Führt die Schweiz bald drittes Geschlecht ein?

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Bern,

In der Schweiz leben mindestens 40'000 Transmenschen. Der Bundesrat will nun für sie die rechtliche Geschlechts-Änderung einführen.

Kriegt die Schweiz bald ein drittes amtliches Geschlecht?
Kriegt die Schweiz bald ein drittes amtliches Geschlecht? - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat will die rechtliche Änderung des Geschlechts vereinfachen.
  • Die Einführung eines dritten amtlichen Geschlechts steht zur Debatte.
  • In Deutschland wurde dieses bereits eingeführt.

Bei vielen Menschen weicht die Geschlechtsidentität vom bei der Geburt eingetragenen Geschlecht ab. Dennoch müssen diese vor ein Zivilgericht, wenn sie sich ihre Geschlechtsidentität bestätigen lassen wollen. Der Bundesrat möchte dies nun ändern. Für eine Änderung des amtlichen Geschlechts soll es künftig nur noch eine Erklärung gegenüber dem Zivilstandsamt brauchen. Der Bundesrat schickt die entsprechende Vorlage noch im Frühling in die Vernehmlassung.

Nach Angaben des Transgender Network Switzerland leben in der Schweiz mindestens 40'000 Transmenschen. Die Organisation begrüsst diesen Schritt zwar, fordert aber die Einführung eines dritten amtlichen Geschlechts, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. In Deutschland ist dieses bereits eingeführt worden.

Vorstösse noch nicht behandelt

Die Nationalrätinnen Rebecca Ruiz (SP) und Sibel Arslan (Grüne) sehen das ebenso. «Auf lange Sicht führt kein Weg an der Einführung eines dritten amtlichen Geschlechts vorbei», sagt Ruiz der Zeitung. Deswegen reichten sie je einen Vorstoss zum Thema ein. Diese wurden im Plenum jedoch noch nicht behandelt. Der Bundesrat sei aber überzeugt, dass sich die Schweiz mit der Frage eines dritten Geschlechts auseinandersetzen müsse, heisst es beim Bundesamt für Justiz auf Anfrage der «Luzerner Zeitung».

In Deutschland ist das dritte Geschlecht bereits amtlich.
In Deutschland ist das dritte Geschlecht bereits amtlich. - Keystone

Doch das Anliegen hat auch Gegner. SVP-Nationalrat Yves Nidegger sieht keinen Handlungsbedarf, da es zu wenig Fälle von Intersexuellen gebe. 2016 schrieb der Bundesrat, dass jährlich etwa 40 Kinder mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung zur Welt kämen.

«Intersex-Menschen müssten nach der Geburt nicht operiert werden, weil sie ja nicht mehr einem Geschlecht zugeordnet werden müssten», meint dagegen Arslan. Denn noch immer finden solche Genitalverstümmelungen kurz nach der Geburt statt.

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