Johann Schneider-Ammann über seinen Rücktritt
Er ist nicht müde, sondern sieht nur so aus, Frauen sollen unbedingt kandidieren und seine Enkel müssen sich in Acht nehmen: Hier kommt der «aktive Grossvater».
Das Wichtigste in Kürze
- Johann Schneider-Ammann tritt als Bundesrat zurück und wird «aktiver Grossvater».
- Er widerspricht der Darstellung, er sei amtsmüde.
- Trotz hängiger heikler Geschäfte hinterlasse er keine Baustellen, sagt er im Interview.
Es gab Applaus im Parlament für den zurücktretenden Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Seine Leistung, egal ob man politisch mit ihm einig ist, wird gewürdigt. Manch einer wird aber auch ein paar Klatscher mit den Gedanken «endlich!» begleitet haben.
«Müde ist, wer arbeitet»
Johann Schneider-Ammann galt als amtsmüde, aber auch als physisch am Limit: Immer wieder sei er in Sitzungen eingenickt. Sein Gesichtsausdruck wirkte oft ermattet. Amtsmüde sei er nicht, stellt Schneider-Ammann klar. Aber müde schon: «Das kommt davon, wenn man Tag und Nacht arbeitet – das ist ganz normal.»
Er sei jedenfalls oft eher bei der Sache gewesen als manch ein anderer am Tisch. Auch dass er viele Baustellen hinterlasse – Streit mit den Gewerkschaften im EU-Dossier, Streit mit den Bauern, Streit wegen Kriegsmaterialexporten – stellt Schneider-Ammann in Abrede.
Rückzug ins Privatleben
Ausschlaggebend für seinen Rücktritt sei nicht zuletzt seine Frau gewesen, die auf vieles verzichtet habe während seiner Amtszeit. Und offenbar hat der Bundesrat auch sein inneres Kind wiederentdeckt: Als «aktiver Grossvater» will er sich seinen Enkeln widmen, zum Beispiel beim Eisenbahn spielen. Auch wenn er den harten Boden danach jeweils in den Gliedern spüre.
Der harte Boden der Realität hat ihn aber auch schon als Bundesrat eingeholt. Er gibt im Video-Interview zu: Vor seinem Amtsantritt sei er wohl auch etwas naiv gewesen, was das politische Geschäft angehe. Da wird wohl die kindliche Naivität der Enkel zwar physisch herausfordernd, aber psychisch heilsam sein.