Ist #MeToo nur eine «linksradikale Polit-Kampagne»?

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Zürich,

Nach einem Jahr ist #MeToo noch immer in aller Munde. Die Diskussion über sexuelle Übergriffe auf Frauen passt Claudio Schmid (SVP) aber überhaupt nicht.

Der SVP-Politiker Claudio Schmid spricht 2014 im Zürcher Kantonsrat.
Der SVP-Politiker Claudio Schmid spricht 2014 im Zürcher Kantonsrat. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die MeToo-Debatte veranlasst Frauen öffentlich über sexuelle Belästigung zu sprechen.
  • Die meisten Männer schweigen dazu – aus gutem Grund, findet Claudio Schmid.
  • MeToo sei eine linksradikale Politkampagne aus den USA.

Seit einem Jahr geistert ein Hashtag – ursprünglich aus den USA – durch die Netzwelt: MeToo. Darunter meldeten sich Frauen zu Wort, die Opfer sexueller Belästigung durch Männer wurden. Hollywoodregisseur Harvey Weinstein, Schauspieler Bill Cosby oder zuletzt Richterkandidat Brett Kavanaugh kamen durch die Bewegung in Bedrängnis.

In der Diskussion um den von Donald Trump nominierten konservativen Kandidaten Kavanaugh, der vor über 30 Jahren eine Frau sexuell belästigt haben soll, erhitzten sich die Gemüter. Auch der Zürcher SVP-Politiker Claudio Schmid schaltete sich in die Diskussion ein.

Radikale linke Kampagne

Daraufhin wurde Schmid von einem User gefragt, ob er denn auch glaube, dass die Anklägerin Christine Blasey Ford lüge? Seine Antwort: «Nein. Frau Ford wurde vor 35 Jahren blöd bzw. anzüglich angesprochen, was im #metoo Zeitalter eine Vergewaltigung darstellt.» Der Zürcher Kantonsrat Schmid hat diesen Tweet kurz darauf wieder gelöscht.

Nau wollte von ihm wissen, warum er den Tweet zurücknahm. «Ich lösche alle Antworten auf meine Tweets innert einer Stunde. Nicht weil ich diese nicht wollte, sondern weil es mir wichtig ist, eine Meinung weiterzugeben.» Und weil dies via direkter Nachrichten eben nicht gehe.

SVP-ler wittert Verschwörung der Demokraten

Jedoch: Psychologie-Professorin Ford wirft Brett Kavanaugh nicht nur eine «blöde Anmache» vor, sondern versuchte Vergewaltigung. Kavanaugh habe sie an einer Schülerparty 1982 begrabscht, ihr den Mund zu gehalten, sich an ihr vergangen. Das beschrieb sie unter Eid vor dem US-Senatsausschuss.

«Wo sind die Beweise?», fragte Schmid in einem weiteren Antwort-Tweet, den er kurz darauf ebenfalls löschte. Claudio Schmid vermutet, dass hinter den Anschuldigungen Fords etwas anderes stecke. «Das ist eine radikale linke Politkampagne der Demokraten gegen Brett Kavanaugh.» Auch die MeToo-Debatte bezeichnet er als «linksradikale verlogene Politkampagne aus den USA».

Die Debatte sei absurd, findet er. «Man sollte besser über jene Frauen reden, die im Iran und in Saudi-Arabien hingerichtet werden.» Er hoffe, dass die Debatte bald ein Ende findet.

Die Episode zeigt: Ein Jahr nach Beginn der MeToo-Debatte ist es für Männer schwierig, sich mit den richtigen Worten zu dem Thema zu äussern. Wer es trotzdem tut, exponiert sich. So wie Kantonsrat Schmid, der gleich noch einen Tweet dazu hinterher schiebt – den er kurz darauf ebenfalls wieder löscht.

SVP-Kantonsrat Claudio Schmid twittert am Montag zum Thema Brett Kavanaugh.
SVP-Kantonsrat Claudio Schmid twittert am Montag zum Thema Brett Kavanaugh. - Twitter/@schmid_claudio

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