Ignazio Cassis: «Es können auch Kriminelle unter Flüchtlingen sein»
Auch Bundespräsident Ignazio Cassis beschäftigt der Ukraine-Krieg. Er stehe in engem Kontakt mit Präsident Selenskyj. Nach Kiew reisen wird er aber nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Ignazio Cassis wird nicht nach Kiew reisen, dafür aber nach Polen.
- Mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj stehe er in engem Kontakt.
- Auch spricht der Bundesrat von Herausforderungen für die Schweiz.
Auch nach über drei Wochen spitzt sich die Lage in der Ukraine weiter zu. Zwar kann Präsident Wolodymyr Selenskyj die wichtigsten Gebiete halten, doch die russischen Truppen rücken immer näher.
Eine Situation, die auch an der Schweiz nicht spurlos vorbeigeht – im Gegenteil. Bundespräsident Ignazio Cassis spricht in der Sendung «TalkTäglich» von einer sehr düsteren Zeit. Er sei zwar in Zeiten des Kalten Krieges aufgewachsen. Doch «meine Generation hätte nicht damit gerechnet, dass wir in Europa je wieder von einem Krieg sprechen.»
Als Aussenminister der Schweiz pflegt er einen engen Kontakt mit der Ukraine. Erst im Oktober letzten Jahres war er bei Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Besuch. Die Frage, ob er nach Kiew reisen würde – wie es andere Staatschefs gemacht haben – verneinte Cassis diese Woche.
Im Interview mit «TalkTäglich» erklärt der 60-Jährige nun aber: «Ich stehe in sehr engem Kontakt mit Präsident Selenskyj und Premierminister Schmyhal – telefonisch.» Dabei erfahre Ignazio Cassis auch, was die beiden Männer schon alles Schreckliche erlebt haben: «Sie sehen ihre Mitmenschen sterben, unschuldige Menschen.»
Ignazio Cassis: Flüchtlingsstrom stellt Schweiz vor Herausforderung
Dinge, vor welchen inzwischen mehr als eine halbe Million Zivilisten geflohen sind. Zuflucht geben ihnen zahlreiche Nachbarsländer, aber auch die Schweiz. «Stand jetzt sind schon 8000 Flüchtlinge gekommen», erklärt Cassis. Und pro Tag würden es immer mehr, mehr als normalerweise in einem Monat.
«Es ist eine gewaltige Herausforderung für Bund und Kantone.» Die ganze Quantität mache es nicht einfacher, gesteht der Bundespräsident.
«Wir müssen aufpassen. Es können sich auch kriminelle Menschen unter den Flüchtlingen befinden.» Eine genaue Registrierung sei deshalb von grosser Bedeutung, gerade für die Sicherheit der Schweiz.
Auf die Kritik, dass der Bundesrat bei den Sanktionen zu lange gewartet habe, reagiert Cassis verständnislos: «Der Bundesrat hat in der Geschichte der Schweiz noch nie so schnell entschieden, Sanktionen zu verhängen.»
Für Ignazio Cassis geht es diesen Sonntag noch Polen, wo er mit dem Premierminister Mateusz Morawiecki die Kriegslage beurteilen will. Auch eine Reise an die Grenze zur Ukraine ist geplant.