Instagram Betrüger geben sich als Politiker aus
Profile von Politikern auf Social-Media wie Instagram sind besonders beliebte Angriffsziele von Betrügern. Dabei haben gerade sie besonders viel zu verlieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Politiker werden vermehrt Opfer von Fake-Profilen auf Social Media.
- Die Betrüger versuchen so an sensible Daten wie Handynummern oder Bankkonten zu gelangen.
- Für Politiker sind solche Fake-Profile besonders gefährlich, jedoch aus anderem Grund.
Matthias Aebischer hat Ihnen eine Freundschaftsanfrage auf Instagram geschickt. Ja klar, nehme ich an. Kurz darauf eine Nachricht: Hey kannst du mir deine Handy-Nummer schicken? Ja klar, kein Problem.
Instagram-Account: Der Teufel liegt im Detail
Doch dann beginnt die Sache zu stinken. «Ich schicke dir eine SMS zu einem Wettbewerb, schick mir dann bitte den Code».
Erst jetzt fällt auf: Das Instagram-Profil von Matthias Aebischer hat eine Unstimmigkeit. Statt matthiasaebischer lautet der Profilname matthiasaebischer_. Eine Underline, die kaum auffällt. Vor allem, wenn man nicht darauf achtet.
Das Häckchen markiert den echten Matthias Aebischer
SP-Nationalrat Aebischer war überrascht. «Ich habe von dem Fake-Profil von einer Freundin meiner Tochter erfahren», erklärt er auf Nachfrage. «Mir ist es sehr peinlich, wenn in meinem Namen an Leuten, die ich gut kenne, solches Zeug schreiben wird. Ich finde es extrem mühsam und ärgerlich.»
Aebischer will seinen Instagram-Account verifizieren lassen. Bei Twitter und Facebook liess er sich bereits als «echt» bestätigen. Dies wird mit einen Häckchen neben dem Namen angezeigt. Die Verifikation steht jedoch nur für bekannte Persönlichkeiten, Marken oder Organisationen zur Verfügung.
Die Verifikation lässt sich in der App beantragen. Neben dem vollständigen Namen verlangt Instagram ein Profilfoto und die Kopie eines amtlichen Ausweises. Das Häckchen kann danach aber von Instagram jederzeit wieder entfernt werden. Bei Twitter ist zusätzlich Geburtsdatum und Links zu öffentlichen Referenzen nötig.
Für Politik steht besonders viel auf dem Spiel
Glaubwürdigkeit sei für einen Politiker nämlich sehr wichtig, erklärt Aebischer. Der ehemalige SRF-Moderator lehrte fast 15 Jahre an der Universität Freiburg im Bereich Medien und Kommunikation.
«Mit solchen Fake-Profilen kann man Politikern grossen Schaden zufügen. Besonders heikel sind Aussagen politischer Art.» Die Aufforderung an einem Wettbewerb teilzunehmen sei noch relativ einfach als Fake zu erkennen.
Doch was, wenn ein falsches Aebischer-Profil sich plötzlich für Atomkraftwerke oder weniger Velowege einsetzen würde? Wer würde merken, dass dies nicht der Position des SP-Politikers entspricht?
Auf Instagram macht sich Aebischer weniger Sorgen, die Instagram-Nutzer würden über eine hohe Medienkompetenz verfügen, findet er. So wie seine Töchter. «Sie haben sofort gemerkt, dass es sich um einen Fake-Account handelt, weil am Schluss ein Underline angefügt war.»
Aebischer: «Die Jungen haben eine gute Medienkompetenz»
Im Hause Aebischer wird daher auch über Fake-News diskutiert. «Ich spreche mit meinen Töchtern oft über das Thema. Manchmal fragen Sie mich sogar, ob Dinge stimmen, die tatsächlich wahr sind. Etwa ob Russland wirklich in die Wahlen in den USA eingegriffen hätte.»
Aebischers Fake-Account wurde mittlerweile gelöscht. Trotz den Betrugsversüchen – er vertraut auf den gesunden Menschenverstand der User.
«Ich bin optimistisch. Die Jungen sind sehr kritisch und haben eine gute Medienkompetenz. Sie analysieren den Absender, den Inhalt.»
