FDP Klimaumfrage: Basis will Comeback der Atomkraft
Die FDP-Basis will grüner werden. Gemäss Umfrage auch dank neuen Atomkraftwerken. Freisinnige Befürworter appellieren an die Parteileitung, das ernst zu nehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Teilnehmer der Klima-Umfrage der FDP plädieren für Massnahmen gegen den Klimawandel.
- Klar Ja sagt sie indes auch zum Bau von neuen Atomkraftwerken.
- Die AKW-Freunde sehen darin kein Problem – ganz im Gegenteil.
Die Genugtuung bei FDP-Präsidentin Petra Gössi dürfte immens sein. Mit ihrer grünen Kehrtwende und der Basisumfrage polarisierte die Schwyzerin. Doch nun scheint sie recht zu erhalten. Eine Mehrheit der freisinnigen Umfrageteilnehmer begrüsst Massnahmen gegen den Klimawandel.
Ja zu einer Flugticketsteuer, Ja zu mehr staatlicher Kontrolle. Aber: Auch ein klares Ja zum Bau neuer Atomkraftwerke. Der «SonntagsBlick», der die Resultate der Umfrage aus der FDP zugespielt erhielt, thematisierte diesen Aspekt nicht.
56 Prozent der FDP-Basis sagen Ja zu AKW
Doch die Unterlagen, die Nau.ch vorliegen, zeigen: 56 Prozent der Befragten sagen Ja oder eher Ja zum «Bau von neuen Kernkraftwerken der neusten Technologie». In der FDP-Fraktion wundern sich manche, dass dieser Aspekt bisher noch nicht thematisiert wurde.
Für Jubel-Stimmung sorgt er jedenfalls bei den freisinnigen AKW-Freunde. Nationalrat Hans-Ulrich Bigler ist nicht nur Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, sondern auch des Nuklearforums.
Für ihn sind die Resultate «absolut kohärent». Denn, so der FDP-Mann: «Die Kernenergie ist und bleibt die beste Möglichkeit, um den CO2-Ausstoss zu senken.»
Das sehe schliesslich selbst die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg so, sagt Bigler. Tatsächlich brachte die Ikone der Klima-Bewegung die Technologie als Übergangslösung ins Spiel. Damit folgte sie Empfehlungen der Weltklimakonferenz.
Bigler: «Die Botschaft der Basis muss einfliessen!»
Deshalb überrasche ihn das Ja der FDP-Basis nicht, erklärt Hans-Ulrich Bigler. «Es wäre alles andere als freisinnig, vor neuen Technologien die Augen zu verschliessen», meint der Zürcher Nationalrat. So werde etwa an Kugelreaktoren gearbeitet, die das Risiko einer Kernschmelze minimieren würden.
Bigler spricht deshalb Klartext: «Die Botschaft der Basis ist klar: Wir wollen saubere Energie, deshalb wollen wir auch ein Comeback der Atomkraft.»
Der Präsident des Nuklearforums hofft nun, dass die Parteileitung der FDP «diesen Aspekt in ihr Positionspapier einfliessen lassen» wird. Dieses soll an der Delegiertenversammlung vom 22. Juni von den Delegierten diskutiert werden.
Klar ist bereits jetzt: Der FDP stehen aufwühlende Wochen bevor. Vor allem intern dürfte Präsidentin Petra Gössi damit beschäftigt sein, Gemüter zu beruhigen.