FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen zum Streik der SDA
Christian Wasserfallen, Sie wohnen quasi vis-à-vis der SDA in der Berner
Länggasse und beschäftigen sich intensiv mit medienpolitischen Fragen. Was
halten Sie vom Streik der Journalisten?
Ich halte Streik grundsätzlich für das falsche Mittel, das führt zu
langfristigen Kollateralschäden. Verständnis habe ich aber dafür, dass sich die
SDA-Mitarbeiter vor den Kopf gestossen fühlen.
Wie meinen Sie das?
Der CEO hat offensichtlich zu spät damit begonnen, die Mitarbeiter in
den Restrukturierungsprozess einzubeziehen. Die Äusserungen, wonach die SDA nur
den Aktionären etwa schuldig sei, war extrem unglücklich und hat das Klima
vergiftet. Markus Schwab sollte sich zurücknehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Mitarbeiter der SDA streiken den zweiten Tag in Folge.
- Linke Politiker unterstützen die Journalisten und fordern Hilfe vom Staat.
- Nun warnt FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen vor solchen Ideen. Die SDA verliere sonst ihre Unabhängigkeit.
Konkret: Er sollte per sofort zurücktreten.
Nein, es liegt nicht an mir, der SDA Personalempfehlungen zu machen. Eine führungslose
SDA in der Krisensituation ist nicht hilfreich. In der Pflicht steht vor allem auch
der Verwaltungsrat mit den Verlegern sowie die SRG. Es liegt in
ihrem Interesse, dass sie so rasch als möglich wieder aus dem Nachrichtenfluss
schöpfen können.
Trotz dem Streik sind heute keine Zeitungen mit leeren Seiten
erschienen.
Klar, weil die eigenen Journalisten halt nun selber
Medienmitteilungen zusammenschreiben müssen. Es ist aber extrem
ineffizient, wenn übers Land verteilt dutzende gestresste
Medienschaffende eine Meldung zur gleichen News verfassen. Mittelfristig wird
das für die Verleger viel zu teuer und schadet der Qualität ihrer Produkte.
Den Dienst der SDA gibt aber auch nicht gratis.
Natürlich nicht. Und hier zu sparen, halte ich für den falschen Weg. Es
muss eine Marktlösung her. Die SRG hat über 1 Milliarde Gebühren und die privaten Medienhäuser
haben auch Mittel um die SDA solide zu finanzieren. Eine
Verstaatlichung der Information ist abzulehnen. Das wäre Gift für die
Unabhängigkeit der Medien.
So weit wird es im bürgerlichen Parlament nicht kommen.
Da bin ich mir nicht sicher. Im Windschatten der Linken positionieren
sich auch Bürgerliche vorab aus CVP und BDP in diese Richtung. Eine Mehrheit
für Staatsgeld wäre eine Katastrophe. Denn das Geschäftsmodell würde dadurch
nicht automatisch besser. Eine Staats-SDA ist ein Fass ohne Boden und die SDA wird
zum Spielball der Politik.