Finanzkontrolle kritisiert Drohnen-Projekt der Armee
Seit 2020 sollten sechs Überwachungsdrohnen der Schweizer Armee einsatzfähig sein, sind es bis heute aber nicht. Grund sind unter anderem Sonderwünsche.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Finanzkontrolle kritisiert das Drohnen-Projekt der Schweizer Armee.
- Auch fünf Jahre nach Termin sind die Drohnen noch nicht einsatzbereit.
- Die Extrawünsche seien zu komplex und die Projektleitung mangelhaft.
Die sechs Drohnen «Hermes 900 HFE» des israelischen Herstellers Elbit hat die Schweizer Armee mit dem Rüstungsprogramm 2015 bestellt. Sie sollen im Kriegsfall feindliche Positionen ausfindig machen. In Friedenszeiten können sie die zivilen Behörden bei der Luftüberwachung unterstützen.
Die eidgenössische Finanzkontrolle EFK hat untersucht, inwiefern die Drohnen einsatzfähig sind. Ergebnis: Sie sind es nicht, obwohl sie es schon 2020 hätten sein sollen. Neuer Termin für den Projektabschluss ist 2026.
Aber, hält die EFK fest: Auch dann werden die Drohnen de facto nicht einsatzfähig sein. Denn das Projekt kann nur abgeschlossen werden, weil die Drohnen «wesentliche militärischen Anforderungen nicht erfüllen» werden. Dies soll erst 2029 der Fall sein, «10 Jahre später als angekündigt», wie die EFK tadelnd festhält.
Drohnen-Projekt in Schieflage
Auch sonst geht die EFK mit dem bundeseigenen Rüstungsbeschaffer Armasuisse hart ins Gericht. «Nach Ansicht der EFK ist das Projekt in einer Krise.» Diese Schieflage sei in erster Linie das Ergebnis einer Kombination aus mehreren Faktoren: zu ambitionierten Zielen, mangelhafter Planung und Steuerung sowie unzureichendes Risiko- und Qualitätsmanagement.
Offensichtlich wird dies bei den «ambitionierten Zielen». Denn Armasuisse wollte nicht nur Drohnen kaufen, sondern diesen gleich auch noch einen «Swiss Finish» verpassen. So sollte etwa zur Kollisionsvermeidung ein Detektions- und Ausweichsystem integriert werden. Mit diesem könnte die Drohne in unkontrollierten Lufträumen bei Tag unbegleitet fliegen.
«Dieses sogenannte Detect and Avoid System (DAA) ist eine zum Prüfungszeitpunkt noch unausgereifte Produktentwicklung», schreibt die EFK. Oder anders gesagt: Nichts weniger als eine Weltneuheit – so neu, dass es sie auch heute noch nicht gibt.
Verhandlungen mit Hersteller eskalieren
Gegenüber «SRF» räumt Rüstungschef Urs Loher ein: «Die Herausforderungen sind grösser, als wir erwartet haben.» Man habe sich zu gutgläubig auf die Angaben des Herstellers Elbit verlassen. Hinzu kommen mittlerweile auch diverse Differenzen zwischen Hersteller Elbit, Armasuisse und der Ruag.
Die Ruag, die die Anpassungen an den Drohnen im Auftrag der Armasuisse machen soll, verlangt inzwischen das Doppelte. Elbit hat die letzte der sechs Drohnen immer noch nicht ausgeliefert.
Armasuisse versendet wöchentlich schriftliche Mängelrügen an Elbit, welche grösstenteils unbeantwortet geblieben sind. In der Folge ist die Kommunikation mit Elbit inzwischen bis auf Stufe Rüstungschef eskaliert.
Projektleitung mangelhaft – und ausgewandert
Die EFK stellt Mängel bei der Projektleitung fest. Auch seien Teilsysteme und zwei Drohnen bereits bei der Luftwaffe, was ein unübliches Vorgehen sei. So sei nun die Luftwaffe für Betrieb und Unterhalt und deren Kosten verantwortlich. Obwohl die Drohnen noch gar nicht einsatzbereit sind.
Apropos Projektleitung: Noch während der Prüfung durch die EFK machte der damalige Projektleiter bei «SRF bi de Lüt – Heimweh» mit. «Tamedia» hat Armasuisse damit konfrontiert und hält fest: Offenbar fehle es am Sensorium dafür, dass so ein schlechtes Licht auf sie fallen könnte.
Im Gegenteil: Armasuisse machte auf seiner Website gar Werbung für die Sendung. Die vierteilige Serie dreht sich vor allem darum, dass der Projektleiter seinen Job hinterfragt. Denn er ist hin- und hergerissen zwischen Schweiz und USA, wo seine Frau herkommt. Am Schluss entscheidet sich das Paar, auszuwandern und der Projektleiter hängt seinen Drohnen-Job an den Nagel.