Das Interesse an E-Autos lässt nach. Braucht es neue Fördermassnahmen oder können Billig-Marken aus China für Aufschwung sorgen?
Tesla Model Y
Der Tesla Model Y ist das bei Weitem beliebteste Elektroauto in der Schweiz – doch das Interesse ist rückläufig. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast drei Viertel der Schweizer Bevölkerung planen nicht, ein E-Auto zu kaufen.
  • Weitere Fördermassnahmen sind politisch umstritten.
  • In die Bresche springen könnten allenfalls Billig-Marken aus China.
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Schon der Blick in die Statistik zeigt es: Der Anstieg bei den neu zugelassenen Elektroautos war auch schon höher. Aktuell sei er «teilweise sogar stagnierend», sagt SVP-Nationalrat Thomas Hurter. Er ist Präsident sowohl des Automobil-Clubs (ACS) wie auch des Verbands der Garagisten (AGVS).

In einer Umfrage zeigt sich aber auch: Das Interesse ist kaum mehr da. 74 Prozent der Schweizer Bevölkerung wollen sich kein Elektroauto zulegen.

Elektroautoproduktion Volkswagen Zwickau
Elektroautoproduktion bei Volkswagen in Zwickau - POOL/AFP

Die sinkenden Verkaufszahlen seien absehbar gewesen, sagt Jürg Grossen. Der Präsident der Grünliberalen und von Swiss e-Mobility ist aber zuversichtlich. Dies ändere nichts an der langfristigen Entwicklung hin zum fossilfreien, vollelektrischen Antrieb.

Strompreis ist schuld – oder doch die Importsteuer?

Die in der Umfrage genannten Gründe lassen indes beide Parlaments-Auto-Lobbyisten nur bedingt gelten. Genannt wurden da zum Beispiel der Wegfall von Fördermassnahmen und der hohe Strompreis. «Benzin ist in den letzten Jahren ebenfalls deutlich teurer geworden», gibt Grossen zu bedenken. Dass hingegen E-Autos nicht mehr von der Importsteuer befreit sind, sieht er durchaus als Faktor.

Jürg Grossen Thomas Hurter
GLP-Präsident Jürg Grossen (links) und SVP-Nationalrat Thomas Hurter (rechts). - keystone

Thomas Hurter würde die Gründe für die E-Auto-Flaute viel weiter fassen: «Die grundsätzliche Diskussion um Energie (Produktion und Versorgung) hat verunsichert. Nicht zuletzt auch die Aussagen über ‹Blackout› oder nur Strom bis April.»

«Die Politik ist immer zu spät»

Jetzt sei die Wirtschaft gefragt, in der Schweiz die Energieversorgung zu sichern, betont Hurter. Entsprechend brauche es auch keine Massnahmen seitens der Politik, um das Interesse an der E-Mobilität wieder anzukurbeln: «Die Politik ist immer zu spät.»

Elektroauto Grüne Zone Ladestation
Ladestationen für Elektrofahrzeuge (Symbolbild). - sda

Ganz anders Jürg Grossen, denn: «Die grösste Bremse der Elektrifizierung bleibt die schwierige Situation beim Einbau der Heimladestationen», insbesondere bei Mieterinnen und Mietern. Hier habe das Parlament eben gerade in der Sommersession die Chance, dies zu ändern: mit der Zustimmung zu Grossens Motion zu diesem Thema.

Billig-Marken aus China – bald noch billiger?

Zu einem stärkeren Anstieg bei Elektro-Neuwagen beitragen könnte indes auch die Weltpolitik. Gerade eben hat US-Präsident Joe Biden unter anderem Sonderzölle von 100 Prozent auf Elektroautos aus China verhängt. Auch die EU sieht die Überflutung des Markts mit chinesischen Billig-Angeboten kritisch.

Elektroauto China
Die chinesischen Elektroauto-Exporte seien 2023 um 70 Prozent gestiegen – und das gefährde die Investitionen in anderen Ländern, argumentiert die US-Regierung. - Xiao Yijiu/XinHua/dpa

Also muss China wohl anderweitig seine E-Auto-Flut loswerden – zu noch günstigeren Schleuderpreisen? Denn in der Schweiz sind Strafzölle kaum vorstellbar: «Wir haben ein Freihandelsabkommen mit China», gibt Jürg Grossen zu bedenken.

Dass chinesische Stromkarossen noch billiger als billig werden, glaubt TCS-Sprecherin Vanessa Flack hingegen nicht. China werde kaum auf Vorrat produzieren: Das mache angesichts der sich schnell entwickelnden Technologien keinen Sinn.

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