Für Jonas Projer ist CVP-Lombardi zuwenig repräsentativ für die CVP
Die CVP wirft Arena-Moderator Jonas Projer vor, gezielt Abweichler einzuladen. SRF spricht von Druckversuchen auf die Gästeliste.

Das Wichtigste in Kürze
- Die CVP-Führung wirft SRF vor, gezielt Abweichler in die Arena einladen zu wollen.
- CVP-Ständerat Lombardi habe man wieder ausgeladen, weil er die CVP-Mehrheit vertrete.
- SRF spricht dagegen von Druckversuchen auf die Gästeliste der Arena.
Auge um Auge, Zahn um Zahn: Die CVP gibt der Arena aufs Dach, SRF gibt mit gleicher Münze zurück. Als wäre das Thema der Sendung vom Freitag nicht schon brisant genug: Die Kriegsmaterial-Exporte in Krisengebiete. Jetzt hat die CVP auch noch das Kriegsbeil ausgegraben gegen Moderator Jonas Projer.
Gäste ausgeladen, Pfister aufgeladen
Projer wolle unbedingt einen Befürworter des umstrittenen Bundesrats-Entscheids aus der CVP in der Sendung haben, obwohl die Mehrheit der CVP dagegen sei, tobt Parteipräsident Gerhard Pfister. Als Projer merkte, dass der angefragte CVP-Ständerat Filippo Lombardi die Lockerung der Kriegsmaterial-Exporte ablehne, sei er wieder ausgeladen worden, «mit der Begründung, ich sei zurzeit nicht repräsentativ für die CVP», schreibt Lombardi selbst in einer Klarstellung.
Entspannt hat die Situation mittlerweile einzig, dass Projer die Sendung nicht moderieren wird: Er wird zum fünften Mal Papa und will bei der Geburt dabei sein. SRF nimmt zum auf Twitter geführten Schlagabtausch stattdessen Stellung: Es gebe immer wieder Versuche, die Arena-Gästeliste zu beeinflussen. «Entscheidend ist, dass die Arena Druckversuchen nicht nachgibt und unabhängig entscheidet», sagt Mediensprecher Stefan Wyss zu Nau.

«Arena macht ihren Job nicht»
Von Druck könne keine Rede sein, twittert derweil Parteipräsident Gerhard Pfister: «Öffentliche Debatten sind das Gegenteil davon.» In der Ständeratskommission hätten zwei von vier CVPlern Ja gestimmt – jetzt diese beiden herauszupicken, entgegen der Mehrheitsmeinung in der CVP, sei zwar seitens der Arena nicht überraschend. Aber: «Fands einfach besonders schönes Beispiel, wie die ihren Job (nicht) machen.
In die gleiche Richtung zielt CVP-Aussenpolitikerin Elisabeth Schneider-Schneiter: «Herr Projer hätte sich informieren müssen» - und das habe er wohl nicht. «Es ist eine unsensible Planung seitens der Arena», erst recht auch das Angebot, halt zwei CVPler einzuladen: Einen dafür, einen dagegen. «Das geht ja gar nicht!», enragiert sich die Nationalrätin. Und für Pfister ist klar: Die CVP soll verantwortlich gemacht werden für einen Entscheid, denn primär FDP und SVP verantwortet haben.
Ist es Wahnsinn, oder hat es Methode?
Die von der CVP-Bundesrätin Leuthard beaufsichtigte SRG mit dem Ex-CVP-Regierungsrat Michel Cina als Präsidenten will die CVP in die Pfanne hauen? Es gehe nicht um die CVP, sagt Schneider-Schneiter: «Für die SRG ist wie für andere Medien die Mitte-Position nicht wahnsinnig sexy. Es ist nicht schwarz-weiss, sondern differenziert und ‹sowohl als auch›. Das ist unser Dilemma.»
Dass die SRG Mühe hat, die CVP zu verstehen, bestätigt gegenüber Nau auch der Tessiner Nationalrat Marco Romano. Er sei von RSI in eine Sendung eingeladen und als «Waffenlobbyist» vorgestellt worden. Als er die gegenteilige Meinung vertrat, «waren sie erstaunt und nicht mehr sicher, ob ich zur Sendung gehöre». Er durfte mitmachen, war aber weiterhin der Waffenlobbyist. «Das nenne ich: Vorurteile und Besserwisser».
Sehr geehrter Herr NR Pfister: Diese Aussage entspricht nicht den Tatsachen. Keine Einladung, keine Ausladung. Team #srfarena klärt immer zuerst Verfügbarkeiten, hier u.a. bei mehreren CVP-Ständeräten (SR Hegglin, SR Baumann, SR Lombardi). Freundliche Grüsse, JP https://t.co/N7PL7xxNwB
— Jonas Projer (@jonasprojer) September 5, 2018
Keine Verschwörung, sondern simple Fehlleistung von SRF. Das zeigt die Begründung der Ausladung: Lombardi, der die Mehrheitsmeinung der CVP vertritt, sei ‚nicht repräsentativ‘ für die CVP.
— Gerhard Pfister 🤍💙💛 (@gerhardpfister) September 6, 2018