Fair Food Initiative will Lebensmittel aus der Schweiz
Gentech-Pflanzen, globale Agroindustrie-Konzerne, ausländische Billigarbeiter: Die Initiative will eine andere Land- und Ernährungswirtschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Urheber der Fair Food-Initiative verteidigen sich heute vor dem Bundeshaus.
- Das Parlament empfahl die Ablehnung.
Die Initiative, die am 23. September an die Urne kommt, hat die Demokratisierung des Ernährungssystems zum Ziel, wie Juso-Präsidentin Tamara Funiciello heute Montag vor den Bundeshausmedien erklärte. «Die Initiative für Ernährungssouveränität möchte auf Verfassungsstufe lokale landwirtschaftliche Kreisläufe, ein Verbot von Gentechnik, faire Arbeitsbedingungen und das Recht auf Selbstbestimmung im Nahrungsmittelbereich festschreiben», sagte sie gemäss Redetext.
Konkret soll der Bund mehr Einfluss auf die gesamte Produktionskette nehmen. Im Fall einer Annahme würde die einheimische Produktion mit Importzöllen geschützt, die Preise müssten den tatsächlichen Produktionskosten Rechnung tragen. Auch die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft sollen verbessert werden, was zu mehr Beschäftigten und letztlich mehr Betrieben führen könnte.
Zahlreichere und kleinere Betriebe würden gegen Arbeitslosigkeit und Abwanderung wirken und den Tourismus befeuern, sind die Initiantinnen und Initianten überzeugt. Lokale Produktion soll Ressourcen und Klima schonen, Unabhängigkeit von globalen Agroindustrie-Konzernen die Migration eindämmen. Letztlich gehe es um eine «gerechtere Gesellschaft», erklärte Michelle Zufferey von der Bauerngewerkschaft Uniterre am Montag vor den Bundeshausmedien.
Schweizer Landwirtschaft soll nicht dem Weltmarkt geopfert werden
«Wir wollen keine Lebensmittelimporte mehr, die anderswo ökologische Katastrophen auslösen oder unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen hergestellt werden», sagte Ulrike Minkner, Vizepräsidentin Allianz für Ernährungssouveränität. Die Initiantinnen und Initianten erwarteten vom Bund einen Rahmen, in dem die Schweizer Landwirtschaft nicht dem Weltmarkt geopfert werde.
Im Gegensatz zu den Gegnern glauben die Initiantinnen und Initianten auch nicht, dass die hohen Schweizer Produktionskosten zwingend zu höheren Konsumentenpreisen führen. Mehr Betriebe vergrösserten das Angebot, ein grösseres Angebot führe tendenziell zu tieferen Preisen, erklärte Minkner. Falls sich kleine und mittlere Einkommen Lebensmittel nicht mehr leisten könnten, gebe es ohnehin ein grundlegendes Problem im System, sagte Juso-Präsidentin Tamara Funiciello.
Hinter der Initiative stehen die Bauerngewerkschaft Uniterre und rund 70 kleinbäuerliche und linke Organisationen. Das Parlament empfiehlt das Volksbegehren zur Ablehnung. Laut Bundesrat werden einige Forderungen bereits erfüllt. Andere stünden im Widerspruch zu den Zielen der Landwirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte. Der Bundesrat warnt auch davor, dass die Schweiz mit der Umsetzung der Initiative internationale Verpflichtungen verletzen und den Einkaufstourismus ankurbeln könnte.