Jungfreisinn-Präsident Andri Silberschmidt zeigt FDP-Ständerat Damian Müller die rote Karte
Das Geldspielgesetz erhitzt die Gemüter. Aber nicht primär inhaltlich – die kommende Abstimmung schlägt einen Graben zwischen Jungpolitikern und ihren Mutterparteien. Innerhalb der FPD scheint der Graben besonders gross zu sein. Und zwei offene Briefe sorgen für weiteren Zündstoff.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Geldspielgesetz führt zu weiteren Spannungen innerhalb der FDP.
- Ständerat Damian Müller schreibt einen offenen Brief an Andri Silberschmidt.
- Müller: «Es geht um Ideologie! Ihr glaubt, dass im Internet alles frei sein muss»
- Silberschmidt wehrt sich: «Du nimmst einen Kollateralschaden für unsere Partei in Kauf»
Jungpolitiker um den Zürcher Andri Silberschmidt haben das Referendum für das Geldspielgesetz ergriffen. Dies lief zwar harzig, aber mit einer Geldspritze von ausländischen Casinos kam es doch noch zustande. Seither weibelt Silberschmidt für ein Nein am 10. Juni in einem zeitweise dreckigen Wahlkampf.
Offener Brief von Ständerät Müller
Nachdem Silberschmidt seine Position in der Luzerner Zeitung ausführlich darlegen konnte, meldet sich der Luzerner Ständerat Damian Müller. In einem offenen Brief will Müller seinem jüngeren Parteikollegen ins Gewissen reden.
«Es geht um Ideologie! Ihr glaubt, dass im Internet alles frei sein muss. Ich bin nicht viel älter als du, aber dezidiert der Meinung, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sein darf», schreibt Müller. Weiter kritisiert er die finanzielle Hilfe aus dem Ausland, die zur Realsierung des Referendums beigetragen hat: «Das ist übrigens eine Premiere in der rund 140-jährigen Geschichte des Referendums: Noch nie zuvor wurde eine Unterschriftensammlung aus dem Ausland finanziert. Das, lieber Andri, gibt mir als Demokrat zu denken.»
Silberschmidt: «Rote Karte!»
Die Antwort des Präsidenten der Jungfreisinnigen liess nicht lange auf sich warten. Er äussert sich heute Nachmittag auf Facebook ebenfalls dazu und wirft Müller vor, einen Kollateralschaden für die Partei in Kauf zu nehmen: «Wer offene Briefe schreibt – zumal an einen Parteikollegen – will keine Antwort, sondern sucht in der Regel die Konfrontation.» Dieses Foul gäbe im Fussball die rote Karte.
Silberschmidt wiegt sich in Sicherheit: «Darf ich dich daran erinnern, dass unsere Partei, die FDP Schweiz, in einer demokratischen Entscheidung mit sehr klarer Mehrheit die Nein-Parole beschlossen hat?»
Ein Riss in der FDP?
Dass bereits viel Geschirr zerschlagen ist, zeigt sich mitunter an der Wortwahl. Silberschmid setzt das Wort Parteifreund in Anführungszeichen – so sicher ist er sich der Freundschaft nicht mehr. Die Vorwürfe Müllers, er müsse sich als Demokrat Sorgen machen, kontert Silberschmidt mit dem Hinweis auf die – demokratische – Parolenfassung der FDP: Ein Nein.
Müller stellt Silberschmid dagegen in die libertäre Ecke, was diesem ganz offensichtlich überhaupt nicht behagt. Er bezeichnet diesen Vorwurf als absurd.