sowie Generationenpolitik.

Gemäss eigenen Aussagen tritt die EVP die Wahlen im Herbst mit Kandidierenden in voraussichtlich 16 Kantonen an. Auch die Junge EVP wird bei den Wahlen antreten und will in mindestens vier Kantonen eigene Wahllisten einreichen.

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