Jacqueline Fehr (SP) will Ende der Gratistests für Partys
Um eine höhere Impfquote zu erreichen, will Jacqueline Fehr Druck auf die Jungen machen. Vor dem Clubbesuch soll künftig das eigene Portemonnaie gezückt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Um eine höhere Impfquote zu erreichen, will Jacqueline Fehr den Zögerern zuhören.
- Auf die Jungen soll hingegen mit dem Ende der Gratistests Druck gemacht werden.
- Die SP-Regierungspräsidentin sieht die Impfdebatte als Vorbote zukünftiger Konflikte.
Bloomberg hat vor kurzem die Schweiz auf Platz zwei der erfolgreichsten Staaten im Umgang mit der Pandemie gesetzt. In Sachen Impfquote ist man in Westeuropa hingegen Schlusslicht. SP-Regierungspräsidentin Jacqueline Fehr will das möglichst bald ändern.
Der Kanton Zürich werde nach den Sommerferien Impfbusse in Dörfer oder vor Berufsschulen schicken. Im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagt Fehr: «Sie sollen jene umstimmen, denen das Impfen bisher zu umständlich war.» Geplant seien vorerst zwei bis drei Busse – je nach Bedarf lasse sich das steigern.
Dabei soll es nicht bleiben: «Die Gratistests für reine Freizeitaktivitäten müssen in zwei, drei Monaten auslaufen.» Fussballspiele oder Clubbesuche sollen künftig aus dem eigenen Portemonnaie bezahlt werden. Damit will die 58-Jährige vor allem Druck auf die Jungen machen. «Mit dem Ende der Gratistests können wir sie anstupsen.»
Jacqueline Fehr: «Mit dem Impfen schützt man andere Menschen»
Impfverweigerer hält Jacqueline Fehr für unsolidarisch. «Ungeimpfte erwarten, dass sie bei einem Autounfall von fittem Gesundheitspersonal behandelt werden. Gleichzeitig tragen sie mit ihrer Impfverweigerung zu deren Überlastung bei. Das ist nicht solidarisch.»
Genau bei dieser Personengruppe will sie das Gespräch suchen. Jacqueline Fehr: «Längst nicht alle sind Verschwörungstheoretiker. Wir müssen uns an die Gesprächsbereiten wenden.» Laut ihr sei das die Mehrheit der heute noch Ungeimpften.
Ausweitung der Zertifikatspflicht bei Überlastung der Spitäler
Bei einer drohenden Überlastung der Spitäler befürwortet sie deshalb, dass die Zertifikatspflicht auf Restaurants oder Fitnessclubs ausgeweitet werde. Eine Zweiklassengesellschaft befürchtet sie deswegen nicht.
«Ein Gefahrentransport muss andere Bedingungen erfüllen als ein Lastwagen, der Tomaten geladen hat», hält Fehr fest. Auch Geimpfte und Ungeimpfte seien in ihrer Gefährlichkeit ungleich, weshalb unterschiedliche Regeln für sie gemacht werden könnten.
Für Fehr ist die schnelle Impfung hierzulande ein Privileg. Der Staat müsse den gelagerten Impfstoff, spätestens dann, wenn er zu verfallen droht, weitergeben. «Es gibt genügend andere Länder, die auf den Impfstoff angewiesen sind. Irgendwann muss man sagen: So, das war's jetzt, ihr kennt das Risiko.»